ESA-Generaldirektor Jan Wörner und NASA-Administrator Jim Bridenstine haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Europa dem Mond noch näher bringt. Eine Information der Europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA).
Quelle: ESA.
Im Rahmen der historischen Vereinbarung werden ESA-Mitgliedsstaaten eine Reihe wesentlicher Elemente für den ersten bemannten Außenposten in einem Mond-Orbit, auch bekannt als Lunar Gateway, liefern.
Damit bestätigt sie die Verpflichtung der ESA, mindestens zwei Europäische Servicemodule zu liefern. Diese werden das NASA-Raumschiff Orion mit Elektrizität, Wasser, Sauerstoff und Stickstoff versorgen. Weitere Servicemodule sollen folgen. Die ESA erhält außerdem drei Flugmöglichkeiten für europäische Astronautinnen und Astronauten, um zum Gateway zu reisen und dort zu arbeiten.
Das Gateway wird die nachhaltige Erforschung der Mondumgebung und des Mondes selbst ermöglichen, ebenso wie die Untersuchung und Demonstration von Technologien und Prozessen, die für eine zukünftige Marsmission notwendig sind. Ein weiterer Beitrag der ESA im Rahmen der Absichtserklärung zu diesem internationalen Projekt besteht im Bau des sogenannten I-Hab, einem Haupt-Wohnmodul für Astronautinnen und Astronauten, die im Gateway im Einsatz sein werden.
ESPRIT, ein zweiter Beitrag, umfasst erweiterte Kommunikationstechnologien, Ressourcen zum Auftanken sowie ein Fenster, das dem in Europa gefertigten Cupola-Beobachtungsturm der Internationalen Raumstation ISS ähnelt. Dies steht in Einklang mit dem, was die Mitgliedsstaaten auf der ESA-Ministerratskonferenz Space19+ im letzten Jahr genehmigt haben, das im spanischen Sevilla stattfand.
Die Absichtserklärung wurde wegen der Einschränkungen im Zuge der COVID-19-Pandemie nicht während eines persönlichen Treffens unterzeichnet. ESA-Generaldirektor Jan Wörner merkt an, dass die Beteiligung der ESA am NASA-Programm Artemis schon seit vielen Jahren vorbereitet wird.
„Seit 20 Jahren sind permanent Menschen im Weltraum, und zwar an Bord der Internationalen Raumstation ISS – solch ein Level an Kooperationen zwischen verschiedenen Staaten haben wir noch nie gesehen. Die nachhaltige Erforschung des Weltraums erfordert koordinierte, internationale Anstrengungen. Europa hat sich dabei als starker und verlässlicher Partner bewiesen“, erklärt Wörner.
„Diese Absichtserklärung markiert einen kritischen Punkt in der europäischen Raumfahrtgeschichte: Sie bestätigt, dass wir dem Mond noch ein Stücken näher rücken, und zwar nicht nur mit unserer Ausrüstung und unserer Technologie, sondern auch physisch, mit unseren Astronautinnen und Astronauten. Europa wird eine zentrale Rolle in der neuen Ära der globalen Weltraumerforschung spielen, an der Seite der NASA und von unseren Partnern. Dabei werden wir vorbildliche, wegweisende Architekturen liefern, mit denen wir nicht nur Mond und Mars erkunden, sondern auch zukünftige Generationen inspirieren werden.“
David Parker, ESA-Direktor für astronautische Raumfahrt und robotische Exploration, teilt diese Empfindung. „Es ist eine Ehre für die ESA, die NASA im Artemis-Programm zu unterstützten und die ISS-Partnerschaft nun auf den Mond auszuweiten“, sagt Parker.
„Jeder astronautische Flug zum Mond mit dem neuen Orion-Raumschiff wird auf Strom, Antrieb, Sauerstoff und Wasser angewiesen sein, das vom Europäischen Servicemodul bereitgestellt wird. Europa wird Unterkünfte für die Crew, Telekommunikation und Ressourcen zum Auftanken liefern sowie eine atemberaubende Aussicht auf den Mond ermöglichen – dank der ESA-Beiträge zum Lunar Gateway. Darüber hinaus werden auch europäische Astronauten zum Gateway fliegen, um zum ersten Mal im Weltraum zu leben und zu arbeiten.“
Marco Ferrazzani, Leiter der ESA-Rechtsabteilung und leitender Unterhändler der ESA für die Absichtserklärung betont die Bedeutung dieser bahnbrechenden Unterzeichnung.
„Die Unterzeichnung dieser Vereinbarung ermöglicht der NASA und der ESA eine einzigartige Partnerschaft für die Zusammenarbeit an einem physisch besetzten Außenposten in der Nähe des Mondes. Dabei bauen die Partner auf den umfangreichen Erfahrungen auf, die sie in ihren langjährigen Kooperationen gesammelt haben. Für unsere zukünftige Rolle bei der Erforschung des Weltraums wird das Ausmaß der Absichtserklärung ebenso groß sein wie das der Absichtserklärung für die Internationale Raumstation.“
„Die Verhandlung wurde durch die unermüdliche Arbeit der ESA-Mitgliedsstaaten unterstützt, die, genau wie für die Internationale Raumstation, gemeinsam beschlossen haben, sich zu einem einzigen europäischen Partner zusammenzutun. So wurde der Beginn dieser europäischen Anstrengungen bei der Erkundung des Monds überhaupt möglich.“
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