Neues von Intelsat und Telkom

Intelsat ersetzt Intelsat 5 mit Telkom 2. Telkom lässt Telkom 3S als Ersatz für Telkom 2 starten. Intelsat 33e hat nach Triebwerksproblemen seine Einsatzposition zwischenzeitlich bezogen.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Arianespace, Boeing, Intelsat, Raumfahrer.net, Reschetnjow, Telkom, Thales Alenia Space.

PAS-5 alias Intelsat 5 im All – Illustration
(Bild: Hughes)

Intelsat 5 …
… kreist seit seinem Start als PAS-5 für PanAmSat auf einer Proton-K-Rakete mit Block-DM3-Oberstufe am 27. August 1997 um die Erde. Die Auslegungsbetriebsdauer des dreiachsstabilisierten Satelliten von 15 Jahren ist also bereits deutlich überschritten. Die Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren an Bord zeigten allerdings bereits im Frühjahr 1998 Anzeichen eines nicht erwarteten Kapazitätsverlusts. Das führte dazu, dass in Schattenphasen nicht mehr alle elektrischen Verbraucher an Bord mit Strom versorgt werden konnten. Wiederkehrende Abschaltungen von Teilen der Kommunikationsnutzlast mit C- und Ku-Band-Transpondern wurden erforderlich. Im Herbst 1998 hatte sich der Zustand des Stromversorgungssystems noch einmal verschlechtert. Das Versicherungsunternehmen Lloyds nennt einen Überschuss von Elektrolyt, der zum Versagen von Akkumulatoren-Zellen führte.

PanAmSat konnte schließlich berichten, für den zuerst bei 26 Grad Ost im Geostationären Orbit eingesetzten Satelliten eine Kompensationszahlung erhalten zu haben, weil er sich formal als Totalverlust habe deklarieren lassen. Lloyds notiert als Datum des Totalverlusts den 10. September 1998.

Wie andere Satelliten aus der gleichen Bauserie blieb auch PAS-5 nicht von Problemen mit seinem elektrischen, das Edelgas Xenon als Arbeitsmedium nutzenden Antriebssystem verschont. Es hört auf den Namen XIPS für Xenon Ion Propulsion System. Es hat vier XIPS-13-Triebwerke mit einem Durchmesser von jeweils 13 Zentimetern, einem Strombedarf von jeweils unter 500 Watt sowie einem Schub von je rund 18 Millinewton (17,2 mN bei 750 V, 421 W). PAS-5 war der erste Satellit auf Basis des Satellitenbus HS-601 von Hughes (jetzt BSS-601 / Boeing) mit einem derartigen Antriebssystem, das insbesondere für das Positionshalten in Nord-Süd-Richtung vorgesehen wurde.

Ab Mai 2002 nutzte Arabsat noch einsetzbare C-Band-Transponder des Satelliten und nannte ihn Arabsat 2C, später dann Badr C. Zum 1. Februar 2007 wurde nach einem Eigentümerwechsel die Umzeichnung des bei 26 Grad Ost positionierten Raumfahrzeugs in Intelsat 5 offiziell vollzogen. Im Oktober 2008 zog der Satellit an eine Position bei 169 Grad Ost um, um von dort aus Empfänger in Ostasien und Ozeanien mit Ausstrahlungen im C-Band zu versorgen. Im Frühjahr 2013 erfolgte eine erneute Umsetzung. Bei 157 Grad Ost „steht“ der Satellit aktuell über dem Pazifik und nutzt weiter nur die C-Band-Transponder seiner Kommunikationsnutzlast. Der Orbit des Satelliten ist mit etwas über drei Grad mittlerweile wieder leicht geneigt, was auf einen sparsamen Umgang mit oder das Ausbleiben von Bahnkorrekturen in Nord-Süd-Richtung spricht.

