Auf einer neuen Aufnahme des Mars Reconnaissance Orbiters konnten Wissenschaftler einen weiteren Lavakanal entdecken. Diese Kanäle ermöglichen einen Blick unter die Oberfläche unseres Nachbarplaneten.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: HiRISE-Team, University of Arizona.
Bereits seit dem März 2006 umkreist der von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) den Mars und liefert dabei fast täglich neue Detailaufnahmen der Oberfläche unseres Nachbarplaneten. Die Hauptkamera an Bord des MRO, die von der University of Arizona betriebene HiRISE-Kamera, erreicht eine Auflösung von bis zu 25 Zentimetern pro Pixel. Bedingt durch diese große Auflösung kann die Kamera dabei pro Aufnahme jedoch immer nur einen relativ kleinen Ausschnitt der Marsoberfläche abbilden. Um diesen aufgenommenen Oberflächenbereich in einen größeren Kontext zu versetzten, ist der MRO mit einer zweiten Kamera, der sogenannten Context Camera (kurz CTX) ausgestattet. Diese Kamera ist während ihres Betriebes auf den gleichen Bereich der Marsoberfläche gerichtet wie die HiRISE-Kamera. Sie bildet dabei eine größere Fläche ab als die HiRISE-Kamera, erreicht allerdings auch nur eine Auflösung von lediglich rund sechs Metern pro Pixel.
Anfang des Jahres 2011 gelangte dabei zum wiederholten Mal der in der Tharsis-Region des Mars gelegenen Vulkan Pavonis Mons in das Aufnahmefeld der CTX-Kamera. Bei der Auswertung der bei dieser Gelegenheit angefertigten Aufnahmen registrierten die beteiligten Wissenschaftler einen auffälligen dunklen Fleck im Zentrum von einem der Krater, welcher sich an der Nordflanke dieses etwa 12 Kilometer hohen Vulkans befindet.
Am 4. August 2011 wurde dieses Gebiet daraufhin bei einem erneuten Überflug des Mars Reconnaissance Orbiters mit der HiRISE-Kamera in einer größeren Auflösung abgebildet. Die anschließende Auswertung der bei dieser Gelegenheit angefertigten Aufnahme führte zu dem Schluss, dass es sich bei dem „dunklen Bereich“ um eine Öffnung handelt, welche einen Zugang zu einem unter der Oberfläche gelegenen Lavakanal darstellt.
Solche Lavakanäle entstehen häufig in Gebieten vulkanischen Ursprungs. Die auftretenden Lavaströme erstarren dabei an der Oberseite zu festem Gestein, fließen jedoch im Untergrund weiter. Die sich dabei bildende Röhrenstruktur lässt sich auch noch nach selbst aus der geologischen Perspektive betrachtet relativ langen Zeiträumen nachweisen. Durch zu späteren Zeitpunkten erfolgenden Einbrüchen in der obersten Krustenschicht des Planeten wird dabei ein Einblick in das Innere der Lavaröhren ermöglicht.
Aus der Aufnahme der HiRISE-Kamera kann abgeleitet werden, dass die jetzt beobachtete Öffnung über einen Durchmesser von etwa 35 Metern verfügt und eine Tiefe von rund 20 Metern erreicht. An den Rändern des sich so gebildeten Trichters ist Material erkennbar, welches in das Innere dieser Grube abgelitten ist und diese dabei teilweise verschüttet hat.
Der Ursprung dieser Öffnung über der Lavaröhre konnte bisher von den Wissenschaftlern noch nicht erklärt werden. Es ist beabsichtigt, bis zum Ende dieses Jahres ein zweites Bild von dieser Region anzufertigen, welches die Szenerie aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet. Aus diesen beiden Aufnahmen ist dann die Erstellung einer dreidimensionalen Aufnahme möglich. Mit einer solchen 3D-Aufnahme, so die Erwartung der Wissenschaftler, sollte man der Entschlüsselung des Ursprungs näher kommen können.
Raumcon:
Internetseite der University of Arizona:
- HiRISE (engl.)