Mond um äußersten „Planeten“ entdeckt

Astronomen des Keck-Observatoriums auf Hawaii haben einen Mond entdeckt, der den äußersten bisher entdeckten Himmelskörper unseres Sonnensystems umkreist.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: W. M. Keck Observatory.

Keck -Aufnahme von „Xena“ und ihrem Mond „Gabrielle“ (rechts).
(Foto: W. M .Keck Observatory)

Seit der Entdeckung der ersten größeren Himmelskörper im so genannten „Kuiper-Gürtel“ – einem Ring aus Millionen von unterschiedlich großen Gesteins- und Eisbrocken, der sich jenseits der Neptun-Umlaufbahn in unserem Sonnensystem erstreckt – ist für Astronomen die Frage nach dem Wesen eines Planeten nur noch schwer zu beantworten. Ist Pluto ein Planet oder nicht vielmehr einfach nur das größte bisher entdeckte Mitglied des Kuiper-Gürtels, ein so genanntes „KBO“ („Kuiper-Belt-Object“)? Falls Pluto seinen Status als neunter Planet unseres Sonnensystems behalten sollte: Was ist mit den in den letzten Jahren entdeckten großen KBOs jenseits von Pluto? Diese auch als „Transneptunische Objekte“ bezeichneten Himmelskörper haben teilweise Durchmesser von rund 3.000 Kilometer (2003 UB313) und sind damit größer als Pluto (rund 2.300 Kilometer Durchmesser) – es wird zunehmend schwieriger, eine Definition für Planeten zu formulieren.

Noch schwieriger wird die Abgrenzung zu den Planeten, wenn KBOs über eigene Monde verfügen. Einem Team am Keck-Observatorium auf Hawaii ist genau eine solche Entdeckung im September gelungen, als sie einen Begleiter von 2003 UB313 – Spitzname „Xena“ – entdeckten. In Anlehnung an den für 2003 UB313 vergebenen Spitznamen wurde der Mond „Gabrielle“ genannt (so heißt die Begleiterin von Xena in der gleichnamigen amerikanischen TV-Serie). Die Entdeckung gelang am 10. September mit einem der beiden 10 Meter-Teleskope des Observatoriums, wobei eine adaptive Optik in Verbindung mit einem Lasersystem zum Ausgleich atmosphärischer Störungen zum Einsatz kam. Damit sind schon zwei KBOs mit ungefährer Pluto-Größe bekannt, die über natürliche Trabanten verfügen (das andere KBO mit eigenem Mond ist 2003 EL61).

Xena beziehungsweise 2003 UB313 kreist auf einer stark elliptischen Umlaufbahn um die Sonne. Im sonnennächsten Punkt ist das KBO „nur“ etwa 37 AE (Astronomische Einheiten = Distanz Erde-Sonne = rund 150 Millionen Kilometer) von unserem Zentralgestirn entfernt und bewegt sich damit innerhalb der Pluto-Bahn, während der erdfernste Punkt den Himmelskörper fast 100 AE von ihr entfernt. Der nun entdeckte Mond ist verglichen mit Xena sehr klein – seine Helligkeit ist rund sechzigmal schwächer als die von 2003 UB313 – und umkreist den „Planeten“ etwa alle vierzehn Tage (dieser Wert ist allerdings nur eine vorläufige Schätzung). Weitere Beobachtungen mit einem der Keck-Teleskope sowie dem Hubble-Weltraumteleskop sollen die Umlaufbahn von „Gabrielle“ weiter konkretisieren, was eine Bestimmung des Masse von Xena möglich machen würde.

Ob und wann 2003 UB313 den Status des zehnten Planeten unseres Sonnensystems zuerkannt bekommt ist derzeit noch unklar. Momentan ist eine Arbeitsgruppe der International Astronomical Union (IAU) dabei, Mindeststandards für die Anerkennung eines Himmelskörpers als „Planet“ zu erarbeiten, und bis dahin werden alle großen KBOs von der IAU neutral als „Transneptunische Objekte“ bezeichnet. Da 2003 UB313 höchstwahrscheinlich größer als Pluto ist, stehen die Chancen allerdings gut, dass dieser Himmelskörper in den Rang eines Planeten erhoben wird. Wenn dies geschehen sollte, wird man auch neu über einen Namen für diesen Randbewohner unseres Sonnensystems nachdenken – „Xena“ wird 2003 UB313 mit Sicherheit nicht heißen. Angesichts der wachsenden Leistungsfähigkeit erd- und satellitengebundener Teleskope werden in Zukunft wohl noch einige weitere Planeten-Kandidaten in unserem Sonnensystem entdeckt werden.

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