Astronomen haben, unter anderem mit Hilfe des Radioteleskops in Green Bank, die Grenzen der erweiterten Heimat der Milchstraße neu vermessen: Unsere Heimatgalaxis ist demnach Teil einer riesigen Ansammlung von Galaxien in einem Super-Galaxienhaufen, 500 Millionen Lichtjahre im Durchmesser und bevölkert von etwa 100 000 Mitgliedern.
Ein Beitrag von Hans Lammersen. Quelle: University of Hawaii, Science daily.
Unsere Milchstraße ist im Weltall kein Einzelgänger. Sie ist Teil der so genannten Lokalen Gruppe, einer Ansammlung von etwa 60 großen und kleinen Galaxien mit einem Durchmesser von etwa 8 Millionen Lichtjahren. Unsere Milchstraße ist eines der größten Mitglieder dieser Gruppe, allerdings noch kleiner als die Andromedagalaxie (M 31), die man gerade in diesen Tagen mit bloßem Auge als schwachen Schimmer am Nachthimmel erblicken kann, sofern die Lichtverschmutzung nicht zu stark ist. Bekannt war bisher auch, dass die Lokale Gruppe Teil des so genannten Virgo-Superhaufens ist, der als Zentrum den Virgo-Haufen hat, beobachtbar im Frühjahr zwischen den beiden Sternbildern Jungfrau und Löwe (dazu braucht man allerdings ein Teleskop).
Wissenschaftler haben aber nun festgestellt, dass Lokale Gruppe und Virgo-Superhaufen Teil einer noch viel größeren Ansammlung von Galaxien sind, die sie „Lainakea“ nannten.
Dazu analysierten die Astronomen die Eigenbewegungen von 8000 Galaxien in unserer Umgebung. Dabei stellte sich heraus, dass es eine Grenze gibt, an der die gravitativen Einflüsse auf Galaxien und damit deren Hauptbewegungsrichtungen sich trennen – ähnlich der Wasserscheide eines Gebirges. Diese Linie stellt laut den beteiligten Wissenschaftlern die Grenze von Lainakea dar. Diese Grenze schließt auch den „Großen Attraktor“ mit ein, eine Region, die seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt ist und auf die sich zahlreiche Galaxien unsere Nachbarschaft zu bewegen.
Die Superhaufen sind wiederum die Knotenpunkte der kosmischen Filamente, in denen der Hauptteil der sichtbaren Materie zusammengeballt ist. Diese Filamente ziehen sich wie die Ränder riesiger Seifenblasen durch den Kosmos und umgeben extrem große Leerräume. Sie stellen die größten bekannten Strukturen im Universum dar.
Der Begriff „Laniakea“ stammt aus der Sprache der Ureinwohner der Hawaii-Inseln und bedeutet „immenser Himmel“. Einer der beteiligten Wissenschaftler – Brent Tully von der University of Hawaii – blickt im Artikel der Zeitschrift „Nature“, in dem die Ergebnisse veröffentlicht wurden, auch in die astronomische Zukunft: er deutet an, dass es noch eine größere und weiter entfernte Struktur gibt, in deren Richtung sich der gesamte, nun definierte Superhaufen bewegt. Weitere Aussagen könnten zu dieser Superstruktur aber bisher nicht gemacht werden.
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