OHB an Definitionsphase für Venusmission EnVision beteiligt. Orbiter soll Erkenntnisse über geologische Entwicklung liefern. Eine Pressemitteilung der OHB SE Bremen.
Quelle: OHB SE.
Bremen, 1. Juli 2021. Die OHB System AG, ein Tochterunternehmen des Technologie- und Raumfahrtkonzerns OHB SE, wird im Unterauftrag von Thales Alenia Space die Struktur und das Thermalsystem für den europäischen Venusorbiter EnVision definieren. Die Mission wurde am 10. Juni von der Europäischen Weltraumorganisation ESA für die Implementierung ausgewählt und soll revolutionäre Erkenntnisse über die geologische Entwicklung der Venus liefern.
Venus: Schwesterplanet der Erde
Die Venus ist der nächste Nachbarplanet der Erde und ähnelt ihr in Größe, Masse und chemischer Zusammensetzung. Trotzdem könnten die Bedingungen auf den beiden Planeten nicht unterschiedlicher sein. Als einziger Gesteinsplanet in unserem Sonnensystem hat die Venus eine ständig undurchsichtige und extrem dichte Atmosphäre. Diese besteht zu gut 96 Prozent aus Kohlenstoffdioxid und lastet am mittleren Bodenniveau mit einem Druck von 92 bar auf dem Planeten. Die Wolken der Venus setzen sich hauptsächlich aus Schwefelsäuretröpfchen zusammen und obwohl sie einen großen Teil der Sonnenstrahlung reflektieren, liegt die mittlere Oberflächentemperatur auf dem Planeten bei gut 460 °C. Dafür verantwortlich ist der starke Treibhauseffekt, der in erster Linie durch die hohen Mengen an Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre bedingt wird.
Warum haben sich Venus und Erde derart unterschiedlich entwickelt?
Warum Erde und Venus sich seit der Entstehung des Sonnensystems derart unterschiedlich entwickelt haben, ist eine der Kernfragen, die durch EnVision beantwortet werden sollen. Bei der Mission handelt es sich um die fünfte Medium-Class-Mission, die im Cosmic-Vision-Programm der ESA für die Implementierung ausgewählt wurde. Eine weitere Medium-Class-Mission innerhalb des Programms ist die von OHB als Hauptauftragnehmer geführte PLATO-Mission. Um umfassendes Datenmaterial zur Oberflächenbeschaffenheit, inneren Struktur und Atmosphärenzusammensetzung der Venus sammeln zu können, soll EnVision mit einer Reihe von unterschiedlichen Instrumenten ausgestattet werden. Dazu zählen unter anderem ein von der NASA beigesteuertes Synthetic Aperture Radar und mehrere Spektrometer.
EnVision tritt die Nachfolge der hocherfolgreichen ESA-Mission Venus Express an, die von 2006 bis 2014 die Atmosphäre der Venus erforschte und bahnbrechende Erkenntnisse in Bezug auf möglicherweise auf der Venusoberflächen vorhandene vulkanische Hotspots lieferte. Gemeinsam mit den kürzlich angekündigten neuen Venus-Missionen der NASA DAVINCI+ und VERITAS wird EnVision das bisher umfangreichste Datenmaterial über den Schwesterplaneten der Erde liefern.
„Wir wissen bisher nur sehr wenig über die Venus – und das, obwohl sie der nächste Nachbarplanet unserer Erde ist“, betont Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB SE. „Das ist auch einer der Gründe dafür, dass wir 2019 die Serie #DestinationVenus ins Leben gerufen haben, um auf die Bedeutsamkeit einer neuen europäischen Venusmission aufmerksam zu machen. Umso mehr freue ich mich, dass EnVision nun in die Tat umgesetzt wird.“
„Die Venus ist ein hochspannender Planet“, fügt Jan Knippschild, Projektmanager für EnVision bei OHB, hinzu. „Wir freuen uns, mit unserer Expertise zur Definition der Mission beitragen zu können.“
Der Start von EnVision soll voraussichtlich mit einer Ariane 6 erfolgen. Das erste Startzeitfenster für die Mission öffnet sich in 2031, weitere Möglichkeiten bestehen in den Jahren 2032 und 2033.
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