Gespeist durch die vergleichsweise schnelle Rotation des Planeten und die mächtige Atmosphäre gibt es an den Polen des Ringplaneten zwei gigantische Zyklone. Neue Bilder zeigen mehr Details über deren Struktur.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.
Mit dem Visual and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) an Bord der Saturnsonde Cassini wurden mehrere Bilder von den Polarregionen gemacht und teilweise zu einem Film kombiniert. Die Bilder zeigen mehr Details als bisherige Aufnahmen.
Am zur Zeit im polaren Winter befindlichen Nordpol sieht man ein äußeres und ein inneres Wolkengebiet um das Auge eines gigantischen Dauerzyklons. Diese Wolken reichen von tieferen durch eine dichte Dunstschicht verborgenen Regionen bis 125 Kilometer darüber hinaus. Sie haben die Form länglicher Rechtecke und umlaufen das Auge des Sturms in zwei konzentrischen Kreisen. Die Wolken zeigen an, dass hier Luftmassen aufsteigen, wobei die darin enthaltenen Flüssigkeiten, vor allem Ammoniumhydrosulfid, kondensieren. Die gemessenen Windgeschwindigkeiten erreichen Maximalwerte von 530 Kilometer pro Stunde.
Der Film von der Wolkenbildung und -bewegung in der Nordpolregion wurde aus einer Entfernung von 240.000 bis etwa 420.000 Kilometern gemacht und umfasst einen Zeitraum von etwa 6 Stunden. Teilweise konnten die Instrumente der Sonde senkrecht auf den Vortex blicken.
In der Südpolregion dagegen ist es derzeit immer Tag. Mit höherer Auflösung konnten auch hier Bilder des Wettergeschehens gemacht werden.
„Da sind wirklich massive Zyklone, hundertfach stärker als die größten Hurrikans auf der Erde“, sagte Kevin Baines, Cassini-Wissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Dutzende bauschiger, durch Konvektion geformter Cumuluswolken wirbeln um beide Pole, verraten die Anwesenheit gigantischer Wirbelstürme, die darunter lauern.“ Im Auge des Zyklons am Südpol zeigen sich aber weitere, kleinere Sturmwirbel.
„Was bei geringer Auflösung aussieht wie bauschige Wolken, stellt sich als tiefe, konvektive Strukturen heraus, die weit über den Dunst der Atmosphäre aufsteigen“, ergänzt Toni DelGenio vom Goddard Institute for Space Studies in New York. In den klaren Zonen dazwischen stürzen dagegen die abgekühlten und ihrer Feuchtigkeit beraubten Luftmassen erneut in die Tiefe, um den Kreislauf zu vollenden.
Auf der Erde werden Wirbelstürme über den Weltmeeren durch aufgeheizte, feuchte Luftmassen angetrieben. Äußerlich ähneln sich die Grundformen der Unwetter auf beiden Planeten. Ursachen und Größen sind aber völlig verschieden.
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