Die europäische Raumfahrtagentur ESA steht kurz vor dem Baubeginn ihrer zweiten Deep Space-Bodenstation für interplanetare Forschungsmissionen.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
In der Vergangenheit verfügte die ESA über keine eigenen Bodenstationen zur Kommunikation mit interplanetaren Raumsonden – schlicht und einfach, weil die Notwendigkeit fehlte. Für die Kommunikation mit der bis in die jüngste Vergangenheit einzigen europäischen interplanetaren Raumsonde Giotto wurde auf das in den 1960-er Jahren aufgebaute Deep Space Network (DSN) der NASA zurückgegriffen – angesichts der wenigen amerikanischen interplanetaren Raumsonden, die es in der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre zu betreuen galt, war dies ohne Schwierigkeiten möglich.
Mittlerweile jedoch hat die ESA eine ganze Palette interplanetarer Forschungsmissionen für das laufende Jahrzehnt auf dem Programm, so dass der Aufbau eigener Deep Space-Bodenstationen erforderlich wurde. Die erste dieser mit einer 35 Meter-Parabolantenne ausgestatteten neuen Bodenstationen in New Norcia (Australien) nahm am 5. März dieses Jahres offiziell ihren Betrieb auf. Der erste Kunde der neuen Bodenstation ist die europäische Mars-Sonde Mars Express, die nach Beginn der wissenschaftlichen Beobachtungsphase Anfang 2004 täglich bis zu acht Stunden lang wissenschaftlichen Daten und Aufnahmen zur Erde senden wird. Schon Ende August dieses Jahres wird mit SMART-1 die zweite Forschungsmission starten, die regelmäßig die Dienste der ersten europäischen Deep Space-Bodenstation in Anspruch nehmen wird, nur wenige Monate später gefolgt von der Kometensonde Rosetta.
Um Kommunikationsengpässe zu vermeiden und eine lückenlose Kommunikation mit den Forschungssonden zu ermöglichen ist die Errichtung von insgesamt drei über den Globus verteilten Deep Space-Bodenstationen beschlossen worden. Wie die ESA nun in einer Pressemeldung vom heutigen Tag mitteilt wird am Dienstag nächster Woche der über 75 Jahre laufende Pachtvertrag für das Gelände der zweiten Deep Space-Bodenstation unterzeichnet, Baubeginn der Anlage wird im kommenden September sein. Die neue Station wird ebenfalls über eine Parabolantenne mit 35 Metern Durchmesser verfügen und soll im September 2005 ihren Betrieb aufnehmen. Sie wird nahe der Ortschaft Cebreros in Zentralspanien errichtet. Zu der neuen Bodenstation wird darüber hinaus auch ein so genannter Eichturm gehören, der zu Testzwecken die von Raumfahrzeugen ausgesandten Signale simulieren soll.
Die dritte und letzte Deep Space-Bodenstation der ESA soll voraussichtlich ein Jahr nach Inbetriebnahme der Cebreros-Bodenstation entweder in Südafrika oder Chile errichtet werden, diese Standortentscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Ausführliche Informationen über die Deep Space-Bodenstationen der ESA und NASA können Sie in unserem Artikel „Neue Antennen für Mars Express & Co.“ nachlesen.