NASA-Wissenschaftler erhoffen sich durch den Start eines mit Lasern ausgerüsteten Satelliten, welcher die Zu- und Abnahme der größten Eisplatten des Planeten messen soll, neue Einsichten in die Zukunft des globalen Meeresspiegels.
Ein Beitrag von Dominik Mayer. Quelle: Space.com.
Der Ice, Cloud and Land Elevation Satellite (Icesat) wird in dieser Woche starten und mindestens drei Jahre lang ununterbrochen die Höhe der Eisplatten, welche Grönland und die Antarktis bedecken, messen. Das wird helfen die Frage zu klären, ob diese Eisschichten, die bis zu drei Kilometer dick sind und schätzungsweise 8 Millionen Kubikmeilen Süßwasser enthalten, wachsen oder schrumpfen. „Sehr einfach, wir wissen es nicht,“ erklärt Jay Zwally, der zuständige Wissenschaftler am Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, MD. „Wir sind uns nicht nur darüber im Unklaren was heute abläuft, wir wissen auch nicht was in der Zukunft passieren wird.“Icesat wird vorraussichtlich am Dienstag mit einer Delta II Rakete von der Vandenberg Air Force Base an der Zentralkalifornischen Küste starten. An Bord der Delta II befindet sich ebenso der 16 Millionen Dollar teuere Cosmic Hot Interstellar Plasma Spectrometer Satellite (Chipsat), der das Glühen des interstellarer Mediums, das Gas, welches den Raum zwischen den Sternen auffüllt, beobachten wird.
Die Frage, die das 282 Millionen Dollar Projekt Icesat beantworten soll ist wichtig: wenn mehr Eis von den Platten schmilzt als durch Schnee wieder darauf zurückkommt würde das Wasser zu dem bereits meßbaren Anstieg des Meeresspiegels beitragen. Wissenschaftler befürchten, dass der der Anstieg ganze Küstenregionen fluten könnte und die Wasserzirkulation der Ozeane, die entscheidend zum Klima beiträgt, durcheinanderbringt. Zur Zeit steigt der Meeresspiegel in einem Jahrzehnt um etwa zwei Zentimeter. Ungefähr die Hälfte davon ist auf das Abschmelzen kleinerer Gletscher und die Erwärmung der Ozeane zurückzuführen, was sich in einer Temperaturerhöhungen ausdrückt. Die Ursache für die andere Hälfte ist unbekannt, obwohl das Schmelzen des Eises vermutet wird.
Das Klimawechsel-Podium, bestehend aus mehreren Regierungen, schätzt, dass der Meeresspiegel während des nächsten Jahrhunderts um 46 Zentimeter (+/- 35 Zentimeter) ansteigen könnte. Die Messungen von Icesat sollen laut Zwally, diese Unklarheiten minimieren. Auf einem kürzlich stattgefundenen Treffen der American Geophysical Union, sagten Wissenschaftler, dass die Grönländ-Platte und das Eis auf dem Arktischen Ozean in seit Jahrzehnten unerreichten Maßen schmelzen. In der Antarktis steigt die durch Meereseis bedeckte Fläche zumindest im Winter. Icesat wird die Erdoberfläche 40 mal pro Sekunde mit einem Laserstrahl abtasten. Sollte jemand die Gelegenheit haben den Satelliten bei seinem Überflug mit 26.000 km/h zu sehen, würde der 330-Watt-Laser, Wissenschaftlern zufolge, als grüner Stern erscheinen. Wenn er die Erde erreicht wird er weniger Energie als der Blitz einer Kamera haben und keine Gefahr darstellen.
Die über ein Jahr verteilten wiederholten Messungen ermöglichen es dem Satelliten Veränderungen von nur einem Zentimeter in der Eisschicht festzustellen. Sollte dieser Anteil an Eis schmelzen, würde er den Meeresspiegel nur um einige hundertstel Zentimeter erhöhen. Icesat wird auch Eisdecken in Peru und der kanadischen Arktis messen, sowie Land- und Wolkenhöhen. Die Gletscher in Alaska sind zu klein um sie vom Weltraum aus zu beobachten.