Zum bereits siebten Mal fand bundesweit am Wochenende des 18. und 19. September 2004 der Tag der Raumfahrt statt. Die Zentralveranstaltung in Köln dauerte diesmal einen Abend und zwei Tage.
Autor: Kirsten Müller.
Auftakt war am Abend des 17. September die „Nacht der Astronauten“ in der Köln Arena. Durch das Programm führte der erfahrenste deutsche Astronaut, Ulf Merbold, zusammen mit Co-Moderatorin Evi Seibert. Es trat fast das gesamte aktive ESA-Astronautenteam auf.
Als erster erzählte der Belgier Frank de Winne vom Überlebenstraining in Russland. Über das amerikanische Gegenstück dazu, speziell über das Training für Weltraumspaziergange im Johnson Space Center in Houston, berichteten der Schweizer Claude Nicollier – mit vier Shuttle-Flügen einer der erfahrensten Astronauten im ESA-Team – und der Schwede Christer Fuglesang, für dessen ersten Weltraumeinsatz im kommenden Jahr gleich drei Außenbordeinsätze geplant sind.
Danach wurden die Unterschiede zwischen den amerikanischen und den russischen Pre-Flight-Aktivitaten angesprochen – respektive von den deutschen Astronauten Gerhard Thiele und Hans Schlegel, die beide Space Shuttle-Erfahrung aufweisen können, und Roberto Vittori/Italien und Leopold Eyharts/Frankreich, die beide an Soyuz-Missionen teilgenommen haben.
Interessantes über das Leben an Bord der ISS wussten der Niederländer André Kuipers sowie der Spanier Pedro Duque zu berichten. Sämtliche Berichte und Kommentare wurden begleitet von 3D-Filmen, deshalb wurde empfohlen, während der ganzen Zeit die am Eingang verteilten 3-D-Brillen aufzubehalten.
Der Zeitplan wurde minutiös eingehalten, weil um 21.35 einer der Höhepunkte der Veranstaltung stattfand: Eine Live-Schaltung zur ISS und der momentan dort befindlichen Expedition-9-Besatzung Gennady Padalka und Michael Fincke! Dabei hatten zwei Gewinner eines Preisausschreibens die Möglichkeit, live on stage Fragen an die Astronauten im Orbit zu stellen.
Zweiter Höhepunkt war, wie Ulf Merbold es ausdrückte, der Auftritt „eines der Heroen der bemannten Raumfahrt“: John Young, einer von nur zwölf Menschen, die jemals den Mond betreten haben, der spätere Kommandant von Merbolds erstem Shuttle-Flug. Young zeigte einen Film über die Apollo-16-Mission und wies auf den Mond als hervorragende zukünftige Rohstoffquelle hin.
Neben den aktiven ESA-Astronauten trugen außerdem Ernst Messerschmid, Leiter des Europäischen Astronautenzentrums, Michel Tognini, Chef des europäischen Astronautenkorps‘, und Sergej Krikalev, Mitglied der allerersten ISS-Stammbesatzung, zum Programm bei. Zum Finale fanden sich die etwa 30 im Saal befindlichen Raumfahrer und Ex-Raumfahrer auf der Bühne ein, darunter der erste Deutsche im Weltraum, Sigmund Jähn, und die Astronauten Owen Garriott, Byron Lichtenberg und Robert Parker, die zusammen mit John Young und Ulf Merbold an der Spacelab-1-Mission teilgenommen hatten. Somit lässt sich mit Recht behaupten, dass dieser Abend seit längerer Zeit das größte Treffen von Raumfahrern auf deutschem Boden war.
Ein wenig enttäuschend fur die im Publikum befindlichen Raumfahrtfans war, dass die Raumfahrer nach der Veranstaltung für Fragen und Autogrammwünsche ziemlich unzugänglich waren. Zumindest die aktiven ESA-Astronauten haben das aber an den beiden darauffolgenden Tagen mehr als wettgemacht. Beim Tag der offenen Tür im europäischen Astronauten-Trainingszentrum in Köln-Porz demonstrierten sie bereitwillig den etwa 100.000 Besuchern ihre Trainingsanlagen, nahmen an Talkrunden teil, erzählten wiederum von ihren Weltraumerfahrungen und gaben vor allem den jüngeren Besuchern jede Menge Autogramme.