Am kommenden Mittwoch wird China ins All aufbrechen. Was wird der erste Taikonaut auf seinem Trip erleben? Und wie werden wir die Mission verfolgen können?
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: Xinhua, SpaceDaily.com.
Auf Grundlage der aktuellen Medienangaben bezüglich des kurz bevorstehenden ersten bemannten chinesischen Weltraumfluges lassen sich bereits jetzt einige genauere Angaben zur Mission Shenzhou 5 machen. Diese sind natürlich nur vorläufig und teilweise spekulativ. So soll der Start des Raumschiffes Shenzhou 5 („Gottesschiff“) gegen neun Uhr Pekingzeit mit einer Trägerrakete des Typs Chang Zheng-2F („Langer Marsch“) vom Kosmodrom Jiuquan in der Provinz Gansu aus erfolgen (für ganz China gilt ein und dieselbe Zeitzone). Der Startpunkt entspricht drei Uhr MESZ – eine Stunde und dreiundreißig Minuten nach Sonnenaufgang im Startgelände. Alle bisher durchgeführten vier unbemannten Testflüge wurden bei Nacht durchgeführt. Das Raumschiff soll zunächst in einen 207 mal 340 Kilometer hohen Übergangsorbit eingeschossen werden. Basierend auf der zu erwartenden Ähnlichkeit des Fluges zur allerersten Shenzhou-Mission vom November 1999 ist davon auszugehen, dass diese Lage knapp sieben Stunden beibehalten wird. Anschließend, während der fünften Erdumkreisung, soll mit Hilfe der bordeigenen Triebwerks- und Lageregelungssysteme der Orbit auf eine Höhe von 342 mal 342 Kilometer bei einer Inklination von 42,407° variiert werden.
An Bord des Raumschiffes werden sich nur minimale Nutzlasten, z.B. 1,2 Kilogramm Planzensamen befinden, um die Mission des Taikonauten nicht zu gefährden. Dessen sichere Rückkehr ist oberstes Missionsziel. Die Landung der Rückkehrkapsel wird nach 21 Stunden und 24 Minuten Flugzeit im Morgengrauen gegen 6:24 Uhr Pekingzeit im vorgesehenen Landegebiet in der Inneren Mongolei erfolgen. Die zylindrische Orbitalsektion wird weiter – bis zu einem halben Jahr – autonom die Erde umkreisen können. Bei folgenden Missionen sollen diese Orbitalsektionen durch entsprechende Kopplungsaggregate verknüpft werden, um so nach dem „Baukastenprinzip“ eine Mini-Raumstation zu erschaffen. Der Taikonaut selbst soll erst am Starttag aus einer Vorauswahl von drei Personen bestimmt werden. Bei den drei prädestinierten Yuhangyuans handelt es sich um Wu Jie, Li Qinglong und Yang Liwei.
Der Roll-out der Trägerrakete CZ-2F steht für heute an. Das Raumschiff wurde bereits am 8. Oktober an der Spitze des „Langen Marsches“ montiert. Im Vorfeld trainierten verschiedene Taikonauten im realen Raumschiff, um sich mit der Flughardware vertraut machen zu können. Das Startpodest befindet sich rund anderthalb Kilometer vom großen Montagegebäude entfernt. Einige von unlängst von space.com veröffentliche Satellitenbilder offenbarten zudem, dass 600 Meter abseits vom bisherigen Startpult derzeit eine zweite Plattform errichtet wird. Dis könnte ein Hinweis darauf sein, dass künftig zwei Shenzhou-Raumschiffe gleichzeitig ins All gebracht werden sollen – dies begünstigt Rendezvous- und Dockingmissionen ungemein.
Im Interesse, die Mission auch propagandistisch auszuwerten, wird es möglich sein, den gesamten Flug live mitzuerleben. Einerseits werden die beiden staatlichen Fernsehstationen CCTV-4 und CCTV-9 (die englische bzw. internationale Sparte des Central Committee Television) den Flug live übertragen und kommentieren. Informationen zum Empfang finden sich hier. CCTV-4 und CCTV-9 können auch live per Webstream über die Website von CCTV angesehen werden. Möglicherweise werden Nachrichtenkanäle wie CNN ebenfalls zeitnah senden. Auch China Radio International (CRI) wird über den Flug berichten. Zumindest in den Abendstunden lässt sich dieser Sender in Mitteleuropa gut empfangen. Täglich wird ab 22 Uhr MESZ zunächst eine Stunde in Englisch und dann auch in Deutsch gesendet (1440 kHz). CRI hat eine entsprechende Sonderseite eingerichtet.
Für Interessierte gibt es an dieser Stelle noch einen Veranstaltungs-Hinweis: die Wilhelm-Förster-Sternwarte Berlin lädt am 15. Oktober um 20 Uhr zu einem Vortrag des Raumfahrtexperten Harro Zimmer unter dem Titel „Die Chinesen im Weltraum“.