Europa bleibt auf Kometenjagd. Nach der anfänglichen Enttäuschung über den Startstopp der Ariane-Trägerrakete sieht man bei der ESA die Startverschiebung der Mission Rosetta inzwischen als eine in überschaubarer Zeit zu realisierende Herausforderung.
Ein Beitrag von meiklampmann. Quelle: ESA.
Ein neues Ziel für Rosetta soll, so ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood, bis Mai gefunden sein. Rosetta ist tot – es lebe Rosetta. Das ist die aktuelle Quintessenz eines der ehrgeizigsten und teuersten Weltraumvorhaben der Europäer. Mit Rosetta soll eine Raumsonde zum ersten Mal auf eine Umlaufbahn um einen Kometen gebracht und ein Lander auf ihm abgesetzt werden. Dabei geht es um die Urmaterie des Sonnensystems und die Frage, ob Kometen das Leben einst auf die Erde gebracht haben. Die 700 Millionen Euro teure Rosetta-Mission der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ist so einzigartig und bedeutsam wie die erste bemannte Mondlandung. Es steht deshalb außer Frage: Nach der schweren Ariane-Panne im Dezember wäre ein Start im Januar zu risikoreich gewesen. Doch nur ein pünktlicher Start bis zum Monatsende hätte Rosetta zu dem bisher vorgesehenen Kometen Wirtanen gebracht. Dieses Ziel, für das die Wissenschaftler über ein Jahrzehnt gearbeitet haben, ist damit unerreichbar geworden. Der Stopp bedeutet also lediglich ein „Aus“ für Wirtanen, nicht jedoch für die anspruchsvolle Mission.
Das Rosetta-Team ist gegenwärtig auf der Suche nach einem neuen Ziel für die Kometensonde. Als Starttermin wird ein Zeitraum zwischen 2004 bis 2006 anvisiert. Kriterien für die Auswahl sind der zu erwartende wissenschaftliche Ertrag, die Risiken für die Raumsonde (Flugroute) sowie die zusätzlichen Geldmittel. Beim nächsten Meeting des Science Programme Committee der ESA am 25./26. Februar 2003 will die Europäische Raumfahrtagentur die Liste geeigneter Ziel-Kometen vorstellen und entsprechende Vorschläge unterbreiten.
Bereits Ende Mai sollen Auswahl und Ausarbeitung der neuen Rosetta-Mission abgeschlossen sein. Die Kosten für die Startverschiebung werden auf etwa 50 bis 100 Millionen Euro geschätzt.
„Über ein Jahrzehnt haben wir bei der Entwicklung und beim Bau von Rosetta so manche Hürde genommen“, berichtete Gerhard Schwehm, Projektwissenschaftler für Rosetta. „Diese neue Herausforderung werden mit der gleichen Energie sowie mit dem gleichen Enthusiasmus angehen und sie so zum Erfolg führen.“ Bis zum neuen Starttermin wird die Sonde nun „in die Garage gefahren“ und sicher verwahrt. Dazu müssen die Batterien entnommen, der Treibstoff abgelassen und die Harpunen des Landers demontiert werden. „Dieselbe Sorgfalt, die wir beim Bau der Sonde aufgewandt haben, werden wir nun investieren, um Rosetta sicher zu verwahren, damit sie im allerbesten Zustand ist, wenn es soweit ist“, erklärte Rosetta-Projektmanager John Ellwood.
Zwar ist das Rendezvous zwischen Rosetta und Wirtanen geplatzt, aber in Kürze wird ein neuer Schweifstern gefunden sein, dessen Name den europäischen Kometenforschern bald ebenso geläufig sein wird wie Wirtanen.