Neue Bilder von Mars Express

Die heute veröffentlichten Bilder zeigen wieder einmal eindrucksvolle 3D-Ansichten der Marsoberfläche aus der Hochlandregion Libya Montes.

Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: DLR. Vertont von Dominik Mayer.

ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
Topographische Karte der Hochlandregion Libya Montes
(Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))

Ein Video und Bilder, die aus Daten der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der ESA-Sonde Mars Express berechnet wurden, zeigen einen Bereich der äquatornahen Region Libya Montes, die sich südlich des Isidis Planitia Einschlagbeckens befindet.

Die Aufnahmen decken den mittleren Teilbereich eines etwa 400 Kilometer langen Talsystems ab, das bereits in der frühen Geschichte vor etwa 3,5 Milliarden Jahren gebildet und auf einer Breite von mehreren hundert Metern durch die erodierende Wirkung fließenden Wassers in die Oberfläche des Planeten eingeschnitten wurde. In den zentralen Talbereichen sind selbst Spuren eines alten Flussbettes erkennbar. Die Formen sind einer der besten Beweise dafür, dass flüssiges Wasser auf dem Mars einst in größeren Mengen vorhanden war.

ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
Farbansicht der Hochlandregion Libya Montes
(Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))

Bestimmungen der Abflussvolumina auf der Basis hochauflösender, digitaler HRSC-Geländemodelle ergeben Abflussraten, die mit denen des Mittellaufs des Mississippi identisch sind. Auf der Basis von Kratereinschlaghäufigkeiten auf dem Talboden und den Talflanken kann die Obergrenze der Zeitdauer der Talbildung auf etwa 350 Millionen Jahre bestimmt werden.

Messungen der Erosionsraten sowie Beobachtungen der Talgeometrie in höchstauflösenden Nadiraufnahmen dokumentieren eine relativ kurze Entstehungsphase des Talsystems während einer Zeit feuchteren Klimas. Es ist daher wahrscheinlich, dass die aktive Talentwicklung durch kurzzeitige Flutereignisse und nicht durch dauerhaftes Fließen bestimmt war.

ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
Ausgetrockneter Flusslauf in der Hochlandregion Libya Montes. Die perspektivische Detailansicht (nordöstliche Blickrichtung) ist dreifach überhöht.
(Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))

Details wurden in der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ von Ralf Jaumann (DLR) und seinen Kollegen veröffentlicht (Constraints on fluvial erosion by measurements of the Mars Express High Resolution Stereo Camera, Geophys. Res. Lett., 32, L16203, doi:10.1029/2005GL023415).

ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
Ein ausgetrockneter Flusslauf, zu erkennen als schmale Rinne, eingebettet in einem größeren Tal.
(Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum))

Die Bilddaten wurden in Orbit 922 aufgenommen und zeigen einen Bereich der äquatornahen Region Libya Montes bei etwa 81 Grad östlicher Länge.

Die Farbansicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche blickenden Nadirkanal der HRSC und den Farbkanälen erstellt. Die Schrägansicht wurde aus den Stereokanälen der HRSC berechnet. Die Detailaufnahmen wurden dem Nadirkanal entnommen, der von allen Kanälen die höchste Auflösung besitzt. Für Präsentationszwecke im Internet wurde die Originalauflösung der Bilddaten verringert.

Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben. Die systematische Prozessierung der HRSC-Daten erfolgt am DLR. Die hier gezeigten Darstellungen wurden von der PI-Gruppe am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.

Den vollständigen Originalartikel (deutschsprachig) mit weiteren (und größeren) Bildern sowie einem Video finden Sie auf der DLR-Seite.

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