Mondwende – vor 3,9 Milliarden Jahren

Wissenschaftler vom Pariser Institut für Physik der Erde kommen durch Untersuchungen an Kratern zu der Vermutung, der Mond müsse uns einst seine jetzt nicht sichtbare Rückseite zugewandt haben.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist.

NASA/JSC
Die Rückseite des Mondes ist von der Erde nicht zu sehen.
(Bild: NASA/JSC)

Der Mond rotiert gebunden, das bedeutet, er wendet uns immer dieselbe Seite zu. Ein Umlauf des Mondes dauert genauso lange, wie eine Drehung um seine Achse. Deshalb waren die ersten Bilder der Mondrückseite 1959 eine kleine Sensation.

Mark Wieczorek und Matthieu Le Feuvre vom Institut für Physik der Erde in Paris (Frankreich) studierten Alter und Verteilung von 46 bekannten Kratern, die durch Einschläge von Asteroiden entstanden sind. Frühere Computersimulationen hatten ergeben, dass auf der in Umlaufrichtung vorn liegenden Seite des Mondes, von uns aus gesehen die westliche Halbkugel, etwa 30% mehr Einschläge auftreten müssten, als auf der „im Windschatten“ liegenden östlichen Hemisphäre. Beim Auto ist das ähnlich. Die Frontscheibe, die in Fahrtrichtung zeigt, bekommt pro Flächeneinheit mehr Regentropfen ab, als die Heckscheibe.

Bei ihrer Kraterzählung und Altersbestimmung fanden Wieczorek und Le Feuvre allerdings heraus, dass für ältere Einschläge genau das Gegenteil der Fall ist. Sie schlussfolgern daraus, dass der Mond einst um etwa 180 Grad gedreht wurde und jetzt sozusagen rückwärts fliegt. Verursacht wurde die Kehrtwendung wohl durch einen mächtigen Einschlag, der schon 3,9 Milliarden Jahre zurück liegt. Dadurch rotierte der Mond einige zehntausend Jahre schneller oder langsamer und kam in etwa der umgekehrten Lage wieder zur gebundenen Rotation zurück.

Raumcon:

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