Telkom 2 – Illustration
(Bild: Orbital ATK)

Telkom 2 …
… befindet sich seit Ende 2005 im All. Bei einem der üblichen Doppelstarts von Kommunikationssatelliten mit einer Ariane-5-Rakete war der Satellit am 16. November 2005 gestartet worden (Arianespace Flugnummer V167). Telkom 2 basiert auf dem Satellitenbus GEOStar von Orbital ATK und wurde mit 28 Transpondern für das C-Band ausgerüstet. Der dreiachsstabilisierte Satellit hatte eine Startmasse von 1.930 Kilogramm und eine Auslegungsbetriebsdauer von 15 Jahren. Sein Betreiber, der Kommunikationssatellitenbetreiber PT Telekomunikasi Indonesia (Telkom) aus Indonesien mit Sitz in Bandung, setzte ihn zuletzt bei 118 Grad Ost im Geostationären Orbit ein.

Vier Jahre will Intelsat Telkom 2 als Nachfolger von Intelsat 5 bei 157 Grad Ost nutzen, und hat mit Telkom eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Erwartet wird, das sich Telkom 2 noch bis ins Jahr 2021 hinein sinnvoll einsetzen lassen wird.

Telkom 3S …
… ist Telkoms Nachfolger für Telkom 2. Das S in der Bezeichnung von Telkom 3S signalisiert, dass es sich außerdem um einen Ersatzsatelliten handelt – das S steht für spare, englisch für Ersatz. Zu ersetzen ist Telkom 3, ein Produkt von Reschetnjow in Schelesnogorsk bei Krasnojarsk in Sibirien. Telkom 3 basiert auf dem Satellitenbus Express 1000H / 1000N und erhielt eine Kommunikationsnutzlast von Thales Alenia Space. Der Start von Telkom 3 erfolgte am 6. August 2012. Wegen eines Fehlers der Breeze-M-Oberstufe wurde jedoch kein nützliches Ergebnis erreicht. Nach dem Abbruch der dritten geplanten Oberstufen-Brennphase wurden Express-MD2 und Telkom-3 in Orbits ausgesetzt, aus denen sie konstruktionsbedingt ihre vorgesehenen Einsatzorbits geostationär über dem Äquator nicht aus eigener Kraft erreichen konnten (rund 266 x 5.013 Kilometer, 49,9 Grad Bahnneigung).

Telkom 3 – Illustration
(Bild: Reschetnjow)

Arianespace plant den Start von Telkom 3S für Telkom zusammen mit SKY Brasil-1 für AT&T und DIRECTV derzeit für den 14. Februar 2017 und hat dafür die Flugnummer VA235 vergeben. Telkom 3S ist ein Produkt von Thales Alenia Space (TAS) und basiert auf dem Satellitenbus Spacebus 4000B2 (improved). Für Abbau von Restinklination und zur Ausbildung einer annähernden Kreisbahn hat der Satellit einen 400 Newton starken Apogäumsmotor bekommen. Für Bahnerhalt und Lageregelung besitzt er sechzehn 10 Newton starke Triebwerke vom Typ S10-18. Hersteller aller Triebwerke ist die Airbus Safran Launchers, welche außerdem Ablass-, Füll- und Pyroventile beisteuerte.

Das dreiachsstabilisierte Raumfahrzeug wurde mit 24 C-Band-Transpondern, 8 Transpondern für das erweiterte C-Band und 10 Transpondern für das Ku-Band ausgestattet. Positionieren will sein Betreiber den neuen Satelliten bei 118 Grad Ost im Geostationären Orbit, wo bisher Telkom 2 steht.

Telkom 3S im All – Illustration
(Bild: Thales Alenia Space)

Die Startmasse von Telkom 3S liegt im Bereich von 3.500 Kilogramm. Als Nutzlastleistung nennt TAS rund 6,3 Kilowatt (laut TAS März 2015 ~8 kW), als Auslegungsbetriebsdauer 15 Jahre. Ausstrahlen soll der neue Erdtrabant hochaufgelöste Fernsehprogramme (HDTV) für Empfänger in Indonesien und dem Südosten Asiens sowie Internet- und Mobilfunkdienste.

Intelsat 33e …
… musste mit einem alternativen Flugprofil in den Geostationären Orbit gesteuert werden. Nach seinem Start am 24. August 2016 auf einer Ariane-5-Rakete traten Probleme mit dem chemischen Antriebssystem des Satelliten auf. Die Probleme führten dazu, dass der Apogäumsmotor des dreiachsstabilisierten Satelliten nicht wie im vorgesehenen Ausmaß geplant zum Abbau der nach dem Start verbliebenen Rest-Inklination und der Ausbildung einer annähernden Kreisbahn auf Höhe des Geostationären Orbits verwendet werden konnte.

