Die NASA wirft ihr Netz bei der Untersuchung des Shuttle-Unglücks nun sehr viel weiter aus. Dabei entfernt sie sich auch von der Theorie, wonach eine Beschädigung durch Isoliermaterial des Außentanks Ursache für das Unglück gewesen ist.
Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: Space.com.
Andere Möglichkeiten – von einem versehentlichen Entweichen explosiver Stoffe an Bord bis zu einer Kollision mit Weltraummüll oder gar einem Defekt in einem der Flügel – könnten die Ursache für den Verlust der Kontrolle über die Raumfähre sein, die nun erforscht werden.
Space Shuttle-Programmmanager Ron Dittemore sagte, dass jede Theorie geprüft werde.
„War es etwas, was nach dem Start passierte? War es etwas, das während der Landung eintrat? Oder war es etwas, was während der Aufstiegsphase passierte, das wir nicht gesehen haben? Dies sind alle Möglichkeiten“, sagte Dittemore auf der Pressekonferenz am Mittwoch.
Am Donnerstag arbeiteten in starkem Regen weiter Suchteams, um in Texas und Louisiana nach Trümmerteilen zu suchen, die Hinweise auf die Ursache des Unglücks liefern könnten. In Washington wird unterdessen eine Erinnerungsveranstaltung zum Gedenken der sieben Opfer in der National Cathedral vorbereitet.
Vier Tage lang hatten sich die Untersuchungen nach der Ursache des Auseinanderbrechens der Columbia auf ein etwa ein Kilogramm schweres Stück der Isolierung konzentriert, das sich kurz nach dem Start von dem externen Tank der Raumfähre gelöst hatte und mit einer Tragfläche kollidiert war. Nach dieser Theorie wären die Hitzkacheln an dieser Stelle so stark beschädigt worden, dass sie das Shuttle beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nicht mehr richtig schützen konnten und so das Unglück einleiteten.
Aber Dittemore sagte, dass dieser Einschlag nicht stark genug gewesen sein kann, den Shuttleabsturz zu verursachen: „Es macht für uns keinen Sinn, dass ein umherfliegendes Stück der Isolierung der Hauptgrund für den Verlust der Columbia und ihrer Besatzung gewesen ist“, sagte Dittemore. „Es muss einen anderen Grund geben.“
In einem von mehreren Faktoren, die untersucht werden, entdeckte das Untersuchungsteam, dass das automatische Kontrollsystem des Shuttles beim Wiedereintritt Probleme hatte, den korrekten Winkel für die sichere Rückkehr auf die Erde beizubehalten.
Der Autopilot löste daraufhin die schnelle Bewegung der Ruder-Klappen aus und eventuell auch die Aktivierung von Manöverdüsen, um die Columbia – vergeblich – auf der richtigen Bahn zu halten.
Dittemore sagte, da sei etwas auf dem linken Flügel gewesen, „das wir noch nicht wissen“, und dass sich so am Wind rieb, dass es das Raumfahrzeug nach links zog. Der Autopilot startete „mehr und mehr ‚Muskeln‘ zur Flugkontrolle“ in dem Versuch, die Columbia auf Position zu halten, sagte er, aber kurz bevor uns die letzten Signale den Boden erreichten, wurde es klar, „dass wir begannen, diese Schlacht zu verlieren“.
Dittemore nimmt an, dass der Luftwiderstand durch eine raue Oberfläche, fehlende Teile oder einem Fehler am Flügel ausgelöst worden sein könnte. Zudem erforschten Ingenieure die Frage, ob der Anstieg der Temperatur auf der linken Seite Auslöser für den Verlust der Kontrolle über den Shuttle und seinem Auseinanderbrechen gewesen ist.