Pünktlich um 05:06 Uhr (MESZ) ist heute morgen vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus eine Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation (ISS) aufgebrochen, um die zehnte Stammbesatzung zu ihrem neuen Arbeitsplatz zu bringen.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA.
Zweimal musste der Start der Sojus-Rakete aufgrund technischer Probleme um je zwei Tage verschoben werden, wobei in beiden Fällen nicht Probleme mit der Trägerrakete oder dem Sojus TMA-5-Raumfahrzeug, sondern mit Testvorrichtungen Ursache der Startverschiebungen waren. Dieses Mal jedoch ging alles glatt und bereits neun Minuten nach dem Start erreichte die Raumkapsel ihren vorläufigen Orbit. Das Andocken an der Internationalen Raumstation ist für den kommenden Samstagmorgen um 06:25 Uhr (MESZ) geplant.
Die wichtigste „Fracht“ dieses Fluges sind der russische Kosmonaut Salischan Scharipow sowie der amerikanische Astronaut Leroy Chiao, die als Expedition 10 Crew in den kommenden sechs Monaten die ISS bemannen werden. Weiterhin mit an Bord der Sojus TMA-5-Kapsel ist der russische Kosmonaut Juri Schargin, der am 23. Oktober zusammen mit der jetzigen ISS-Besatzung wieder zur Erde zurückkehren wird. Der russische Stationskommandant Gennadi Padalka und sein amerikanischer Kollege Mike Fincke, die seit April die Stellung an Bord der ISS halten, werden für ihren Rückflug zur Erde zusammen mit Schargin die Sojus TMA-4 nutzen, mit der sie vor sechs Monaten von dort gestartet sind. Die Landung der drei Raumfahrer in der kasachischen Steppe ist für den 24. Oktober um 02:32 Uhr (MESZ) geplant.
Mit Scharipow und Chiao zieht bereits die vierte Zwei-Mann-Besatzung auf der ISS ein, nachdem aufgrund des Columbia-Unglücks am 1. Februar 2003 sämtliche Shuttle-Flüge gestoppt worden sind. Alleine mit den unbemannten russischen Progress-Frachtern jedoch, können nicht die für eine dreiköpfige Besatzung erforderlichen Mengen an Versorgungsgütern zur Raumstation gebracht werden, so dass die ISS seit April 2003 nur noch mit zwei Besatzungsmitgliedern besetzt ist. Theoretisch wäre durch eine entsprechend erhöhte Frequenz von Progress-Flügen auch eine dreiköpfige Besatzung zu versorgen, doch weder die russische noch die amerikanische Seite können bzw. wollen die dafür erforderlichen Gelder zur Verfügung stellen.
Während ihres Aufenthalts bis zum nächsten Frühjahr werden Scharipow und Chiao Ende Dezember sowie im März 2005 Besuch von zwei unbemannten Progress-Transportern bekommen. Eine wichtige Aufgabe der Expedition 10 Crew wird die Vorbereitung der Station auf den für Mitte 2005 anvisierten ersten Besuch eines Space Shuttles nach dem Columbia-Unglück sein. Dazu zählt unter anderem die Zusammenstellung von Ausrüstungsgegenständen, die mit der Discovery im kommenden Jahr zurück zur Erde transportiert werden sollen. Weiterhin sind zwei „Weltraumspaziergänge“ für Januar und März 2005 geplant. Dabei sollen Kommunikationseinrichtungen am russischen Wohn- und Servicemodul Swjesda angebracht werden, die für das Andocken des europäischen Raumtransporters ATV ab Herbst 2005 benötigt werden. Der unbemannte ATV soll im jährlichen Turnus mehr als die doppelte Nutzlast eines Progress-Frachters zur ISS transportieren und dabei vollautomatisch am Swjesda-Modul der Raumstation andocken.