Vor der Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge steht die Herausforderung, mehrere technische Systeme auszubessern, um künftige Katastrophen zu verhindern.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: CAIB.us.
Das CAIB (Columbia Investigation Board), welches mit der Untersuchung der Verunglückung des Space Shuttles Columbia am 1. Februar dieses Jahres beauftragt ist, veröffentlichte heute eine dritte Forderung an die NASA, welche zur allgemeinen Verbesserung der Sicherheits der gesamten Shuttle-Flotte ergriffen werden sollte. Demnach sei es notwendig, ein Szenarium zu entwickeln, welches es den Raumfahrern im Shuttle ermöglicht, ihr Gefährt durch einen Raumausstieg zu inspizieren und möglicherweise beschädigte Bestandteile des Hitzeschutz-Systems quasi im Baukasten-Prinzip kachelweise auszutauschen. Dies ist bisher nicht möglich und auftretende Schäden, beispielsweise in Form von Haarrissen in einzelnen Kacheln, wie sie relativ häufig auftreten, können erst auf der Erde repariert werden.
Die Anfälligkeit der Hitzekachel-Struktur ist im Grunde seit dem ersten Shuttle-Flug im Jahre 1981 bekannt. Damals ähnelte die Columbia nach ihrer Mission eher Fleckvieh als einem Raumfahrzeug, da sich viele Kacheln einfach gelöst hatten bzw. beim Widereintritt zerstört wurden. Praktische Umsetzung fanden die vielen schon damals unterbreiteten Vorschläge nicht, lediglich die Befestigung der Kacheln wurde durch neue Werk- und Klebstoffe verbessert. Laut CAIB soll künftig bis auf Weiteres bei jedem Shuttle-Flug eine umfangreiche Außenbord-Inspektion stattfinden, und eventuelle Schäden möglichst zeitig, d.h. gleich zu Beginn einer Mission, ausschließen oder entsprechend vorgehen zu können. Angedockt an die ISS gestaltet sich diese Prozedur durch vorhandene Greifarme und Arbeits-Plattformen noch recht trivial, für Einzelmissionen müsste jedoch ein neues System entwickelt werden. Ein solcher Flug unabhängig von der Internationalen Raumstation wird mindestens noch einmal, nämlich zur Wartung des Hubble Space Telescopes (HST) stattfinden.
Zwei erste auszubessernde Systeme wurden vom CAIB unter Leitung des Navy-Generals Hal Gehman bereits am 17. April genannt. Demnach sollte die Flügelstruktur, speziell die so genannte Carbon-Carbon-Verstrebung der Flügelvorderkanten überdacht und eventuell neu konzipiert werden, so dass Inspektionen künftig einfacher möglich und weitere Unfälle dieser Art ausgeschlossen werden können. Beim Start am 16. Januar beschädigte ein Stück Isolierstoff eben jene Region und sorgte dafür, dass heiße Gase beim Wiedereintritt eintreten und den Orbiter regelrecht zerreißen konnten. Die zweite Forderung kritisiert die Zusammenarbeit der NASA mit anderen staatlichen Institutionen. Laut CAIB wäre es ohne weiteres möglich gewesen, Bildmaterial der NIMA (National Imagery and Mapping Agency) anzufordern, um den Schaden am Orbiter durch hochauflösende Bilder zu verifizieren.
Alle drei bisher veröffentlichten Forderungen greifen dem endgültigen Untersuchungsbericht vor, welcher noch diesen Sommer erscheinen soll. Enthalten sein werden auch organisatorische Defizite, welche eine Rettung der Crew verhindert haben könnten, schließlich existierten durchaus Rettungs-Szenarien und viele untere NASA-Mitarbeiter waren sich der Gefahr für die Crew der Mission STS-107 bewusst. An eine Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge seitens der NASA wird jedenfalls erst zu denken sein, wenn alle Mängel am Orbiter ausgebessert wurden. Die NASA strebt diesen Arbeiststand noch in diesem Jahr an, Experten halten den April 2004 jedoch für den frühesten wahrscheinlichen Termin.