MIM-1 Rasswjet

Einst als Teil der russischen Energieplattform (NEP) geplant, ist das MIM 1 Rasswjet heute ein Kopplungspunkt für Sojus– und Progress-Raumschiffe sowie ein „kleines Forschungsmodul“.

Autor: Daniel Maurat

Das MIM 1 (Malui Issledowatjelski Modul 1 für Miniforschungsmodul 1) oder (SGM Стыковочно-грузовой модуль Stykowotschno-Grusowoii Modul für Ankopplungs- und Frachtmodul) Rasswjet (russ. Рассвет für Morgenröte) ist ein russisches Andock- und Forschungsmodul. Zudem kann es als Lagermodul für überschüssiges Equipment benutzt werden. Im Vergleich zu anderen russischen Modulen kann Rasswjet mangels eigener Triebwerke nicht autonom fliegen, weswegen es, wie die Module Pirs und Poisk mit einem anderen Raumfahrzeug, hier dem amerikanischen Space Shuttle, zur ISS gebracht werden musste.

Entwicklung und Bau

Rasswjet, kurz nach dem Andocken durch Canadarm 2 an Sarja
(Bild: NASA)
Wichtige Daten
Länge: 6,0 m
max. Durchmesser: 2,35 m
Masse: 8,02 t
Start: 14.05.2010

Die Entwicklung von Rasswjet begann als Teil der Naútschnui Energetscheski Platform (NEP, wissenschaftliche Energieplattform), welche die russichen Module mit Energie versorgt hätte. Dessen Planung startete schon bei Mir 2, wo sie in etwa die gleiche Aufgabe gehabt hätte. Der Start hätte mit einem Shuttle oder einer Zenit erfolgen sollen, dafür hätte man bei einem Shuttle-Start amerikanische Güter im SPP mitgenommen. Nachdem aber 2006 Module wie die Forschungsmodule 1-3 und das Universelle Andockmodul gestrichen wurden, war das auch das Ende der NEP, da man die restlichen Module des russischen Teils auch mit dem ITS, der großen Sonnenkollektorreihe des US-Teils, hätte versorgen können. Zu diesem Zeitpunkt hatte man aber schon den Bau des unter Druck stehenden Basismoduls begonnen. Dieses wurde dann zunächst eingelagert.

Die Renaissance für das Basismodul begann, als die russische Weltraumagentur Roskosmos den Bau eines Andock- und Lagerungsmoduls plante, da man durch das Ankoppeln von Node 3 Tranquility den Nadir-Ankopplungsstutzen von Sarja nicht mehr gefahrlos hätte ansteuern können. Das SGM sollte als Verlängerung für Sarja dienen. Aber auch nachdem die NASA beschloss, Tranquility an Unity Backbord anzudocken, ließen die Russen nicht vom SGM und wollten im Modul auch ein wenig Forschung betreiben, sodass Roskosmos das SGM in MIM 1 umbenannte. Es sollte dann, wie die NEP, mit einem Shuttle gestartet werden. Dafür wollte man im Modul US-Fracht mitnehmen. Nachdem man auch das MLM Naúka entwickelte, beschloss man, mit dem MIM 1 auch Teile des MLM mitzunehmen, wie eine Schleuse, einen Radiator und Ersatzteile für den europäischen Roboterarm ERA, der für Aufgaben am russischen Teil konzipiert wurde. Der Bau fand bei RKK Energia bei Moskau statt. Nach der Fertigstellung wurde Rasswjet, welches seinen Namen am 7. Dezember 2009 erhielt, am 17. Dezember 2009 mit einer An 124 von Russland nach Cape Caneveral in Florida gebracht, wo es zuerst in der Vorbereitungshalle der Firma Astrotech, später dann auch in der Space Station Processing Facility (SSPF für Raumstation-Vorbereitungshalle) untergebracht war, der Halle, in der alle Module, die auf einen Shuttle-Start warten, gelagert und auf den Start vorbereitet wurden und werden. Von dort aus wurde das Modul schließlich zum am LC-39 wartendem Space Shuttle Atlanits gebracht und in die Ladebucht integriert.

Aufbau

Das Konzept für die NEP kurz vor der Streichung 2006
(Bild: NASA)

Rasswjet ist ein zylinderförmiges Modul mit 6 Metern Länge und einem Durchmesser von 2,35 Metern. An der Außenhaut befinden sich vier Halterungen, die dazu dienen, Rasswjet beim Start in der Shuttle-Ladebucht zu fixieren. Außerdem befinden sich dort ein Radiator, Ersatzteile des ERA sowie eine Schleuse für das noch zu startende MLM Naúka. An der Außenseite des Moduls befinden sich drei PDGFs (Power and Data Grapple Fixtures), zwei für den Shuttleroboterarm Canadarm und den Stationsarm SSRMS/Canadarm2, die beide die gleiche Art von PDGF verwenden, und einen für ERA des russischen Teils der Station.

Für Kopplungsmanöver verfügt Rasswjet über je einen aktiven und einen passiven „SSWP-G 4000″-Kopplungsstutzen. Der aktive, sich am Zenitende befindende ist derzeit von Sarja belegt, der passive am Nadirende wird für Kopplungsmanöver von Sojus– und Progress-Raumschiffen benutzt. Dafür besitzt Rasswjet auch Leitungen und Pumpen für den Treibstofftransfer von einem Versorgungsraumschiff in die Stationstanks in Sarja.

Zudem besitzt Rasswjet Platz für acht Experimente. Beim Start waren dies ein Handschuhkasten, zwei Inkubatoren und eine Plattform, die Experimente von den Vibrationen der Station isoliert, um eine verbesserte Qualität der Mikrogravitation zu erreichen. Weitere Experimente können mit den verschiedenen Versorgern gebracht werden.

Im Orbit

Der russische Teil der Station nach dem Ankoppeln von Rasswjet
(Bild: NASA)

Der Start von Rasswjet fand mit der Mission STS 132 des Space Shuttles Atlanits am 14. Mai 2010 statt. Nach zweitägigem Flug zur ISS dockte die Raumfähre an PMA 2 an. Zwei Tage später, am 18. Mai 2010, wurde Rasswjet mit Hilfe des Canadarm und des SSRMS/Canadarm 2 an Sarja-Nadir angekoppelt. Die Luken wurden am 20. Mai geöffnet und die Besatzung von STS 132 sowie der ISS-Expedition 23 betraten zum ersten Mal das neue Modul.

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