Mysteriöse Energiequelle im Zentrum der Milchstraße

Ein internationales Team von Astronomen hat mit dem aus vier Teleskopen bestehenden High Energy Stereoscopic System (HESS) in Namibia, Südafrika, ein mysteriöses Objekt im Zentrum unserer eigenen Galaxie entdeckt: eine hoch energetische Gammastrahlenquelle. Die Ergebnisse wurden am 22. September im Journal of Astronomy and Astrophysics veröffentlicht.

Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: PPARC.

Im galaktischen Zentrum gibt es eine Reihe von möglichen Gammastrahlenquellen, unter anderem ein supermassives Schwarzes Loch, Reste von einer Supernova und möglicherweise eine Ansammlung von exotischer Dunkler Materie, und jede von ihnen sollte auf unterscheidbare Art Gammastrahlen aussenden. Die von HESS gemessene Strahlung kommt aus einer Region ganz in der Nähe von Sagittarius A, dem Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie. Laut gängiger Theorien über dunkle Materie, sind die Gammastrahlen zu energiereich um bei der Zerstörung von Dunkler Materie entstanden zu sein. Das beobachtete Gammastrahlenspektrum passt am besten zu einer riesigen Supernova-Explosion, die einen konstanten Teilchenstrom erzeugen müsste.

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Aufnahme des Zentrums der Milchstraße.
(Quelle: PPARC)

Dr. Paula Chadwick von der Universität Durham sagt: „Wir wissen, dass einige riesige Supernovae in dieser Region vor 10.000 Jahren stattgefunden haben. Solche Explosionen könnten kosmische Gammastrahlen auf die hohen Energien beschleunigen, die wir beobachtet haben – eine Million Mal stärker als die Röntgenstrahlung die in Krankenhäusern verwendet wird. Weitere Beobachtungen sind notwendig, um die genaue Quelle festzustellen.“

Professor Ian Halliday, Direktor des Particle Physics and Astronomy Research Council (PPARC, Rat für Teilchenphysik und Astronomische Forschung) und zuständig für den britischen Anteil an HESS, meint: „Die Wissenschaft hört nicht auf, uns mit unerwarteten Ergebnissen zu überraschen. Das Zentrum der Galaxie ist ein fremdartiger Ort mit Phänomenen wie Schwarzen Löchern und Dunkler Materie. Wenn wir die Strahlenquelle finden, können wir eine Menge über die Prozesse, die im Zentrum der Milchstraße ablaufen, lernen.“
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die neue Theorie sich nicht mit früheren japanisch-australischen oder US-amerikanischen Messungen aus den Jahren 1995 bis 2002 deckt, die aber beide mit einem schwächeren Instrument gemacht wurden. Diese konnten im Gegensatz zur HESS-Messung auch die exakte Quelle der Strahlung nicht bestimmen, außerdem hatte die damals gemessene Strahlung eine andere Intensität. Es ist sogar möglich, dass sich die Strahlenquelle mit der Zeit ebenso verändert wie das schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße.

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