Am 21. Dezember 2012 gab der Geologische Dienst der Vereinigten Staaten (United States Geological Survey, USGS) bekannt, dass sein bisher langlebigster Erdbeobachtungssatellit Landsat 5 in den kommenden Monaten außer Dienst gestellt wird.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA, USGS.
Der USGS bezeichnet die Mission von Landsat 5 als in jeder Hinsicht außerordentlich erfolgreich. Landsat 5 lieferte einen beispiellosen Beitrag zur Erfassung von Veränderungen auf den Landmassen unseres Planeten. Im Verlauf seiner langen Einsatzzeit gelang es dem USGS mehrfach, den alternden Satelliten kritische Situationen überstehen zu lassen. Der zuletzt aufgetretene Fehler eines Gyroskops, also eines Trägheitsrades zur Stabilisierung des Satelliten, macht es jetzt allerdings erforderlich, die Außerdienststellung des beim Start rund 1.938 kg schweren Satelliten einzuleiten.
Landsat 5, der mittlerweile über 28 Jahre um die Erde kreist, überlebte seine ursprüngliche Auslegungsbetriebsdauer von drei Jahren um ein Vielfaches. Der von der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtorganisation (NASA) entwickelte, am 1. März 1984 auf der Delta-Rakete D174, Typ 3920, gestartete Satellit hat die Erde mittlerweile über 150.000 mal umrundet und dabei über 2,5 Millionen Bilder des Zustands der über den Erdball verteilten Landmassen zu Empfangsstationen auf der Erde übertragen.
Jedes Ereignis seit 1984 auf den Landmassen der Erde, das Spuren hinterlassen hat, die eine größere Fläche als die eines Footballfeldes (rund 109,73 Meter x 48,46 Meter) einnehmen, wurde höchstwahrscheinlich von Landsat 5 erfasst. Solche Ereignisse sind beispielsweise Hurrikane, Tsunamis, Flächenbrände und Ölverschmutzungen.
Über ein viertel Jahrhundert hat Landsat 5 Veränderungen auf unserem Heimatplaneten erfasst. Er hielt die Folgen von Naturkatastrophen, der Schwankungen und Veränderungen des Klimas, unterschiedlicher Arten der Landnutzung, der Verstädterung, der Veränderung von Ökosystemen, des gestiegenen Wasser- und Energiebedarfs und der veränderten landwirtschaftlichen Bedürfnisse fest. Entscheidende Beobachtungen wie die des Ausbruchs des Vulkans Mount Saint Helens, der Brände der Ölquellen in Kuwait, der Katastrophe von Tschernobyl, der Vernichtung von Regenwald sowie der Ausdehnung und des anschließenden Zurückweichens von Eisschelfen halfen, das Bewusstsein und Verständnis für menschgemachte Einflüsse auf das die Erde bedeckende Land zu steigern.
Bei der USGS will man sich bemühen, das Landsat-Programm noch lange produktiv fortzusetzen, ist sich jedoch sicher, dass kein anderer Satellit Landsat 5 an Langlebigkeit übertreffen wird.
Vor kurzem haben die Satellitenkontrolleure des USGS damit begonnen, eine Absenkung des Orbits von Landsat 5 vorzubereiten. Eine erste Serie entsprechender Manöver soll im Januar 2013 erfolgen.
Bis zum Start von Landsat 8, auch als LDCM für Landsat Data Continuity Mission bezeichnet, wird Landsat 7, der 1999 in den Weltraum transportiert wurde, weiter Informationen über den Zustand der Landmassen an den USGS liefern. Allerdings arbeitet der Abtaster von Landsat 7 seit 2003 wegen einer Anomalie ohne Einsatz eines Korrekturgliedes, was zu einer reduzierten Bildqualität führt. Uneingeschränkt leistungsfähiger Ersatz wird dem USGS erst wieder zur Verfügung stehen, wenn Landsat 8 erfolgreich in Betrieb genommen wurde. Sein Start ist derzeit für Februar 2013 geplant.
Landsat 5 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 14.780 bzw. als COSPAR-Objekt 1984-021A.