Mittlerweile hat Intelsat 33e seine Einsatzposition bei 60 Grad Ost im Geostationären Orbit bezogen und hat am 29. Januar 2017 den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Ursprünglich war der Betriebsbeginn des auf Boeings Satellitenbus 702MP basierenden Raumfahrzeugs um den 1. November 2016 herum erwartet worden.

Für den Abbau der verbliebenen Bahnneigung und die Ausbildung einer annähernden Kreisbahn hatte man den Satelliten mit einem Apogäumsmotor vom Typ LEROS des Herstellers Moog ausgestattet. Nach seinem Start war Intelsat 33e auf einem hochelliptischen, rund sechs Grad gegen den Äquator geneigten Geotransferorbit mit einem der Erde nächsten Bahnpunkt um 250 Kilometer über der Erde und einem erdfernsten Bahnpunkt in Höhe des Geostationären Orbits ausgesetzt worden.

Zwischen dem 27. August und dem 4. September 2016 hätte der Hydrazin (N2H4) mit Distickstofftetraoxid (NTO / nitrogen tetroxide / N2O4) verbrennende Motor mehrere Einsatzphasen absolvieren sollen. Der Satellit mit einer Startmasse von rund 6.600 Kilogramm dürfte anfangs über zusammen rund 3.500 Kilogramm beider Treibstoffkomponenten verfügt haben. Mit einem Teil des Treibstoffs konnte der Apogäumsmotor zunächst das Erreichen einer rund zwei Grad gegen den Erdäquator geneigten 9.950 x 35.750 Kilometer Bahn verwirklichen.

Am 9. September 2016 teilte Intelsat mit, dass man wegen einer Fehlfunktion des Apogäumsmotors nun länger für die erforderliche Bahnanhebung brauchen werde. Man arbeitete dann mit den chemischen Triebwerken für Lageregelung und Bahnerhalt an Bord des Satelliten, um ihn zu seiner Einsatzposition zu steuern. Die ursprüngliche Auslegungsbetriebsdauer von 15 Jahre könnte durch die Manöver vielleicht um maximal 18 Monate geringer ausfallen.

Intelsat 33e über der Erde – Illustration
(Bild: Boeing)

Der neue Erdtrabant ist der zweite einer Serie von neuartigen Kommunikationssatelliten für ein Netzwerk mit hohem Durchsatz unter der Bezeichnung Intelsat EpicNG. C-Band-Spots adressieren Telekommunikationsnetzwerkbetreiber in Asien, Australien, Europa, dem Mittleren Osten und in Zentralafrika, die große Datenmengen umschlagen. C-Band-Ausleuchtzonen über dem Bereich des afrikanischen Kontinents unterhalb der Sahara dienen der Verbreitung von Daten- und Informationsdiensten. Ku-Band-Spots erlauben Breitbanddienste für Afrika, Asien, Europa und den Mittleren Osten. Eine Ku-Band-Ausleuchtzone dient der Ausstrahlung von Radio- und TV-Programmen für Asien, Europa und den Mittleren Osten.

Über Intelsat 33e verbreitete maritime Breitbandanwendungen werden unter anderem von GEE, Marlink und Speedlink vermarktet. Wifi-Netzwerkunterstützung für Luftfahrzeuge via Intelsat 33e gibt es über Gogo und Panasonic Avionics. Außerdem zählen Breitbandanbieter, Telekommunikationsnetzwerkbetreiber und Fernsehgesellschaften beispielsweise aus Armenien, Dschibuti, Kamerun, Pakistan, Russland, Südafrika und den USA zu den Nutzern des neuen Intelsat.

Intelsat 5 alias PAS-5 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 24.916 und als COSPAR-Objekt 1997-046A.
Telkom 2 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28.902 und als COSPAR-Objekt 2005-046A.
Telkom 3 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 38.744 und als COSPAR-Objekt 2012-044A.
Intelsat 33e ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.748 und als COSPAR-Objekt 2016-053B.

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