Schon bald könnten nuklear-getriebene Sonden unser Sonnensystem durchqueren und dabei die gängigen Antriebs-Methoden überflüssig machen.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: independent.co.uk/nuclearspace.com.
Der Traum der Erforschung der tiefen Weiten unseres Sonnensystems mit automatischen Sonden könnte schon bald in Erfüllung. Die NASA ist diesem Ziel nun einen Schritt näher gekommen, schließlich stellte man dem US-amerikanischen Aerospace-Konzern Lockheed Martin nun mehrere Millionen Euro zur Verfügung, um ein neuartiges Antriebskonzept zu entwickeln und zu realisieren. Dabei soll es sich um einen so genannten Nuklearantrieb handeln. Bisherige Pläne für das Vordringen zu den äußeren Planeten unseres Sonnensystems scheiterten an den gängigen chemischen Antrieben. Selbst modernere Ionenantriebe eignen sich für derartige Deep Space-Missionen nur bedingt, denn der gelieferte Schub ist vergleichsweise gering und die gewonnene Energie – Solarpaneele arbeiten in weiter Entfernung zur Sonne ineffektiv – reicht nicht, um anspruchsvolle Gerätschaften zu betreiben. Aus diesem Grunde setzt die NASA nun auf ein neues Pferd, das Projekt Prometheus.
Das Ziel jenes Projektes ist die Entsendung einer entsprechend manövrierbaren automatischen Sonde bis an den Rand unseres Sonnensystems. Besonders über die äußeren Planeten, also Uranus, Neptun und Pluto, ist der Wissenschaft nicht wirklich viel bekannt. Angetrieben von einen Miniatur-Kernreaktor könnte eine solche Sonde binnen kurzer Zeit und unter Verzicht aufwendiger Swing By-Manöver jene Planeten ansteuern. Dort angekommen könnten umfangreiche Daten zurück zur Erde übermittelt werdeb. Dabei wäre es nicht, wie etwa bei den beiden Voyager-Sonden, nötig, auf Sparflamme zu fliegen, denn die Sonde würde ihre Energie selbst gewinnen und könnte so auch energieaufwendige Anlagen die ganze Zeit über betreiben. Dies, so blicken NASA-Techniker bereits kühn in die Zukunft, könne auch weit außerhalb unseres Sonnensystems funktionieren. Die Signale derer Raumflug-Körper, die bisher unser Planetensystem verlassen haben, z.B. die Pioneer-Sonden, beschränken sich auf ein Lebenszeichen in Form eines Radiosignals, welches nur noch sporadisch und früher oder später mangels Energie gar nicht mehr ausgesendet wird. Der wissenschaftliche Nutzen ist hier natürlich gleich null.
Ein erstes Ziel des Prometheus-Projekts sollen Jupiter-Monde Callisto, Ganymed und Europa sein. Alle drei Monde gelten auf Grund ihrer eisigen Oberflächenbedingungen als möglicher Hort niederen Lebens. Ein jahrelanger Flug durch das Sonnensystem um bei Swing By-Manövern erst eine entsprechende Bahn-Geschwindigkeit zu gewinnen entfiele ebenso wie die bisherigen sehr strikten Massebeschränkungen. Statt dessen könnten dann auf dem Jupiter Icy Moons Orbiter (Jimo) auch aufwendigere wissenschaftlichere Anlagen transportiert und ohne Unterbrechung betrieben werden. Alles ist abhängig von der Menge des mitgeführten spaltbaren Materials. Laut NASA wird der geplante Minireaktor äußerst effektiv arbeiten können. „Die Verbesserung der Leistung von Raumsonden heißt nicht nur schneller und weiter reisen zu können, sonden bedeutet auch mehr Effizienz und größeren wissenschaftlichen Nutzen“, sagten NASA-Vertreter gestern.
Allerdings existieren auch Gefahren, die von Kritikern vor allem in der Startphase nuklear-getriebener Sonden erkannt werden. Bereits in der Vergangenheit verteilte sich in Ost wie West bei Fehlschlägen radioaktives Material in der Atmosphäre. Dies sei zwar stets gefahrlos gewesen, doch die Explosion eines gesamten Reaktors könnte weit folgenreicher sein. Die NASA beschwichtigt: der Reaktor wird durch die Bodenkontrolle erst im Orbit, also außerhalb der Atmosphäre, eingeschalten. Hinzu kommt, dass die gesamte Sonde nach Beendigung der Mission auf eine Bahn fern ab jener der Erde bugsiert werden soll. Eventuell auch auf einen Kurs, der diese aus dem Sonnensystem herausführt. Hier kann eine entsprechende Mission ihr Revival erleben, wenn sie nämlich außerhalb des Sonnensystems weiter Daten sammelt.
Bis dahin ist es noch ein langer Weg und die technischen Anlagen existieren derweilen nur auf dem Reißbrett. Der geplante Reaktor wird laut NASA 10.000-fach kleiner sein als vergleichbare Experimental-Anlagen auf der Erde. Gleichzeitig wird aber 100-mal mehr Energie erzeugt, als dies entsprechende Solaranlagen leisten können. Der Start von Jimo ist für 2011 geplant. Ein erfolgreicher Verlauf wird den Wissenschaftlern neue Möglichkeiten der Erforschung unseres Sonnensystems, aber auch des tiefen Raumes einräumen. Eine neue Phase der Raumfahrt würde eingeläutet.