Die NASA hat den nächsten Shuttle-Start für März 2006 angekündigt. Dann soll erneut die Discovery zum Einsatz kommen. Ein Minderheitsvotum des Columbia-Ausschusses übt heftige Kritik an der NASA.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now.
NASA-Manager Bill Gerstenmaier sagte, der Aufschub bis März sei unvermeidbar gewesen, um die Probleme mit dem abplatzenden Schaumstoff des externen Tanks zu lösen, die den ansonsten gelungenen Start der Discovery letzten Monat verdarben. Da der nächste Shuttle-Flug, die Mission STS-121, als zweiter „Return to Flight“-Testflug zählt, gilt auch hierbei wieder die Einschränkung, dass nur bei Tageslicht gestartet werden darf, um intensiv filmen zu können. Und da auch dieser Flug wieder zur ISS gehen soll, ergeben sich nur alle zwei Monate geeignete „Startfenster“. In diesem Jahr wären dies nur noch ein paar Tage im September und November gewesen sowie einige Tage Anfang Januar 2006. Angesichts der zu lösenden Probleme entschied sich die NASA, alle diese Startfenster auszulassen und den Start auf März 2006 festzulegen.
Dieses Fenster erstreckt sich dann vom 4. März bis zum 19. März, bietet also auch eine ausreichend komfortable Länge für den Fall von Technik- oder Wetterproblemen, wie sie ja immer wieder mal auftreten können. Weitere Fenster liegen im Mai und Juli 2006 und sind ebenfalls von komfortabler Länge.
Es ist noch nicht bekannt, was nun das Abplatzen eines großen Stückes Schaumstoffisolation von der „PAL-Rampe“ des externen Tanks verursachte. Die NASA plant nun, die bereits hergestellten und ausgelieferten externen Tanks zurück in die „Michoud-Fabrik“ von Lockheed Martin bei New Orleans zu transportieren. Dort werden die PAL-Rampen wahrscheinlich entfernt und dann von Grund auf neu aufgebaut.
Ein Vorteil der Startverschiebung ist, dass die NASA im März wieder die Discovery einsetzen kann. Die ursprüngliche Planung sah vor, die Atlantis für den zweiten und dritten Post-Columbia-Start einzusetzen. Insbesondere für den dritten Start ist die Atlantis wichtig, weil dann schwere Solarzellen-Komponenten zur ISS gebracht werden sollen, und da die Atlantis leichter ist als die Discovery, kann sie folglich auch eine größere Nutzlast transportieren. Durch die Verschiebung kann man jetzt eine Reihenfolge Discovery – Atlantis planen und somit sicher sein, dass nicht eventuelle Verzögerungen bei der zweiten Mission den Start der dritten Mission mit hinaus schieben.
Die Mannschaft von STS-121 soll unverändert bleiben. Das heißt also, dass im März 2006 auch endlich der deutsche Astronaut Thomas Reiter zu seinem Langzeitaufenthalt in der ISS fliegen soll.
Im Abschlussbericht des Stafford-Covey-Ausschusses zur Untersuchung des Columbia-Unglücks kam die Mehrheit der 26 Ausschussmitglieder zu einem positiven Ergebnis, was die Verbesserungen am Shuttle-System während der letzten zweieinhalb Jahre betrifft. Allerdings gab es auch ein gesondertes Votum von sieben Mitgliedern dieses Ausschusses, die die NASA mit klaren Worten schlechten Managements und nachlassender ingenieurmäßiger Konsequenz bezichtigten und Fragen über die Bereitschaft der Raumfahrtbehörde aufwarfen, Shuttleflüge ohne tiefer gehendes Verständnis der damit verbundenen Risiken zuzulassen.
NASA-Administrator Michael Griffin begrüßte dieses Minderheitsvotum und teilte Reportern mit, dass er die Ausschussvorsitzenden Thomas Stafford und Richard Covey gebeten habe, die Kritik der Minderheitsgruppe in den Abschlussbericht aufzunehmen.
Griffin betonte aber auch, dass ein Beratungsausschuss letztlich nur berät. Seine Empfehlungen seien der NASA willkommen, weil es im laufenden Tagesgeschäft oft sehr schwer sei, einen Schritt zurückzutreten und das Ganze von einer höheren Warte aus zu sehen. Aber „am Ende des Tages“ seien die Mitglieder eines Beratungsausschusses nun mal nicht für das verantwortlich, was sie empfehlen. Verantwortlich für das Raumfahrtprogramm als Ganzes seien vielmehr die Manager der NASA und daher seien letztlich sie es, die die Entscheidungen treffen würden, was zu tun sei und was nicht.