Während Messdaten des europäischen Orbiters Mars Express neue Spekulationen über mögliche Lebensformen auf dem Mars anheizen stehen dem Missionsteam der amerikanischen Mars-Rover mit dem Ende der Erde-Mars-Konjunktion einschneidende Veränderungen bevor.
Autor: Michael Stein.
Wasserdampf und Methan: Spuren von Leben?
Bei der Analyse von Daten, die das in Italien gebaute Planetary Fourier Spectrometer (PFS) von der Marsatmosphäre geliefert hat, sind den Wissenschaftlern drei Regionen auf dem Roten Planeten aufgefallen, bei denen sowohl Spuren von Wasserdampf wie auch Methan zu finden sind.
Wasserdampf findet sich in großen Höhen zwischen 10 und 15 Kilometern überall recht gleichmäßig über den Planeten verteilt in der Atmosphäre, in Bodennähe jedoch weisen drei äquatornah gelegene Regionen eine zwei- bis dreimal höhere Wasserdampfkonzentration als gewöhnlich auf. Diese drei Gebiete (Arabia Terra, Elysium Planum und Arcadia-Memnonia) decken sich ziemlich gut mit Regionen, in denen vor einigen Monaten der amerikanische Orbiter 2001 Mars Odyssey Wassereisvorkommen knapp unter der Oberfläche entdeckt hatte – eine plausible Erklärung für die von Mars Express gemessenen erhöhten Konzentrationen von Wasserdampf in Bodennähe.
Richtig interessant wird es jedoch dadurch, dass das PFS über den drei genannten Regionen auch noch deutlich erhöhte Methankonzentrationen in der Marsatmosphäre entdeckt hat. Methan wird auf der Erde unter anderem auch als Abfallprodukt von Bakterien ausgeschieden. Wäre es da nicht denkbar, dass auch auf dem Mars in tieferen, eventuell durch geothermale Prozesse erwärmten und mit Wasser durchsetzten Bodenschichten primitive Lebensformen existieren, die für die gemessenen Methanvorkommen verantwortlich sind? Diese Hypothese zu überprüfen bleibt zukünftigen Landemissionen vorbehalten, eine schöne Anregung für die weitere Suche nach Leben auf unserem Nachbarplaneten ist sie jedoch allemal.
Ansonsten hat Mars Express die Erde-Mars-Konjunktion der letzten Wochen, als die Sonne fast exakt zwischen den beiden Himmelskörpern stand, gut hinter sich gebracht: „Wir haben uns auf den Verlust des Funkkontaktes für ca. eine Woche eingestellt und die Onboard-Software war dafür vorbereitet. Tatsächlich haben wir während der gesamten Periode ein Signal von MEX empfangen und wussten daher, dass alles klaglos verlief“, so fasst Dr. Rudolf Schmidt, Missionsleiter von Mars Express, diese Zeit gegenüber Raumfahrer.net zusammen. Angesichts der momentan guten Beobachtungsbedingungen für den europäischen Orbiter werden wir in den kommenden Monaten sicher eine Vielzahl neuer Fotos und Daten vom Roten Planten erwarten können.
Mars-Rover: Mehr Geld und neue Verfahren
Seit Wochenbeginn besteht auch zu den beiden amerikanischen Mars-Rovern wieder ein stabiler Funkkontakt. „Es ist ein Erleichterung, diese Wochen hinter sich gebracht zu haben“, so Jim Erickson, Rover-Projektmanager beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. „Nicht nur, dass die Kommunikation unterbrochen war, die beiden Rover mussten in dieser Zeit auch den schlimmsten Teil des Winters auf der marsianischen Südhalbkugel überstehen.“ Der marsianische Winter stellt für die alleine auf Solarenergie angewiesenen Rover eine harte Bewährungsprobe dar, da ausgerechnet in Zeiten niedrigster Temperaturen weniger Energie als sonst für das Aufladen der Batterien und den Betrieb der Heizelemente zur Verfügung steht.
Zeitgleich mit der Wiederaufnahme des Funkkontakts erreichte die Missionsspezialisten die Nachricht, dass die Finanzierung dieser spektakulären Mars-Mission durch die NASA für weitere sechs Monate gesichert ist. Diese bereits zweite Verlängerung der Missionsdauer (die so genannte Primärmission der Rover war auf 90 Tage angesetzt!) bringt jedoch einige gravierende Änderungen mit sich. So werden alle 150 Mitglieder der beiden Roverteams in dieser Phase von ihren verschiedenen Institutionen in den USA und Europa aus arbeiten (statt wie bisher beim JPL). Den Kontakt miteinander und die Datenverbindungen werden über dafür vorgesehene Hard- und Softwarekomponenten gehalten, die den Teammitgliedern in den letzten Wochen zur Verfügung gestellt worden sind. Außer einer Kostenreduzierung bringt dieser Schritt auch noch einen anderen positiven Effekt mit sich: „Wir kehren zurück zu einem normaleren Leben, zurück zu unseren Familien und werden dennoch jeden Tag den Mars erforschen“, so Dr. Steve Squyres, wissenschaftlicher Leiter der Rover-Mission.
Bis zum Jahresende wird darüber hinaus eine weitere Änderung beim Betrieb der Rover praktiziert: Angesichts des geringeren Energiebudgets während des verbleibenden marsianischen Winters werden die Rover nur fünf Tage pro Woche operieren, so dass ihnen mehr Zeit für das Aufladen der Batterien verbleibt. Damit einhergehend wird das Ingenieursteam der Mission um zwanzig Prozent auf rund 100 Mitarbeiter reduziert, bis Spirit und Opportunity ab Januar 2005 mit höher stehender Sonne wieder auf eine 7-Tage-Woche umschalten – sofern sie dann noch funktionsfähig sind.
Die NASA hat auf den Rover-Missionsseiten zwei Aufnahmen bereitgestellt, auf denen der bisherige Weg der beiden Rover auf der Marsoberfläche eingezeichnet ist. Spirit befindet sich immer noch am Fuße der „Columbia Hills“, während Opportunity unverändert im Krater „Endurance“ auf seine nächsten Anweisungen wartet.
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