Die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtagentur (NASA) hat vom US-amerikanischen Kongress auch für das Finanzjahr 2016 deutlich mehr finanzielle Mittel für das Weltraumteleskop WFIRST genehmigt bekommen, als die Behörde erwartet hatte.
Erstellt von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA
Angefragt hatte die NASA für das Finanzjahr 2016 eine Summe von rund 16 Millionen US-Dollar. Bereitgestellt werden nach dem Kongressbeschluss für 2016 nun rund 90 Millionen US-Dollar. Bereits im Vorjahr lagen die zur Verfügung gestellten Mittel mit 50 Millionen US-Dollar deutlich über dem auch für 2015 beantragten Wert von rund 16 Millionen US-Dollar. Im Finanzjahr 2014 flossen rund 56 Millionen US-Dollar in das WFIRST-Programm.
Mit der Finanzspritze sollte es der NASA möglich sein, bei der Realisierung des neuen Teleskops für Infrarot-Astronomie weiter ein hohes Tempo an den Tag zu legen. Die 106 Millionen US-Dollar für die Finanzjahre 2014 und 2015 hatten wichtige Fortschritte bei der Detektor- und Koronografenentwicklung ermöglicht.
Bei einem Treffen der US-amerikanischen astronomischen Gesellschaft (American Astronomical Society, AAS) am 4. Januar 2016 berichtete der Leiter der Astrophysik-Sparte der NASA Paul Hertz, dass der offizielle Start des Programms zur tatsächlichen Verwirklichung von WFIRST schon 2016 erfolgen wird, statt erst 2017 wie zuletzt vorgesehen.
In einem Bericht von 2010 hatten Astronomen WFIRST als diejenige Mission von größerem Umfang identifiziert, der höchste Priorität zuzuordnen sei. Dennoch hatte die NASA nicht erwartet, mit der Umsetzung vor dem Finanzjahr 2017 beginnen zu können und nicht bevor die Ausgaben für NASAs James Webb Space Telescope (JWST) angesichts eines sich nähernden Starts 2018 zurückgehen würden.
Das WFIRST-Projekt entwickelte sich konstant, bis es durch die Möglichkeit, auf Hardware für nicht geflogene US-amerikanische Aufklärungssatelliten zurückgreifen zu können, einen entscheidenden Impuls bekam. Die Hardware, zwei Teleskope, stammt vermutlich aus einem Programm namens Future Imagery Architecture (FIA) und wurde der NASA vom National Reconnaissance Office (NRO), einem Militärnachrichtendienst und Satellitenbetreiber, 2012 überlassen.
Das nun als Grundlage für WFIRST vorgesehene Teleskop besitzt einen Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 2,4 Metern wie beim seit 1990 im All befindlichen Weltraumteleskop Hubble. Die Brennweite des Teleskops für WFIRST ist geringer als die des von Hubble, weshalb sich für WFIRST ein größeres Sichtfeld ergibt – es ist also „weitwinkliger“.
WFIRST, dessen Bezeichnung vollständig Wide-Field Infrared Survey Telescope lautet, ist dazu gedacht, bei der Beantwortung einiger der grundlegenden Fragen aus zwei Bereichen zu helfen. Geplant ist die Beobachtung und Vermessung von Galaxien unter Nutzung eines mit einem Kryokühler versehenen Instruments namens Wide Field Imager (WFI) mit einem Komplex aus 18 H4RG-HgCdTe-Detektoren mit zusammen rund 288 Megapixeln und einem Spektografen mit zwei Detektoren, um beispielsweise Daten zur Beurteilung von Veränderungen der angenommenen dunklen Energie zu gewinnen.
Außerdem soll das im Vergleich zu Hubble über 100 mal größere Blickfeld von WFIRST bei der Suche von Exoplaneten für viele neue Entdeckungen sorgen. Speziell für die Exoplaneten-Suche erhält WFIRST zusätzlich einen im Bereich zwischen 430 und 970 Nanometern empfindlichen Koronografen mit der Bezeichnung CGI für Coronagraph Instrument. Hilfreich für das Auffinden von Exoplaneten wird dabei der hohe Planeten/Sternen-Kontrast von 1×10-9 des CGI sein. Das Instrument ist so ausgelegt, dass es Exoplaneten unmittelbar abbilden können wird.
Mit dem von Kodak bzw. ITT – heute Harris – gebauten 2,4-Meter-Teleskop von WFIRST will man rund 400 Millionen Galaxien und rund 2.600 Exoplaneten beobachten. Die Primärmission von WFRIST im Weltraum ist auf sechs Jahre angelegt. Dabei soll das Weltraumteleskop dann pro Tag ein Datenvolumen im Bereich von 11 Terabyte zur Erde schicken.
Die vorgesehene Betriebstemperatur des eigentlichen Teleskops wurde wegen der Verwendung der vor langer Zeit gebauten Hardware gegenüber dem ursprünglichen Konzept für WFIRST angehoben.
Der Transport des ohne geöffneten Teleskopdeckel rund 8,2 Meter langen Raumfahrzeugs mit einer Startmasse zwischen 4,1 und 5,1 Tonnen ins All ist derzeit für die Mitte der 2020er geplant. Als Trägerrakete ist aktuell ein leistungsfähiges Modell vorgesehen, was es erlaubte, aus dem Konzept für WFIRST das große Zweistoff-Triebwerkssystem und rund drei Tonnen Treibstoff dafür zu streichen und durch ein Einstoffsystem mit deutlich geringerer Treibstoffzuladung zu ersetzen.
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