Neuer Rekord von Spitzer

Das Spitzer Weltraumteleskop entdeckt und entdeckt. Diesmal sind es mehrere Galaxiencluster, die etwa sieben bis neun Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Diese Entdeckungen dürften selbst ein Observatorium wie Spitzer bis an sein Limit gefordert haben.

Ein Beitrag von Martin Ollrom. Quelle: Spitzer. Vertont von Dominik Mayer.

Astronomen haben das Spitzer-Weltraumteleskop verwendet, um eine seltene und außergewöhnliche Art von Galaxien zu untersuchen. Diese Galaxien dürften sich weit entfernt von der Erde gebildet haben. Bisher gab es so eine scheinbare Grenze für Spitzer: sieben Milliarden Lichtjahre. Alles darüber konnte Spitzer noch nicht sehen. Nun hat man jedoch diese Art von Galaxien in weit höherer Entfernung entdeckt – neuer Rekord. br>

Spitzer/NASA
Spitzer sah diese Galaxiecluster aus einer Zeit, als das Universum erst 4,5 Milliarden Jahre alt war
(Bild: Spitzer/NASA)

Um die Cluster zu finden, musste sich das Team sorgfältig durch die Bilder von Spitzer arbeiten. Nebenbei hat es auch noch Kataloge von anderen Infrarotobservatorien durchsucht. Ebenso kamen erdgebundene Observatorien zum Einsatz, um Spitzer zu entlasten und zu unterstützen. Um die genaue Entfernung von diesen Clustern errechnen zu können, achtete man auf die Galaxienfarbe und arbeitete dann die Verdächtigen mit dem Keck-Observatorium auf Hawaii durch. Durch diesen Vorgang wurde eine wahre Flut von Galaxien entdeckt. Die am weitesten entferne Galaxie wurde mit neun Milliarden Lichtjahren angegeben – somit wurde die scheinbare Spitzer-Grenze von sieben Milliarden Lichtjahren bei Weitem überboten. Dieses Licht stammt demnach aus einer Zeit, in der das Universum selbst erst 4,5 Milliarden Jahre alt war – heute glaubt man, dass das Universum etwa 13,7 Milliarden Jahre alt ist.

„Eine Galaxie zu finden, die neun Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist, ist sehr aufregend“, meint einer der Hauptverantwortlichen der Studie, Dr. Peter Eisenhardt, vom NASA JPL. „Es ist sehr erstaunlich, dass Spitzer nun neun Milliarden Lichtjahre in die Vergangenheit des Universums blicken kann. Das ist ja für uns hier unvorstellbar.“ Dieselbe Methode brachte insgesamt vier Funde. Jedoch waren nicht alle dieser Vier so weit entfernt.

„Spitzer ist ein exzellentes Instrument, um weit entfernte Galaxien zu entdecken und zu untersuchen. Der Grund dafür ist ihre Infrarotstrahlung, die ausgesprochen hoch ist, und somit hat Spitzer die beste Chance sie zu entdecken“, erklärt sich Dr. Mark Brodwin, vom JPL der NASA, den Erfolg von Spitzer. Galaxiencluster sind die größten, uns bekannten, gebundenen Strukturen im Weltall. Ein typischer Galaxiencluster kann mehrere tausend Galaxien beinhalten und somit Billionen von Sternen – von Planeten ganz zu schweigen. Aufgrund der hohen Masse und Größe sind sie sehr rar im Universum. Ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung (alles in Relation gesehen): wäre die Erde das gesamte Universum, dann wären die Länder die Galaxien und die Kontinente die Galaxiencluster.

Galaxiencluster wachsen wie Schneebälle – sie nehmen neue Galaxien mittels Gravitationsinteraktionen auf, die über einen Zeitraum von Milliarden von Jahren aufgetreten sind. Aufgrund dieses Wissens glauben die Forscher, dass solche gigantischen Phänomene in weit entfernten Bereichen unseres Universums eigentlich immer seltener werden. „Das Hauptziel dieser Untersuchungen ist es, den ungefähren Entstehungstermin zu berechnen“, meint Dr. Adam Stanford, Universität von Kalifornien. Er und Eisenhardt waren die Leiter dieser Untersuchungen.

Es ist das zweite Mal, dass das Team Eisenhardt – Stanford den Rekord der Galaxienentfernung bricht. 1997 hatten sie einen Galaxiencluster entdeckt, der sich 8,7 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Allerdings war damals Spitzer nicht involviert. „Der Unterschied zu 1997 ist folgender: damals suchten wir nicht danach und fanden einen. Die jetzigen Untersuchungen waren aber extra für diese Galaxiencluster ins Leben gerufen worden. Weil solche Cluster ziemlich massiv sind, muss man schon ziemlich tief in die Geschichte des Universums blicken, um einen zu entdecken.“

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