Im Unterausschuss Weltraum des Ausschusses für Wissenschaft, Weltraum und Technologie des US-Repräsentantenhauses stand kürzlich das NASA-Budget auf der Tagesordnung. Um gut eine Milliarde auf 16,8 Milliarden US-Dollar wollen die Abgeordneten der Republikaner das NASA-Budget kürzen. Und auf diesem Niveau soll es im kommenden Jahr weitergehen. Insbesondere im Einfangen eines Asteroiden sehen sie wenig Sinn.
Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: NASA, Spaceflight now, NASA Watch.
Für die die Mehrheit im US-Repräsentantenhauses stellenden Republikaner sind Kürzungen im NASA-Haushalt und anderen bundesstaatlichen Budgets unvermeidlich, um endlich in Übereinstimmung mit den Vorschriften des US-Budgetkontrollgesetzes von 2011 zu kommen. Die NASA arbeitet deshalb bereits im Sparmodus, nachdem im März dieses Jahres mangels politischer Einigung über das Budget 2013 automatische Zwangskürzungen auf die fortgeschriebenen Budgetansätze 2012 in Kraft traten. Diese Zwangskürzungen entziehen den Volksvertretern jedoch die Gestaltungshoheit. Und das will man natürlich auch nicht. Neben maximaler Steuerentlastung soll gleichzeitig die Führungsrolle der USA bei der Weltraumforschung gesichert werden.
Für die Republikaner heißt dies, dass einige Prioritäten neu gesetzt werden müssen. Ihr Gesetzentwurf für ein NASA-Budget 2013 in Höhe von 16,8 Mrd. US-Dollar (USD) legt die Schwerpunkte auf das Space Launch System, das Orion-Raumschiff, die Erforschung des Weltraums und die Internationale Raumstation. Im laufenden Haushaltsjahr 2013 sieht der Gesetzentwurf 1,77 Mrd. USD für die Entwicklung des SLS und der zugehörigen Bodensysteme vor. 1,12 Mrd. USD sind für die Orion-Kapsel reserviert, 2,9 Mrd. USD für die ISS und 4,62 Mrd. USD für die Weltraumforschung einschließlich des aufwendigen James-Webb-Weltraumteleskops. Während man bei SLS, Orion, ISS und der Erforschung des Weltraums ex Erde nahe an den Budget-Vorstellungen der NASA-Administration und des US-Präsidenten bleibt, wurde im Haushaltsgesetzentwurf bei der Erforschung der Erde (Earth Science), ein Unterposten der Weltraumforschung, kräftig der Rotstift angesetzt. Um gut ein Drittel auf 1,2 Mrd. USD soll der Etat gekürzt werden. Unter Earth Science laufen 15 Satellitenmissionen, aber auch die nicht weltraumgestützte Klimaforschung wie zum Beispiel das Projekt Ice Bridge.
Der Gesetzentwurf würde, wenn so verabschiedet, jegliche Arbeiten am Asteroiden-Projekt sofort zum Stillstand bringen. Im Mai wurde seitens der NASA die Idee veröffentlicht, anstelle einer Mondlandung einen Klein-Asteroiden einzufangen und in eine Mondumlaufbahn zu bringen. Das sei, so die kritischen Abgeordneten, nicht nur teuer, es lenke die Mittel auch in eine falsche Richtung. Den Nutzen zur Vorbereitung einer bemannten Mars-Landung in den 2030er Jahren könne man nicht erkennen. Die Abgeordneten plädierten denn auch für den Aufbau einer Mondbasis als Vorbereitung für spätere Mars-Landungen. Sollte das nicht ausreichen, sieht ein altes NASA-Konzept als Zwischenschritt noch den Anflug an einen der Mars-Monde vor.
