Die International Hydrographic Organization IHO hat erstmals einen Leitfaden zur Anwendung von Fernerkundungsverfahren für die Bestimmung von Wassertiefen herausgegeben. Das neue Dokument „Best Practice Guide Satellite-Derived Bathymetry (SDB) B-13“ geht auf die wichtigsten Methoden und Faktoren ein, die bei der Kartierung flacher Küstengebiete mittels SDB zu berücksichtigen sind. Eine Pressemitteilung der International Hydrographic Organization IHO.
Quelle: IHO via EOMAP GmbH & Co. KG 5. Juni 2024.
5. Juni 2024 – Die Tiefe und Form des Meeresbodens in flachen Gewässern genau zu kennen, ist für Küstenstaaten von entscheidender Bedeutung. Damit lassen sich Gefahren für die Schifffahrt oder Naturrisiken erkennen, aber auch küstennahe Maßnahmen in den Bereichen Natur- und Küstenschutz, Tourismus, Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung besser planen. Um diese sensible Meereszone besser zu verstehen, erweitern die Akteure laufend ihr Kartierungs- und Vermessungsinstrumentarium und greifen verstärkt auf satellitengestützte Bathymetrie (SDB) zurück. Für Anwendung dieser neuen Technologie hat die IHO unter der Bezeichnung „Best Practice Guide Satellite-Derived Bathymetry (SDB) B-13“ erstmals einen Leitfaden erarbeitet und nun herausgegeben. Sie enthält technische Beispiele aus der Praxis, Anleitungen und Hintergrundinformationen zu SDB-Techniken sowie eine technikneutrale Beschreibung der Erfassung, Verarbeitung, Analyse, Interpretation und Weitergabe der resultierenden Daten.
Mit satellitengestützter Bathymetrie (SDB) lässt sich die Wassertiefe anhand aktiver oder passiver Satellitensensoren berechnen. SDB ermöglicht es, diese Vermessungsdaten fernab vom Vermessungsort aus Satellitenaufnahmen zu generieren. Dies ist besonders hilfreich für völlig unzugängliche Gebiete und solche, die nur unter Gefahren oder schwer mit den klassischen Methoden zu vermessen sind. Auch für die Erfassung küstennaher Daten, die häufig aktualisiert werden müssen, ist SDB äußerst nützlich. Zudem kann SDB in Vorbereitung schiffsgestützter hydroaakustischer Vermessungen in unbekannten Gewässern die eigentliche Datenaufnahme vor Ort sicherer gestalten.
„SDB wird zwar hochgenaue hydroakustische oder Lidar-Vermessungen nicht vollkommen ersetzen, kann aber sehr effektiv sein, wenn die Möglichkeiten dieser Technologie voll ausgereizt werden. Somit stellt SDB eine wertvolle Ergänzung des klassischen hydroakustischen Instrumentariums der Seevermessung dar,“ erklärt Dr. Mathias Jonas, IHO-Generalsekretär.
Dass die Kartierung unserer Meere, Ozeane und Wasserstraßen notwendig und sehr nützlich ist, ist weitgehend bekannt. Doch die in vielen Seegebieten noch immer defizitäre Datenlage bleibt eine Herausforderung. Dies gilt vor allem für flache Küstengebiete, in denen der Meeresboden sehr dynamisch sein kann, was laufend aktualisierte Vermessungen erfordert. In diesen Gebieten kann es auch für etablierte schiffsgestützte Techniken schwierig sein, effizient und sicher zu arbeiten. Daher ist es sinnvoll, alle verfügbaren Technologien und Ansätze für die erforderliche Datenerhebung in Betracht zu ziehen und dabei die Aspekte räumliche Auflösung, Messunsicherheit und entstehenden Kosten gegeneinander abzuwägen. So kann die deutlich preiswertere satellitengestützte Bathymetrie (SDB) eine wichtige Rolle bei der Kartierung und Überwachung von Küstengebieten spielen.
„Die Gemeinschaft der nationalen hydrographischen Dienste steht weiterhin vor einer großen Herausforderung, was die verfügbaren Mittel und Ressourcen angeht, um eine detaillierte Karte unseres Meeresbodens zu erhalten und zu verbessern. SDB kann hier zur kosteneffizienten Vermessung schwieriger flacher Küstengebiete beitragen“, bestätigt David Parker, Vorsitzender der IHO-Arbeitsgruppe Hydrographische Vermessungen.
Der neue IHO-Leitfaden „B-13“ gibt einen Überblick über Methoden und Faktoren, die für optimale Ergebnisse satellitengestützter Bathymetrie zu berücksichtigen sind. Erstellt wurde der Leitfaden vom IHO-Projektteam für SDB, das Knut Hartman von EOMAP leitet. Diesem Team innerhalb der IHO-Arbeitsgruppe“ Hydrographische Vermessungen“ gehören Experten für Hydrographie und Meeresbodenkartierung aus vielen hydrographischen Diensten der Mitgliedstaaten sowie aus Industrie und Hochschuleinrichtungen an. Zusammen erarbeiten sie weltweit einheitlichen Leitlinien für alle, die gemeinsam die Kartierung der Ozeane, insbesondere sehr flacher Gewässer, verbessern wollen.
„Satellitengestützte Bathymetrie erfordert multidisziplinäres Wissen in den Bereichen Hydrographie, Erdbeobachtung, IT und Kompetenzentwicklung. Für diese Herausforderung wurde das SDB Best Practice Team gegründet, das sich zu einem internationalen Expertenteam aus dem privaten und öffentlichen Sektor entwickelt hat. Die B-13-Veröffentlichung ist nicht nur das sichtbare Ergebnis einer großartigen internationalen Zusammenarbeit. Sie ist auch ein wichtiger Meilenstein für die SDB-Technologie insgesamt“, erklärt Knut Hartmann, Vorsitzender des IHO-Projektteams für satellitengestützte Bathymetrie.
Satellite-Derived Bathymetry Best Practice Guide” (B-13):
https://iho.int/uploads/user/pubs/bathy/B_13_Ed100_032024.pdf