MLM Naúka

Einst das Ersatzmodul von Sarja soll nun das MLM Naúka das größte russische Labor der ISS werden. Zurzeit noch im Bau, soll es das (bisher) letzte Teil der ISS werden.

Autor: Daniel Maurat

Das MLM (russ. МЛМ / Многофункциональный лабораторный модуль; Mnogozelewoi Laboratornui Modul für Vielzwecklabormodul) Naúka (russ. Нау́ка für Wissenschaft) ist ein Labormodul der Internationalen Raumstation ISS. Es wurde zwar für den Fall gebaut, dass der Start des Moduls Sarja fehlschlägt, nach dem erfolgreichen Start wurde es aber umgebaut.

Entwicklung und Bau

Eine Computeranimation von Naúka, noch am alten Kopplungspunkt bei Sarja.
(Bild: Roskosmos)
Maße
Länge: 13,0 Meter
Breite: 4,1 Meter
Masse: 20,3 Tonnen
Start: März 2012 (geplant)

Die Geschichte von Naúka begann, als die NASA das russische Konstruktionsbüro GKNPZ Chrunitschew beauftragte, das FGB Sarja zu bauen. Für den Fall, dass der Start, der Sarja ins All bringen sollte, fehlgeschlagen wäre, hatte man ein Ersatzmodul, das FGB 2, gebaut. Aber der Start von Sarja gelang, und das zu 70% fertiggestellte FGB 2 wurde zunächst eingelagert.

Im August 2004 beschloss die russische Weltraumagentur Roskosmos, ein Forschungsmodul für den russischen Teil der ISS zu bauen. Um Kosten zu sparen, entschied man sich, das alte FGB 2 umzubauen und es in ein Forschungsmodul zu verwandeln. Der Auftrag wurde zwar 2006 an RKK Energija vergeben, doch ist Chrunitschew weiter maßgeblich am Bau des Moduls beteiligt. Zunächst plante man, Naúka an sein Zwillingsmodul Sarja zu koppeln, doch man entschied sich dann für eine Kopplung mit dem Modul Swesda, bei der das Modul Pirs ersetzt wird. Dafür musste man den Kopplungsstutzen austauschen (dazu beim Aufbau mehr). Zur Zeit (Stand Ende 2010) ist das Modul in der Endfertigung und soll dann gegen Ende 2011 nach Baikonur gebracht werden.

Aufbau

Nauka ist ein Zwilling von Sarja, nur mit anderer Ausstattung. Im Grunde ist es ein zylindrisches Modul aus Aluminium. Am Kopfende des Moduls ist eine kugelfürmige Zwischensektion untergebracht, die über einen passiven, zur Erde zeigenden (Nadir), Andockstutzen des Typs SSWP G4000 für Sojus-Kapseln und Progress-Frachter. Darüber hinaus soll an dieser kugelförmigen Sektion eine kleine Schleuse für Außenexperimente angebracht werden. Diese Schleuse ist etwa 1,5 Meter lang und befindet sich am Heckende der Kugel. Am Zenitende von Naúka, gegenüber der kugelförmigen Kopplungssektion, befindet sich ein Konus, der im aktiven Ankopplungsstutzen vom Typ SSWP-M 8000 mündet. Mit dem wird Nauka es mit Swesda Nadir verbunden. Zunächst wollte man Nauka an Sarja Nadir ankoppeln lassen und hatte dafür einen aktiven SSWP G4000-Kopplungsstutzen montiert, nach der Entscheidung, das Modul an Swesda anzukoppeln, wurde der Kopplungsstutzen ausgetauscht. An der Außenhaut befindet sich ein Paar 10,7 Meter lange und 3,3 Meter breite Solarzellenflächen, die das Modul mit Energie versorgen. Da es autonom an die ISS koppelt, besitzt es ein Lageregelungssystem mit 36 Lageregelungstriebwerken, die von 16 Kugeltanks gespeist werden. In ihnen wird sowohl Stickstoff für die Lageregelung als auch Sauerstoff und Stickstoff für die Bordatmosphäre gelagert. Auch ist an der Außenhaut ein großer Radiator angebracht, der Abwärme aus der Station in den Weltraum abgibt. Einen derartigen Radiator hat das Schwestermodul Sarja nicht. Neben der Schleuse ist der Radiator einer der herausragendsten Unterschiede zwischen den beiden Modulen.

Im Inneren befinden sich verschiedene Experimente sowie eine dritte Schlafgelegenheit im russischen Teil der ISS (die anderen beiden sind in Swesda), Toilette und eine Waschanlage für die Kosmonauten. Auch gibt es hier eine Steuerungseinrichtung für den europäischen Roboterarm ERA, der zusammen mit Naúka gestartet wird. Darüber hinaus befinden sich im Modul Treibstoffpumpen und Leitungen, die Nachschub aus Progress-Frachtern in die Lagertanks der Station transportieren.

Im Orbit

Die ersten Teile von Naúka gelangten mit dem Space Shuttle Atlantis an der Außenhaut des Moduls Rasswjet ins All. Bei diesem Flug wurden der Radiator, die Luftschleuse und Ersatzteile des Roboterarms ERA transportiert. Dies wurde schon so früh gemacht, da diese Teile aus Masse- und Abmessungsgründen nicht mit dem Modul gemeinsam gestartet werden konnten. Sie würden schlichtweg nicht unter die Nutzlastverkleidung passen.

Der Start des Moduls wird laut Roskosmos (Stand Ende 2010) im März 2012 auf einer Trägerrakete vom Typ Proton M stattfinden. Diese wird Naúka auf eine Umlaufbahn bringen, die in etwa der der ISS entspricht. Nach einigen Tagen wird Naúka schließlich an Swesda Nadir ankoppeln. Nach der Kopplung werden sowohl Schleuse als auch Radiator am Modul befestigt.

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