Vom Startplatz 43/4 des Kosmodroms Plessezk aus brachte eine Sojus-2.1b-Trägerrakete am 7. Februar 2016 einen neuen Satelliten für das russische Globale Navigations-Satelliten-System (Globalnaja Nawigationnaja Sputnikowaja Sistema, GloNaSS) in den Weltraum.
Erstellt von Thomas Weyrauch. Quelle: Interfax, Kommersant, NPP KP Kvant, Reschetnjow, Roskosmos, TASS, ZSKB-Progress.
Der Start wurde von den russischen Raketentruppen durchgeführt und sollte nach ursprünglichen Planungen bereits im Dezember 2015 stattfinden. Es war für das Jahr 2016 der erste Satellitenstart in Plessezk. Der Raketenhersteller spricht vom 29. Start einer Sojus-2.1b seit 2006.
Die ausschließlich mit Flüssigkeitstriebwerken für den Vortrieb ausgestattete Sojus-Rakete mit der Seriennummer 15000-030 hob nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos exakt um 1:21 Uhr MEZ ab. Nach dem planmäßigen Verlassen der Startrampe um 3:21 Uhr Ortszeit (Moskauer Zeit) brachten die Kerosin mit flüssigem Sauerstoff verbrennenden, von ZSKB-Progress gebauten Raketenstufen der Sojus die aus Fregat-Oberstufe von NPO Lawotschkin und dem Navigationssatelliten bestehende Orbitaleinheit auf eine Übergangsbahn, in der sie um 1:31 Uhr MEZ ausgesetzt wurde.
Eine erste kurze Brennphase der Oberstufe war dann vorgesehen, um die Übergangsbahn in einen Parkorbit umzuwandeln. Eine Transferbahn mit einem niedrigen Perigäum sowie einem Apogäum in der Höhe des vorgesehenen Arbeitsorbits über 19.000 Kilometer über der Erde hatte die Orbitaleinheit nach einer zweiten Brennphase der Oberstufe zu erreichen. Ein dritter Triebwerkseinsatz der Oberstufe hatte zuletzt den Einschuss in die Zielbahn zu erledigen.
Der Navigationssatellit wurde schließlich rund dreieinhalb Stunden nach dem Abheben von der Oberstufe abgetrennt und gelangte nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums auf die vorgesehene Bahn. Die US-amerikanische Weltraumüberwachung nennt einen 19.132 x 19.158 km-Orbit mit einer Neigung von 64,8 Grad gegen den Erdäquator. Das Bahnverfolgungs- und Satellitenkontrollzentrum der russischen Luft- und Weltraumverteidigungskräfte (Voyska Vozdushno-Kosmicheskoy Oborony, VKO – Russisch: Войска воздушно-космической обороны, ВКО) German Titow alias Golizyno 2 in Krasnoznamensk westlich von Moskau übernahm nach dem Aussetzen die Kontrolle des Satelliten.
Telemetriedaten vom Satelliten sprechen dafür, dass der neue Erdtrabant wie vorgesehen funktioniert und eine an Erde und Sonne orientierte stabile Lage eingenommen hat. Der Hersteller des Satelliten spricht von einem guten Zustand des Raumfahrzeugs im All und davon, dass alle mechanisch zu bewegenden Baugruppen erfolgreich entfaltet oder ausgeklappt wurden.
Der nach dem Start als Kosmos 2.514 bezeichnete Satellit vom Typ GloNaSS-M mit dem Erzeugniscode 14F113 und drei Cäsium-Atomuhren an Bord ist nicht unbedingt der letzte Satellit seiner Baulinie, der in einen Erdorbit gebracht wurde. Im Gegensatz zu neu entwickelten Modellen (GloNaSS-K1, GloNaSS-K2) besitzt das von Reschetnjow Informational Satellite Systems in Schelesnogorsk bei Krasnojarsk in Sibirien gebaute Raumfahrzeug mit einer Startmasse von mindestens 1.415 Kilogramm einen Satellitenbus mit einem großen zentralen druckbeaufschlagten Gerätebehälter. Nach Angaben von Reschetnjow sind in Schelesnogorsk derzeit noch acht auf dem Bus Uragan-M basierende GloNaSS-M-Raumfahrzeuge eingelagert.
Das neue dreiachsstabilisierte Raumfahrzeug mit der GloNaSS-M Nummer 51 wird Kosmos 2.419 ersetzen. Letzterer kreist seit dem 25. Dezember 2005 um die Erde. Am 17. Oktober 2015 versagte Kosmos 2.419 alias GloNaSS 714, der seine Auslegungsbetriebsdauer von sieben Jahren deutlich überschritten hatte und von zahlreichen technischen Problemen betroffen war, nachhaltig.
Der Ersatz für Kosmos 2.419 erreichte im November 2015 das Kosmodrom Plessezk. Die Inbetriebnahme des neuen Erdtrabanten im All an der Position 17 in der Ebene 3 der GloNaSS-Satellitenkonstellation hat zwischenzeitlich begonnen.
Kosmos 2.514 alias GloNaSS 751 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.330 und als COSPAR-Objekt 2016-008A. Die Fregat-M-Oberstufe ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.331 und als COSPAR-Objekt 2016-008B.
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