In allen bisherigen Computermodellen zur Klimaentwicklung wurde dem Einfluss der Sonne auf Veränderungen des Klimas eine große Bedeutung beigemessen. Ein genauerer Blick auf frühere Sonnenstudien und das Studium anderer sonnenähnlicher Sterne lassen nun Zweifel an einem solch intensiven Zusammenspiel aufkommen.
Ein Beitrag von Roger Spinner. Quelle: none.
Peter Foukal, Physiker bei Heliophysics Inc., Gerald North von der A&M Universität Texas, sowie Tom Wigley, Klimaexperte am National Center for Atmospheric Research (NCAR) , veröffentlichten am 1. Oktober eine entsprechende Studie im Magazin Science. Die National Science Foundation sowie die NASA finanzierten die Studie.
Bisherige Klimamodelle haben beispielsweise den Einfluss langfristiger Schwankungen der Strahlungsintensität der Sonne in Verbindung mit präindustriellen Klimaänderungen, wie der so genannten kleinen Eiszeit im 17. und 18. Jahrhundert, gebracht.
Während dieser Zeit wurden in Europa sehr kalte Winter beobachtet. Mitte des 17. Jahrhunderts drangen die Gletscher in den Alpen bis weit in flachere Gebiete vor und verdrängten zum Teil ganze Ansiedlungen. Flüsse und Seen froren zu und das Packeis drang weit nach Süden vor. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es langsam wieder wärmer.
Obwohl dieses Abkühlen hauptsächlich in Europa aufgetreten ist, wurde es bisher im Allgemeinen einer schwächeren Phase der Sonnenaktivität zugeschrieben.
Die Autoren sind der Ansicht, dass der Einfluss langfristiger Schwankungen der Strahlungsintensität auf das Klima unserer Erde in den Klimamodellen, wie sie in der letzten Dekade verwendet wurden, fünfmal höher bewertet wurde als sich rechtfertigen lässt. Sie bezweifeln daher, dass die Sonne für eine Vielzahl von Veränderungen in unserem Klima verantwortlich ist. Die Wissenschaftler führen die beobachteten Klimaänderungen viel mehr auf eine Kombination von natürlichen Faktoren sowie den Einfluss des Menschen zurück.
Das Entfernen des Sonneneinflusses auf die Klimaänderung zu Beginn des letzten Jahrhunderts macht zum Beispiel einen Temperaturunterschied von gerade einmal einem Zehntelgrad aus. Solch kleine Abweichungen fallen laut Wigley in den Bereich natürlicher Schwankungen. Obwohl dies eine Erklärung der früheren Klimaänderungen zwar grundsätzlich erschwert, zeigt ein solch geringer Wert doch, dass andere Einflüsse wohl eine wesentlich größere Rolle als die Sonne gespielt haben.
Eine weitere ausgeprägte Erwärmung konnte bekannterweise während der späten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts beobachtet werden. Diese Erwärmung wird von den Autoren den Treibhausgasen zugeschrieben und war daher auch nicht Bestandteil der neuen Studie.
Wird ein Einfluss der Sonne nun ausgeschlossen oder verringert, so ist dies für das Verständnis der Klimaänderungen von entscheidender Bedeutung. Neue Lösungsmodelle müssen gesucht werden.
Die Autoren untersuchten für ihre These eine beträchtliche Anzahl bisheriger Studien im Bezug auf die Wechselwirkung von Sonnenzyklen mit einer Möglichen Klimaänderung. Sie berücksichtigten dabei Aspekte wie:
– die Veränderungen der Helligkeit anderer Sterne
– die Sonnenähnlichkeit anderer untersuchter Sterne – die langfristige Beziehung zwischen stellarer Helligkeit und magnetischem Feld
– die Größe der angenommenen Schwankungen
Eine dieser früheren Studien, die von den Autoren erwähnt wurden, überprüfte zum Beispiel mit der Sonne verwandte Sterne, um Helligkeitsänderungen in den verschiedenen Stadien zu beobachten, mit der Idee, dass solche Schwankungen wohl auch bei unserer Sonne auftreten werden. Die beteiligten Forscher untersuchten jene Sterne dabei auf Masse, Alter sowie ihren chemischen Aufbau und verglichen diese Werte jeweils mit denen unserer Sonne.
Der bekannte elfjährige Sonnenfleckenzyklus wird in der aktuellen Studie nicht in Frage gestellt, doch sei sein Effekt alleine, für einen spürbaren Einfluss auf unser Klima, wohl zu klein. Dafür untersuchten die Wissenschaftler zusätzlich noch den möglichen Einfluss der ultravioletten und kosmischen Strahlung auf unser Erdklima.
Die Autoren schlossen ihre Studie mit der Vermutung, dass es zwar langfristige Helligkeits-Veränderungen unserer Sonne geben könne, aber sie bezweifeln würden, dass diese ausreichen, das Klima auf unserem Planeten nachhaltig zu beeinflussen. Es sei nun notwendig, mit Hilfe der uns heute zur Verfügung stehenden technischen Mittel, weitere Untersuchungen durchzuführen. Denn nur so werde man die nötigen Daten erlangen, mit denen man letzten Endes die Sonne-Klima Beziehung besser verstehen könne.