Der Space Elevator soll schon in naher Zukunft Menschen 100.000 Kilometer ins Weltall befördern.
Ein Beitrag von Andreas Tramposch. Quelle: Spacetoday.
Präsident Bush will zum Mond zurückkehren und Menschen zum Mars schicken. Aber der Wissenschaftler Bradley C. Edwards hat eine Idee, die sich mehr als verrückt anhört. Er will einen Lift bauen, der von der Erde ca. 100.000 Kilometer in die Etage Weltall fährt. Edwards glaubt, dass eine erste Version dieses ungewöhnlichen Liftes innerhalb der nächsten 15 Jahre realisierbar wäre. Ein Jahr früher als Bushs für 2020 geplante Rückkehr zum Mond. Edwards schätzt die Kosten auf 10 Milliarden Dollar, verglichen mit anderen Weltraummissionen ein Hungerlohn.
„Es ist keine neue physikalische Errungenschaft, nichts Neues muss entwickelt werden, nichts Neues muss vom Nullpunkt aus erfunden werden,“ sagt Edwards. „Falls es Abweichungen vom Budget oder was auch immer geben sollte, könnte es länger dauern, aber 15 Jahre ist eine realistische Schätzung um einen Lift zu bauen.“ Edwards ist nicht nur ein Mann mit einer Idee. Er ist der Kopf des Space Elevator Projektes des Institut für Scientific Research (wissenschaftliche Forschungen) in Fairmont. Die amerikanische Raumfahrtagentur NASA hat bereits 500.000 Dollar für Studien zu Verfügung gestellt und der Kongress ist bereit weitere 2.5 Millionen Dollar in diese Idee zu investieren. „Eine Menge Menschen bei der NASA sind von dieser Idee fasziniert,“ sagte Robert Casanova, Direktor vom Institut für Advanced Concepts (fortgeschrittene Konzepte) der NASA in Atlanta. Edwards ist der festen Überzeugung, dass ein Space Elevator nicht nur eine billigere sondern auch sicherere Möglichkeit bieten um Forscher zu andere Planeten zu befördern.
Der Space Elevator ist an einem Kabel basierend auf Nanutubes befestiegt. Nanutubes sind winzige Bündel von Karbonatome mit einer vielfach höheren Festigkeit gegenüber konventionellen Stahlseilen. So ein Kabel würde ca. einen Meter breit und dünner als ein Blatt Papier sein, aber fähig eine Nutzlast von 13 Tonnen zu befördern. Edwards sagt, dass er wahrscheinlich um die zwei Jahre benötigen wird, um die Nanutubes weiterzuentwickeln um die notwendige Festigkeit zu erlangen. Nach dem, kann die Arbeit an diesem Projekt beginnen.
Die Kabel werden mittels Raketen ins Weltall befördert. Von einem Satelliten in einem geostationären Orbit werden die Kabel langsam zur Erde herabgelassen. Mittels eines „climber“ am Satelliten wird der Kabelnachschub sichergestellt, während am losen Ende ein Gegengewicht angebracht ist. Das Ende wird an einer Plattform am Äquator nahe der pazifischen Küste bei Südamerika befestigt. Die Stelle wurde hinsichtlich mehrerer Faktoren ausgewählt- die meiste Zeit des Jahres ist es hier Windstill, das Wetter ist sehr gut und Flüge von kommerziellen Fluglinien sind eher selten. Die Plattform ist mobil, damit sie kleinere Abweichungen des Satelliten ausgleichen kann. Der Lift wird von Photozellen die Licht in Elektrizität umwandeln angetrieben. Ein Laser, der an der Plattform befestigt ist zielt auf die Photozellen des Liftes um das Licht zur Verfügung zu stellen.
Nächsten Montag am 28. Juni 2004 startet die dritte alljährliche Konferenz über den Space Elevator in Washington die bis Mittwoch den 30. Juni dauern wird. Unter diesem Link kann man die verwendeten Powerpoint Präsentationen der Konferenz herunterladen. In diesem drei-Tage-Treffen werden unter anderem technische Herausforderungen und Lösungen der ökonomischen Durchführbarkeit vorgeschlagen.
Der Space Elevator ist aber keine neue Idee. Der russische Wissenschaftler Konstantin Tsiolkovsky hatte schon ein Jahrhundert zuvor die Idee. In der Novelle „The Foundations of Paradise“ von Arthur C. Clarks im Jahr 1979 war von einem Space Elevator in 40.000 Kilometer und permanenten Kolonien am Mond, Mars und Merkur die Rede. „Der Unterschied jetzt“, sagt Edwards ,“ist, dass wir das Material besitzen, um einen Space Elevator jetzt bauen zu können.“ „Das größte Hindernis ist vermutlich die Finanzierung des Projekts und die politische Freigabe. Das technische, denke ich, das ist wirklich kein Thema mehr,“ sagt Edwards selbstbewusst.