Am 1. Februar 2011 gab das JPL bekannt, dass die Mission NEOWISE, eine Erweiterung der von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebenen WISE-Mission, beendet wurde. Das Ziel der NEOWISE-Mission bestand in der Katalogisierung von Asteroiden und Kometen innerhalb unseres Sonnensystems.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL.
Bei dem Projekt NEOWISE handelt es sich um eine Erweiterung der Wide-field Infrared Survey Explorer-Mission der NASA. WISE, so die Abkürzung, ist ein Weltraumteleskop, welches im Dezember 2009 mit dem Ziel einer kompletten Durchmusterung des Himmels im Infrarotbereich gestartet wurde. Seitdem fertigte das Infrarotteleskop eine Karte des gesamten Himmels im Wellenlängenbereich zwischen 3 und 25 Mikrometern an. Auf den dazu aufgenommenen mehr als 2,7 Millionen Bildern werden sowohl Millionen von Lichtjahren entfernte Galaxien als auch nur wenige Lichtminuten entfernte Objekte innerhalb unseres Sonnensystems wiedergeben.
Die Primärmission des Weltraumteleskops wurde bereits Anfang Oktober 2010 für beendet erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war der für die Kühlung der Instrumente verwendete Wasserstoff aufgebraucht, so dass sich die Temperatur des 40 Zentimeter durchmessenden Infrarot-Teleskops auf minus 203 Grad Celsius erhöhte. Allerdings blieben trotz der gestiegenen Temperatur zwei der vier verwendeten Infrarotsensoren betriebsbereit. Diese erwiesen sich in der Folgezeit auch weiterhin als hilfreich bei der Suche nach Asteroiden, so dass die NASA den als NEOWISE betitelten Teil der WISE-Mission über einen Zeitraum von vier weiteren Monaten fortsetzte. Das Ziel dieser Teilmission bestand in der Suche nach bisher unentdeckten erdnahen Asteroiden und Kometen sowie in der Abtastung des Hauptasteroidengürtels unseres Sonnensystems.
Im Rahmen der erfolgten Suche konnten nach dem bisherigen Stand der Datenauswertung mehr als 33.000 Asteroiden innerhalb des Asteroidenhauptgürtels zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Mars und Jupiter entdeckt werden. Des Weiteren gelang die Entdeckung von 20 zuvor unbekannten Kometen und die Identifikation von 134 sogenannten Near-Earth Objects (NEOs). Dabei handelt es sich um Objekte, welche auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne der Erdumlaufbahn in regelmäßigen zeitlichen Abständen relativ nahe kommen oder diese sogar kreuzen.
„Bereits das erste Beobachtungsjahr des NEOWISE-Projektes hat unsere Kenntnisse über die NEOs und die anderen kleinen Körper innerhalb unseres Sonnensystems deutlich erhöht“, so Lindley Johnson vom NEO-Beobachtungs-programm der NASA. Jetzt, da das NEOWISE-Projekt nach einem vollständigen Scan des Asteroidengürtels erfolgreich beendet wurde, wird das Weltraumteleskop in einen Schlafmodus versetzt und die Erde bis auf weiteres in einem polaren Orbit umrunden. Bei Bedarf könnte es allerdings jederzeit erneut aktiviert werden.
Zusätzlich zu den Entdeckungen von bisher unbekannten Objekten innerhalb unseres Sonnensystems konnte NEOWISE auch die Existenz von bereits zuvor beobachteten Kleinkörpern bestätigen. Im Verlauf von lediglich einem Jahr konnte das Weltraumteleskop etwa 153.000 der bisher bekannten rund 500.000 Asteroiden im Hauptgürtel erneut abbilden. Des Weiteren konnten etwa 2.000 Jupiter-Trojaner, hunderte von erdnahen Asteroiden und etwa 100 Kometen beobachtet werden.
Die gesammelten Daten dienen unter anderem der Bestimmung der Größe und Zusammensetzung der beobachteten Objekte. Im sichtbaren Licht angefertigte Aufnahmen liefern Informationen über das Reflektionsverhalten der Körper. Infrarotaufnahmen geben dagegen einen Einblick in deren Abmessungen. Eine Kombination dieser Daten ermöglicht den an der Auswertung beteiligten Astronomen Aussagen über die Struktur der beobachteten Objekte. Dies wird zu einem wesentlich besseren Verständnis über die Zusammensetzung und den Aufbau der verschiedenen Asteroidenpopulationen beitragen.
Die im Rahmen der NEOWISE-Mission gesammelten Daten über die Umlaufbahnen der Asteroiden und Kometen werden jetzt von Mitarbeitern des Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union (IAU) am Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge/Massachusetts ausgewertet und katalogisiert. Auch die gesammelten Infrarotdaten der Himmelsdurchmusterung werden momentan von den an der Mission beteiligten Wissenschaftlern analysiert. Die ersten Datensätze sollen im April 2011 freigegeben und Berufsastronomen sowie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.