Mission-Updates

Auf dieser Seite lesen Sie die wöchentlichen Mission-Updates von Prof. Steven Squyres, dem Projektleiter für die wissenschaftlichen Instrumente der beiden Mars Exploration Rover.

Autor: Michael Stein

Prof. Steven Squyres.
(Foto: Cornell-Universität)

Seit Juli 1999 veröffentlicht Prof. Steven Squyres, Projektleiter des so genannten Athena Payload-Teams an der Cornell-Universität im US-Bundesstaat New York, wöchentliche Berichte über den Fortgang der Arbeiten an diesem Projekt. Dabei handelt es sich um ein Instrumenten- und Kameraset, das für die beiden am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA entwickelten Mars Exploration Rover bestimmt ist.
 
Die hier wöchentlich aktualisierten kompakten Berichte von Steven Squyres erlauben jenseits von sporadischen Pressemitteilungen einen interessanten Einblick in die tägliche Projektarbeit des von ihm geleiteten Athena Payload-Teams. So können Sie zeitnah und aktuell verfolgen, welche Probleme bei der Entwicklung und dem Bau der wissenschaftlichen Instrumente und Kameras für die beiden Mars-Rover auftreten und wie sie schließlich allem Zeitdruck zum Trotz doch immer wieder bewältigt werden. Auch über die interessanteste Projektphase nach der Landung der beiden Rover Anfang 2004 auf dem Mars wird uns Steven Squyres natürlich auf dem Laufenden halten.
 
Deutsche Forschungsgruppen haben übrigens einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung und dem Bau der wissenschaftlichen Instrumente für die beiden Rover: Zwei der drei Spektrometer an Bord der Mars Exploration Rover kommen aus Deutschland. Das Mössbauer-Spektrometer wurde von einer Forschungsgruppe an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz gebaut, das APXS von Mitarbeitern des ebenfalls in Mainz ansässigen Max Planck-Instituts für Chemie.
 
Also dann: Schauen Sie regelmäßig vorbei, um die neuesten Entwicklungen und Ereignisse mit zu verfolgen!

Februar 2004

11. Februar

Je näher wir uns diese an die Oberfläche tretenden Felsstrukturen in Meridiani ansehen, umso interessanter wird es. Als wir sie aus einiger Entfernung sagen wußten wir, dass sie aus sehr dünnen Schichten bestehen. Als wir das dann aber mit dem Microscopic Imager (MI) überprüften sahen wir ein paar sehr seltsame Sachen (Hier ist ein beeindruckendes Bild davon). So sind beispielsweise die Schichten wirklich dünn… in einigen Fällen nur wenige Millimeter dick. Und dann haben wir da noch diese seltsamen kugelförmigen Objekte gesehen, die wir „Spherules“ nennen und die wie Heidelbeeren in einem Muffin in den Felsstrukturen eingebettet sind. Die Felsstrukturen erodieren durch einen sandstrahlähnlichen Effekt immer weiter, und die Spherules (die der Erosion besser als der Rest der Felsstrukturen zu widerstehen scheinen) fallen heraus und rollen den Hügel hinab. Unheimlich.
 
Im Moment laufen gerade zwei Sachen. Zum einen fahren wir an der Oberfläche der Felsstrukturen entlang und schießen mehr und mehr hochauflösende Bilder davon. Wir benutzen sie um ein paar Stellen auszuwählen zu denen wir später fahren werden, um sie genauer zu untersuchen. Wir haben mittlerweile APXS-, Mössbauer– und Mini-TES-Daten des „Stone Mountain“. Ein Resultat, auf das man schon bauen kann, ist das die Felsstrukturen voller Schwefel sind… viel mehr als wir irgendwo sonst bisher auf dem Mars gesehen haben. Und die Mössbauer– und Mini-TES-Daten sind, nun ja, interessant. Wir grübeln immer noch darüber, aber bald sollten wir etwas dazu sagen können. Das ist ein sehr erstaunliches Stück Felsen.
 
Ach ja, und denken Sie nicht dass ich Spirit vergessen haben, weil ich ständig über Opportunity rede. Das Problem bei dieser Mission besteht darin, dass man schlicht nicht mit beiden Rovern gleichzeitig arbeiten kann… man würde niemals schlafen. Man muss mit dem einen oder anderen arbeiten, und gerade jetzt arbeite ich mit Opportunity. Die Geschichte von Spirit ist in diesen Tagen sehr einfach erzählt… das Gaspedal bis zum Anschlag, uns los in Richtung des Kraters, den wir „Bonneville“ genannt haben. Und dann werden wir sehen, was wir sehen.

 2. Februar

Nun wird es wirklich ernst. Opportunity bewegt sich nun schon seit mehreren Sols, und seit gestern ist auch Spirit wieder zurück im Einsatz. Wir haben nun also zum ersten Mal zwei Rover mit insgesamt zwölft Rädern auf dem staubigen Boden, die beide wissenschaftliche Untersuchungen durchführen.
 
Es ist nicht leicht, damit umzugehen. Die beiden Landestellen liegen an absolut entgegengesetzten Seiten des Planeten was bedeutet, dass es Mitternacht bei einem Rover ist, wenn beim anderen Rover gerade die Mittagssonne scheint. Letztendlich bedeutet dies, dass immer gerade irgendetwas los ist. Aber so verlockend es auch ist, bei beiden Rovern gleichzeitig mitzuarbeiten: es geht einfach nicht. Unglücklicherweise muss man ab und an schlafen! Ich persönlich habe in letzter Zeit bei Opportunity mitgearbeitet, wo das Faszinierende die an der Oberfläche sichtbaren Felsformationen in weniger als zehn Metern Entfernung sind. Wir werden noch einige Sols lang den Boden untersuchen, bevor wir uns dorthin auf den Weg machen, aber es sollte nicht mehr lange dauern.
 
Und bei Spirit (soweit ich davon gehört habe… tatsächlich habe ich geschlafen) ist die große Neuigkeit, dass sie wieder mit der Arbeit an dem „Adirondack“ genannten Felsbrocken begonnen haben. Nun, da wir wissen, wie das Äußere von Adirondack aussieht, ist der nächste Schritt der Einsatz des RAT um zu sehen, wie er im Inneren beschaffen ist.

Januar 2004

 31. Januar

Was für ein wundervoller Tag. Wir haben nun zwölf Räder sicher auf marsianischem Boden. Ich habe von Anfang an gesagt das es während der Mission sechs schreckliche Momente geben würde… zwei Starts, zwei Landungen und zwei Fahrten von den Landern hinab. Nun liegen sie alle sechs hinter uns. Wir haben zwei funktionierende Rover, jeder mit einer vollständig intakten Nutzlast, auf der Oberfläche des Mars und bereit zum Erforschen.

Wir haben darüber hinaus eine Menge Hämatit in Meridiani gefunden! Die ersten Mini-TES-Resultate sind eingetroffen, und wir haben Hämatit in den grauen Granulaten an der Oberfläche rund um den Lander identifizieren können. Das hier gezeigte Spektrum zeigt ein Labor-Spektrum von Hämatit (rote Kurve) und ein Mini-TES-Spektrum des dunklen Bodens in der Nähe des Landers (die gelbe Kurve). Die gute Übereinstimmung der Spitzen und Senken am rechten Ende des Graphen zeigt uns, dass wir definitiv Hämatit gefunden haben.
 
Es gibt noch viel mehr Neuigkeiten zu erzählen, aber ein Menge Leute wollen los, um zu feiern (um 07:00 Uhr Pazifik-Zeit!), und ich werde mich ihnen anschließen…

 29. Januar

Wir sind wieder zurück in der Spur, nachdem uns Spirit einen gehörigen Schreck eingejagt hat. Spirits Probleme scheinen durch nicht viel mehr als ein fehlerhaftes Dateisystem im Computer ausgelöst worden zu sein… sehr ähnlich dem was passieren kann, wenn Sie versehentlich den Hauptschalter Ihres Computers betätigen und dadurch ein Haufen Dateien auf Ihrer Festplatte beschädigt werden. Das Flight Software Team beim JPL ist dem Fehler auf der Spur, und ich hoffe das Spirit wieder vollständig hergestellt werden wird.
 
Und wie steht es mit der Landestelle von Opportunity?!!! Die Bilder sind einfach sensationell.
 
Ich muss zugeben, das wir damit sehr viel Glück gehabt haben. Es war kein Glück, dass wir sicher landeten… das war das Ergebnis von jahrelanger Arbeit eines unbeschreiblich talentierten und engagierten Teams von Ingenieuren beim JPL. Aber wir haben sehr viel Glück gehabt, dass wir dort gelandet sind, wo wir nun sind. Einige der geologisch interessantesten Materialien im Meridiani Planum scheinen nur in Einschlagskratern offen zu liegen, die in dieser Umgebung sehr selten sind. Und wo landen wir? Mitten in einem Krater. Selbst Tiger Woods hätte das nicht schaffen können. Der größte Teil des Entfaltens und des Verlassens des Landers durch Opportunity liegt noch vor uns, und es wird nicht einfach werden. Aber wenn alles gut geht sollten wir in nicht allzu langer Zeit vom Lander herunter und auf die offen liegenden Gesteinsschichten zugefahren sein.

22. Januar

Wir haben auf unserem Weg seit der Landung von Spirit das erste signifikante Problem. Sie werden bereits die Nachrichten gehört haben, dass wir Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit unserem Rover haben. Das ist ohne Frage ein Grund zur Besorgnis, aber kein Anlaß zur Panik. Ich bin mittlerweile seit 25 Jahren in diesem Geschäft und habe dabei bei über einem Dutzend verschiedener planetarer Missionen mitgewirkt. Ich kann mich an keine einzige erinnern, die nicht irgendwann ein vergleichbares Problem hatte, und darunter sind Missionen wie Voyager und Magellan, die spektakuläre Erfolge waren. Diese Sachen gehören dazu, wenn man komplizierte Raumfahrzeuge weit von der Erde entfernt steuert.
 
Es gibt zwei Gründe, um optimistisch zu sein. Der eine ist, das Spirit sich sehr gut in einen sicheren Zustand halten kann. Dieses Fahrzeug weiß wie es sich schützen kann, wenn irgendetwas schief läuft, und das kann es für eine lange Zeit. Der andere Grund für Optimismus ist, dass das Mars Exploration Rover (MER)-Ingenieurteam extrem gut darin ist die Ursachen herauszufinden, wenn etwas schief läuft. Wenn genug Zeit da ist schaffen sie es, und ich gehe davon aus, dass Spirit ihnen die notwendige Zeit verschaffen wird. Daher bin ich sehr optimistisch, dass wir dies ausbügeln werden und mit der Erforschung des Gusev-Kraters fortfahren können.

 15. Januar

Wir haben es geschafft. Spirit ist auf dem Mars. Wir haben jetzt sechs Räder im Staub, und wir sind bereit loszufahren.
 
Ich wünschte es gäbe einen Weg Worte zu finden um beschreiben zu können, wie sich Momente wie diese anfühlen, aber ich kann es nicht. Ich sitze hier in der Nacht, nach einer Erfahrung wie die, die wir gerade durchgemacht haben, und tausend Bilder und Gefühle gehen mir durch den Kopf. Die Freude als uns die NASA vor sechs Jahren sagte, dass wir zum Mars gehen könnten, gefolgt von dem Schock, die vor uns laufenden Missionen scheitern zu sehen und unsere eigene Mission abgesagt zu bekommen. Unsere Begeisterung als brilliante JPL-Ingenieure einen Weg fanden, der uns dennoch zum Mars bringen könnte. Der Horror gerissener Fallschirme und geplatzter Airbags und die Zeiten zu denen es aussah, als ob nur ein Wunder uns hinunter auf die Marsoberfläche bringen könnte. Die Freude und nervöse Anspannung des Starts. Und dann, natürlich, die „sechs Minuten Terror“, die uns tatsächlich ‚runter zum Mars brachten.
 
All das liegt nun hinter uns, uns die Jahre der Arbeit von den tausenden von Menschen, die diese Mission möglich gemacht haben, sind schließlich belohnt worden. Spirit ist letztendlich in seiner natürlichen Umgebung, und wir sind bereit den Gusev-Krater zu erforschen. Für uns alle, die wir die Ehre hatten Teil davon zu sein, ist es eine der großartigsten Erfahrungen unseres Lebens. Und für Sie alle, die dies mit Ihren Steuergeldern und Ihrer Unterstützung möglich gemacht haben, werden wir das uns Bestmögliche machen, damit diese Mission Ihre Investition und Ihr Vertrauen wert ist.
 
Und denken Sie daran: Wir werden es noch einmal machen! Opportunity landet in neun Tagen im Meridiani Planum.

 12. Januar

Wir sind fast da… nur ein Kabelschnitt entfernt von einer frei beweglichen Maschine. Spirit ist nun vollständig aufgestanden, die letzte Hardware ist ausgefahren. Die Solarpaneele sind ausgeklappt, der Mast ist aufgerichtet, der Arm ist entfaltet und alle sechs Räder sind vom Lander frei. Das einzige, was uns jetzt noch mit dem Lander verbindet, ist ein einfaches elektrisches Kabel, das wir morgen trennen werden. Das Verlassen des Landers ist momentan für Sol 12 angesetzt, wenn alles gut geht, und dann werden wir unsere Erforschung des Gusev-Krater starten können.
 
Und was für eine Gegend wir zu erforschen haben! Wir veröffentlichen heute das erste vollständige Panorama der PanCam, das auf der JPL-Website zum Download bereit steht. Die Ausblicke in die Ferne – speziell zu den Hügeln im Osten – sind spektakulär. Und dann nur noch ein paar weitere Tage, und wir werden sechs Räder im Staub haben.
 
Eine andere kleine Neuigkeit (sie kommt gerade herein): Wir haben heute eine zweite Überprüfung des Mössbauer-Spektrometer durchgeführt, und alles sieht gut aus… jedes Teil genauso gut wie damals in Florida. Wir wissen immer noch nicht genau, was während des Flugs schief gelaufen ist, aber jetzt sehen wir eine reibungslose Funktion. Sonderbar und wundervoll.

9. Januar

Wow, was für ein Sol! Wir haben gerade Sol 5 beendet, und vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen was es vielleicht der bisher beste. Während ich dies schreibe ist es 21:30 Uhr im Gusev-Krater (und 06:00 Uhr in Pasadena, Kalifornien), und Spirit schläft tief und fest. Wir haben heute einen Haufen neuer PanCam-Daten heruntergeladen, aber die große Neuigkeit ist, dass wir jetzt den ersten Schwung Mini-TES-Daten verarbeitet haben. Es ist fantastisch. Phil Christensen und sein Team haben eine wunderschöne Karte der Nachmittagstemperaturen in der Nähe des Rover angefertigt. Man kann den Boden in einer warmen Farbe glühen sehen, während kühlere Felsen in der Gegend verstreut liegen. Es ist so wie wenn man barfuß an einem richtig sonnigen Tag am Strand entlang läuft… der Sand wird richtig heiß, doch die Felsen sind kühler, da sie Wärme besser leiten. Wir werden diese Daten nutzen um zu ermitteln wie dicht der Boden ist, und wo die Fahrt für den Rover am sichersten ist.
 
Und noch besser ist das wir die ersten Bestimmungen haben, welche Mineralien in der Nähe des Rovers vorhanden sind. Das ist eine sehr interessante Geschichte, die sich wie ich denke in den komenden Tagen und Wochen noch erweitern wird. Phil und ich werden die Resultate in einer Pressekonferenz präsentieren, die heute um 09:00 Uhr (Pazifik-Zeit) beginnt. It’s very cool stuff.

5. Januar

Was für erstaunliche Tage! Spirit ist lebendig und gesund im Gusev-Krater. Während ich dies schreibe gehen wir in unsere zweite Nacht auf der Oberfläche, und alles läuft erstaunlich gut. Sie haben natürlich viele der ersten niedrig-aufgelösten Bilder der NavCams [= Navigationskameras] auf der JPL-Website gesehen. Gusev sieht aus als sei er maßgeschneidert für unsere Rover, mit vielen kleinen Gesteinsbrocken, die wir untersuchen können, und einem exzellenten Gelände zum fahren. Wir reden bereits darüber, wo es nach dem Verlassen des Landers hingehen soll, und die Mehrheit der Meinungen bisher ist, dass wir zu einer Stelle fahren sollten, die wir Sleepy Hollow genannt haben. Ich werde mehr darüber auf einer Pressekonferenz später am Tag sagen. Ich werde außerdem die Resultate der ersten Überprüfungen des Microscopic Imager, des APXS und des Mössbauer präsentieren.

Ich kann Ihnen nicht sagen wie sehr ich und das ganze Team die ganzen Glückwunsche schätzen, die wir bekommen haben. Diejenigen von Ihnen, die diese Seite schon eine Weile verfolgen, wissen, dass es ein sehr langer Weg war um zu diesem Punkt zu gelangen. Aber natürlich öffnen wir den Champagner noch nicht. Die wirkliche Mission beginnt nicht eher wie wir sechs Räder im Staub haben, und das ist immer noch ungefähr eine Woche entfernt. Aber es ist eine gute Zeit für unser Wissenschaftsteam, eine gute Zeit für die NASA und eine gute Zeit für die Erforschung des Mars.

 4. Januar

Wir sind unten!

Spirit ist an diesem Abend [Pacific Time] im Gusev-Krater heruntergekommen. Wir sind mit der Bodenplatte des Landers nach unten gelandet, und bisher deuten alle Anzeichen darauf hin, dass der Rover in großartiger Verfassung ist.

Noch zwei Stunden und wir hoffen die ersten durch der Mars Odyssey-Orbiter übermittelten Daten zu sehen. Wir haben eine lange Nacht vor uns…

Verwandte Webseiten:

  • Athena-Homepage der Cornell-University (englisch)
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