NASA-Bedenken bei SpaceX-Software ausgeräumt?

Anfang August wurden neben einem allgemein positiven Fazit bezüglich der Entwicklungsarbeiten im Rahmen des kommerziellen Programms zur Versorgung der Internationalen Raumstation, Commercial Orbital Transportation Services, auch Besorgnisse bezüglich des Umgangs mit der Software-Entwicklung bei SpaceX geäußert.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Space News, Raumcon. Vertont von Peter Rittinger.

Space Exploration Corporation (SpaceX)
Dragon-Frachtkapsel in der Endmontage
(Bild: Space Exploration Corporation (SpaceX))

„SpaceX arbeitet unternehmerisch; ihr Denken ist eine andere Herangehensweise … ihre Bemerkungen in Bezug auf Software sind sehr beunruhigend und weisen einen Mangel an Verständnis und Erfahrung darüber auf, was in diesem Geschäft schief gehen kann.“ So steht es in einem Fazit des ISS-Beratungsausschusses der NASA und eines Sicherheitsberatergremiums für Luft- und Raumfahrt.

Insbesondere wird kritisiert, dass kein Reifegradmodell in den Entwicklungsprozess integriert sei. Ein derartiges Modell wird unter anderem dafür verwendet, mit später zutage tretenden Fehlern umzugehen, alle Veränderungen zu analysieren und in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, wobei auch deren Zusammenwirken beachtet wird. Mittlerweile ist eine derartige Capability Maturity Model Integration allgemein üblich. Der Softwarechef von SpaceX äußerte dazu bei einer Anhörung, er mache sich über Fehler keine Sorgen, da die Software keine Fehler aufweise.

Andererseits habe die NASA alle bisherigen Prozesse der Softwareentwicklung genehmigt und zudem ständig Einsicht in diese. Zudem habe es viel Austausch zwischen SpaceX und NASA gegeben, wobei viele Fragen geklärt werden konnten. Mittlerweile wurde von SpaceX am 19. Oktober auch zugesichert, dass die Software Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit sei.

SpaceX hat mit der NASA einen Vertrag abgeschlossen, der den Transport von mindestens 20 t Material zur ISS im Rahmen von 12 unbemannten Missionen bis etwa 2015 vorsieht. Zuvor sind mehrere Erprobungsflüge angesetzt, im Rahmen derer nachgewiesen werden soll, dass die dafür entwickelte Technik diesen Auftrag sicher erfüllen kann. Nach der ersten erfolgreichen Demo-Mission im Dezember 2009 sind nun Annäherung und Kopplung an die ISS geplant. Gegenwärtig vorgesehener Termin für den Start der SpaceX-COTS-2-Mission ist der 19. Dezember 2011. Wahrscheinlich verschiebt sich der Flug allerdings in das kommende Jahr.

Gestern wurde zudem bekanntgegeben, dass SpaceX die Vorbereitende Entwurfsüberprüfung (PDR = Preliminary Design Review) für ihr neuartiges Rettungssystem (LAS = Launch Abort System) bei der Dragon-Kapsel abgeschlossen hat. Dieses System soll im Falle eines schweren Fehlers an der Trägerrakete die Besatzungskabine mit hoher Beschleunigung in Sicherheit bringen. Das PDR für das LAS ist der vierte erfolgreich absolvierte Meilenstein im Rahmen der Entwicklung eines bemannten Raumschiffes für das CCDev-Programm der NASA. An diesem Entwicklungsprogramm für bemannte Raumschiffe durch kommerzielle Unternehmen (Commercial Crew Development) beteiligen sich mehrere Firmengruppen der USA und werden durch Fördergelder unterstützt.

Raumcon:

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