Nanosail vorgestellt

Ein in Großbritannien entwickelter Nanosatellit soll bei der Bewältigung der Müllproblematik im Erdorbit helfen.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: SSC, New Scientist, BBC.

Surrey Space Centre der University of Surrey / EADS Astrium
Nanosail ist gar nicht nano. Das Segel bringt es entfaltet auf eine Größe von 5 mal 5 Metern.
(Bild: Surrey Space Centre der University of Surrey / EADS Astrium)

Der Kleinsatellit Nanosail hat 3 kg Masse und Abmessungen von 10 x 10 x 30 Zentimetern. Er verfügt über kleine, ausklappbare Solarzellenausleger und einen ebenfalls mit Solarzellen beklebten Zentralbehälter, in dem sich das zusammengelegte Segel aus Spezialpolymer befindet. Entfaltet kommt es auf 25 Quadratmeter.

Der am Surrey Space Centre der University of Surrey (GB) in Zusammenarbeit mit EADS Astrium und der ESA entwickelte Cubesat mit Entwicklungskosten von etwa 1,1 Millionen Euro soll zwei verschiedene Aufgaben erfüllen. Zum einen kann er, an Weltraumschrott angeheftet, dessen Luftwiderstand beträchtlich vergrößern und somit für ein zeitigeres Verglühen kleinerer Teile sorgen. Man ist aber optimistisch, dass man auch größere Versionen des Satelliten für das „Einholen“ alter Satelliten oder Raketenendstufen herstellen kann.

Zum zweiten soll Nanosail auch Basis für ein preiswertes und ohne Treibstoff auskommendes Antriebssystem sein. Im Hauptkörper des kleinen Satelliten sind leichte Elektromotoren untergebracht, über die der Schwerpunkt geringfügig verschoben werden kann. Damit kann man das Segel in begrenztem Umfang steuern und sozusagen in den Wind drehen.

Surrey Space Centre der University of Surrey / EADS Astrium
Zusammengefaltet ist Nanosail auch optisch ein „Leichtgewicht“.
(Bild: Surrey Space Centre der University of Surrey / EADS Astrium)

Gemeint ist hier allerdings der Sonnenwind. Von der Sonne kommende Partikel bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit und können auf das Segel einen geringen Druck ausüben. Dieser kann dazu verwendet werden, die Bahn eines Satelliten langsam anzuheben oder Bahnkorrekturen auszuführen. Dafür ist dann keinerlei Treibstoff erforderlich. Dadurch ließe sich die Funktionsdauer von Satelliten vergrößern, die heute oft durch die mitgeführte Menge an Treibstoff begrenzt ist. Zum Ende der Einsatzdauer eines Satelliten ließe sich das Sonnensegel, hier stimmt die Bezeichnung, auch dazu verwenden, die Bahn zu verlassen, um Platz für neue Satelliten zu machen. Niedrig fliegende Raumflugkörper könnten zudem schnell zum Verglühen in dichten Schichten der Erdatmosphäre gebracht werden.

„Unser System ist einfach und sehr preiswert“, sagte Dr. Vaios Lappas, Leiter der Forschungsgruppe des SSC gegenüber der BBC. „Es sollte helfen, den Weltraum zu einem nachhaltig nutzbaren Geschäftfeld zu machen.“

Gegenwärtig vergrößert sich die Menge an Weltraummüll in einigen Bahnen in rasendem Tempo. Verursacht wird dies vor allem durch das Auseinanderbrechen alter Satelliten oder Raketenstufen, durch Unfälle oder militärische Aktionen. Dadurch wächst die Bedrohung für die Raumfahrt beträchtlich. Einige Spezialisten sehen sogar die Gefahr, dass die Raumfahrt in einigen Jahrzehnten ganz eingestellt werden muss, wenn man die Müllproblematik nicht entschlossen angeht.

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