Neue ESA-Bodenstation erreicht Meilenstein

Beim Bau der zweiten Deep Space-Bodenstation der ESA in Cebreros bei Madrid ist mit dem Aufsetzen der 35 Meter-Antenne auf den Sockel ein wichtiger Meilenstein erreicht worden.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

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Dieses WebCam-Bild zeigt den aktuellen Stand der Bauarbeiten.
(Foto: ESA)

In der Vergangenheit bestand für die europäische Weltraumagentur ESA keine Notwendigkeit, eigene Bodenstationen für den Kontakt mit Raumsonden in großer Distanz zu unterhalten. Nur vereinzelt zielten ESA-Missionen über das Erde-Mond-System hinaus, so beispielsweise 1986 die Mission Giotto zum Kometen Halley. In diesen seltenen Fällen wurde das amerikanische Deep Space Network mit seinen drei über den Planeten verteilten Bodenstationen genutzt, das mit gigantischen, bis zu 70 Meter durchmessenden Parabolantennen auch noch Kontakt zu den entferntesten Flugkörpern herstellen kann.

Spätestens mit dem ESA-Programm Cosmic Visions 2020, das gleich eine Vielzahl von Forschungsmissionen zu anderen Planeten unseres Sonnensystems vorsah, war die Notwendigkeit der Errichtung eigener Deep Space-Bodenstationen klar. Der Anfang wurde im Frühjahr 2003 gemacht, als die erste Deep Space-Bodenstation der ESA in New Norcia (Australien) in Betrieb ging. Ihre 35 Meter-Antenne ist in der Lage, mit den interplanetaren Raumsonden der ESA wie Mars Express, Rosetta oder Venus Express Kontakt zu halten. Da eine Bodenstation für die verschiedenen existierenden und geplanten ESA-Sonden aber nicht ausreichen würde – zumal durch die Erdrotation eine einzige Antenne auch immer nur zeitlich begrenzt Kontakt zu einer Raumsonde halten kann – begann im September 2003 der Bau einer zweiten 35 Meter-Antenne in Spanien unweit der Hauptstadt Madrid.

Die Fertigstellung der neuen Deep Space-Bodenstation Cebreros ist für Herbst nächsten Jahres geplant, wenn mit Venus Express die dritte interplanetare Raumsonde der ESA startet. In diesem Monat konnte in Cebreros mit dem Aufsetzen der 35 Meter durchmessenden, in zwei Achsen beweglichen Parabolantenne auf ihren Sockel ein wichtiger Meilenstein erreicht werden. Die nächsten Monate werden mit dem Abschluss der mechanischen Arbeiten, dem Einrichten der hochsensiblen Empfangsanlagen und des leistungsstarken Senders sowie der Fertigstellung der Versorgungsgebäude ausgefüllt sein. Die neue Deep Space-Bodenstation Cebreros wird wie auch die Anlage in New Norcia weitestgehend automatisch per Fernsteuerung vom European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt aus gesteuert werden.

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Die neue ESA-Bodenstation Cebreros aus der Vogelperspektive.
(Foto: ESA)

„Für Cebreros werden wir insgesamt nur zwei Jahre Bauzeit benötigen“, so ESOC-Projektleiter Manfred Warhaut. „Wir konnten die Infrastruktur einer auf dem Gelände von Cebreros liegenden ehemaligen NASA-Station im März 2004 übernehmen. Die Renovierung der bereits vorhandenen Gebäude und die technische Neuausstattung ist natürlich wesentlich kostengünstiger, als ein völliger Neubau auf einer grünen Wiese, so wie es in New Norcia geschah.“ In Zukunft soll noch eine dritte Bodenstation in Südafrika oder Südamerika das Netz der ESA-eigenen Deep Space-Bodenstationen ergänzen.
Um den schon im kommenden Jahr weiter wachsenden interplanetaren Datenverkehr bewältigen zu können, hat sich die ESA darüber hinaus dazu entschlossen, die elektronische Ausstattung einer bereits in Perth (Australien) vorhandenen 15-Meter-Antenne zu verbessern, so dass auch sie für die Kommunikation mit interplanetaren Raumsonden der ESA genutzt werden kann; ursprünglich war sie für den Empfang von Telemetrie-Daten startender Ariane-Trägerraketen und deren Nutzlasten errichtet worden.

Der Baufortschritt in Cebreros lässt sich über eine WebCam auf der Seite http://www.vilspa.esa.int/~webcam/ im Internet verfolgen. [Edit 2021: Kamera nicht mehr aktiv]

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