Seitens der NASA beeilte man sich festzustellen, dass man hinsichtlich des Asteroiden-Projektes erst am Anfang der Debatte stehe. Lori Garver, stellvertretende NASA-Chefin, betonte, dass neben Grundlagenerkenntnissen zur Entstehung des Sonnensystems auch bei Analysen zur Asteroiden-Bedrohung und nicht zuletzt in der Technik enorme Fortschritte zu erwarten seien. „Ich denke“, so wird sie bei Spaceflightnow zitiert, „dass wir in der Lage sind, den Nutzen einer solchen Mission aufzuzeigen.“
Da wird die NASA noch einiges zu tun haben, denn Skepsis war im Wissenschaftsausschuss nicht nur von Politikern zu vernehmen. Als Experten waren Steven Squyres, Astronom und leitender Forscher im Mars Exploration Rover-Programm und Thomas Young, ehemaliger Lockheed Martin-Manager, geladen. Beide sahen keinen direkten Bezug zwischen dem Asteroiden-Projekt und einer späteren Mars-Expedition. Sie plädierten für eine langfristige Planung eines bemannten Mars-Fluges, bei der die NASA sich selbst die Zwischenziele setzt. Auf die Frage, wann denn unter der aktuellen Budget-Planung mit einem bemannten Mars-Flug gerechnet werden könne, sagte Young: „Nie“. Und Squyres stimmte ihm zu.
Nicht nur die Fernziele standen im Fokus. Auch bei kommerziellen Flügen zur ISS möchten die Republikaner über 100 Mio. USD gegenüber dem NASA-Planwert von 830 Mio. USD einsparen. Diese Summe wäre laut NASA-Chef Charles Bolden jedoch jährlich mindestens notwendig, um bis Ende 2017 einen ersten bemannten Flug zur ISS im Rahmen des Commercial Spaceflight-Programms darstellen zu können. Die Republikaner stellten im Ausschuss auch gleich klar, dass dieses späteste Datum trotz der angedachten Kürzungen nicht verhandelbar sei. Die Demokraten erinnerten daran, dass Budgetrestriktionen in Verbindung mit ehrgeizigen Zeitplänen auch für die Challenger- und Columbia-Katastrophen verantwortlich waren.
Für die Finanzmanager bei Orbital Sciences Corporation und SpaceX dürfte der Kürzungsvorschlag nicht das erste Warnsignal gewesen sein. Wenige Tage vor der Diskussion im Weltraum-Unterausschuss hat die Innenrevision der NASA (Office of Inspector General) vorgeschlagen, die Zahlungen an Orbital zeitlich zu strecken. Auch das hilft der NASA beim Sparen. Offiziell wird eine Neuverhandlung der Terminierung von Auszahlungstranchen mit den bereits eingetretenen Verzögerungen und Risiken begründet, denen künftige Orbital-Versorgungsflüge zur ISS unterliegen. Immerhin könnte der anstehende Demonstrationsflug im September technische Modifikationen an der Antares-Rakete und/oder dem Cygnus-Transporter notwendig machen, die zu weiteren substanziellen Verzögerungen im Zeitplan führen.
Unter dem gegenwärtig gültigen Auszahlungsplan hat Orbital bereits Anspruch auf 70 Prozent des insgesamt für seine Dienstleistungen vorgesehenen Budgets. Damit sind sechs der acht vereinbarten Versorgungsflüge abgedeckt, bevor überhaupt der Demonstrationsflug voraussichtlich im September 2013 gelungen ist. Konkret schlägt die Innenrevision vor, die Auszahlung von rund 150 Mio. USD für die Orbital-Versorgungsflüge 4 und 5 in das nächste Haushaltsjahr 2014 (beginnt am 1. Oktober 2013) zu verschieben. Gleiches gilt für Mission 6, für die Orbital bereits erste Zahlungen erhalten müsste. Und an einer Aufnahme der Arbeiten an Mission 7 und damit einer ersten Zahlung ist man bei Orbital dringend interessiert.
Die den US-Senat dominierenden Demokraten kündigten für Juli einen Gegenentwurf zum vorgeschlagenen NASA-Budget-Gesetz der Republikaner an. Es bleibt also spannend.
Diskutieren Sie mit: