Heute früh, gegen 2.15 Uhr MEZ, startete eine Minotaur-Rakete mit einer Vielzahl an kleineren Satelliten, die größtenteils der Technologieerprobung dienen.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Skyrocket, Wikipedia, Raumcon,.
Die Minotaur 1 ist eine vierstufige Feststoffrakete, die aus einer Atomrakete der USA abgeleitet und durch die Orbital Sciences Corporation für den Einsatz als Raumfahrtträger umgebaut wurde. Sie wurde seit dem Jahr 2000 mehrfach erfolgreich eingesetzt.
Beim 11. erfolgreichen Start einer Minotaur 1 vom Startgelände auf Wallops Island (USA) gelangten insgesamt 29 Nutzlasten mit einer Gesamtmasse von etwa 400 kg in erdnahe Umlaufbahnen in etwa 600 km Höhe bei 97,8 Grad Bahnneigung.
Die Hauptnutzlasten sind Operationally Responsive Space 3 (ORS) und STPSat 3 (Space Test Program). ORS 3 ist in die vierte Stufe der Trägerrakete integriert und dient der Erprobung von Komponenten zur schnellen Vorbereitung eines unkomplizierten Einsatzes von Kleinsatelliten. Dazu gehört auch, dass die Navigation allein modifizierte GPS-Sensoren benutzt, um Daten über Position, Geschwindigkeit und Lage des Satelliten zu liefern. Außerdem umfasst die Ausrüstung ein passives System zur schnellen Bahnabsenkung. STPSat 3 wurde wie ORS 3 von der US-Luftwaffe entwickelt und soll Messungen der Plasmadichte und Energie in der Umgebung durchführen. Dazu wurde eine vereinfachte Sensoreinheit entwickelt. Zur weiteren Ausrüstung des 180 kg schweren Satelliten gehört auch eine Strahlungsmesseinrichtung.
Bei den übrigen Nutzlasten handelt es sich um Kleinstsatelliten mit Massen von wenigen Kilogramm, die zumeist mit militärischem Hintergrund teilweise von Studenten verschiedener Einrichtungen entwickelt und gebaut wurden und der Technologieerprobung dienen. So tragen SENSE 1 und 2 (US-Luftwaffe) ein Photometer bzw. Spektrometer zur Ermittlung von Dichte, Zusammensetzung, Temperatur und Windgeschwindigkeiten in der oberen Erdatmosphäre. Ho’oponopono 2 (Universität Hawaii) dient der Kalibrierung von Radarsystemen am Boden, mit denen eine Genauigkeit von 5 Metern erreicht werden soll. Mit Firefly (Goddard-Raumflugzentrum) wird der Zusammenhang zwischen Blitzen bei Gewittern und dadurch hervorgerufenen atmoshärischen Gammstrahlungsspitzen in der Atmosphäre untersucht. Mit STARE B (Lawrence-Livermore-Nationallaboratorien der USA) soll hauptsächlich miniaturisierte Technik zur Erfassung und Bahnverfolgung von Weltraummüll erprobt werden. Dazu gehören Reaktionsräder zur Lageregelung sowie eine spezielle Teleskopkamera.
Black Knight 1 ist das erste Erprobungsmuster eines sogenannten Nanosatelliten der US-Militärakademie West Point. Mit NPS SCAT (Naval Postgraduate School Solar Cell Array Tester, US-Luftwaffe) soll eine Plattform zur Erprobung von Solarzellen im All getestet werden. Bei COPPER (Close Orbiting Propellant Plume and Elemental Recognition, Universität St. Louis) geht es um die Entwicklung eines kleinen Sensors zur thermischen Erfassung elektromagnetischer Strahlung (Mikrobolometer = Wärmebildsensor). TJ³Sat wurde an der Thomas Jefferson High School in Alexandria (USA) entwickelt und soll verschiedene Betriebsparameter sensorisch erfassen und zur Erde senden. Mit Trailblazer 1 wird ein Busdesign für Kleinstsatelliten erprobt. Der Satellit wurde an der Universität von New Mexico gebaut.
Interessant ist Vermont Lunar Cubesat (Vermont Technical College). Der Nanosat dient der Technologieerprobung für eine Mondsonde, die aus der Geostationären Umlaufbahn gestartet werden soll. Mit VLC 1 wird zunächst die Zentraleinheit getestet. Später sollen ein Mondorbiter und ein Mondlander etwa gleicher Größe zum Einsatz kommen. Der Mondlander soll über einen chemischen Antrieb verfügen, der Orbiter über einen elektrischen. Bei diesem ersten Testflug aber werden zunächst ein GPS-basiertes Navigationssystem, Computer-Hard- und Software, Solarzellen, Batterien sowie Sender und Empfänger erprobt. Beteiligt ist auch die Norwich-Universität.
Komplettiert wird der bunte Reigen an Kleinsatelliten durch ChargerSat, SwampSat, CAPE 2, DragonSat 1, KySat 2, PhoneSat v2.4, ORSES, ORSTech 1 und 2 sowie Prometheus 1A, 1B, 2A, 2B, 3A, 3B, 4A und 4B
Aufgrund ihrer relativ großen Flughöhe werden sie einige Jahre im Orbit verbleiben. Da die Einsatzzeiten zumeist auf einige Monate beschränkt sind und die wenigsten Satelliten Einrichtungen für Bahnmanöver besitzen, vergrößern sie in Bälde wohl die Anzahl nicht kontrollierter umlaufender Objekte.
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