Der ehemals geostationäre Wettersatellit Meteosat 7 wird außer Dienst gestellt. Einige Zündungen von Triebwerken an Bord sollen ihn in einen höher gelegenen Friedhofsorbit bringen.
Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: EUMETSAT.
Meteosat 7 ist der letzte aus der ersten Serie europäischer Wettersatelliten für den Geostationären Orbit (GEO) durchschnittlich 35.786 Kilometer über der Erde. Vor rund 40 Jahren gelangte Meteosat 1 ins All. Meteosat 7 befindet sich jetzt rund 20 Jahre im Weltraum. Er ist der europäische Wettersatellit, der die bis dato längste aktive Einsatzdauer hinter sich gebracht hat. Im Kontrast dazu lag seine Auslegungsbetriebsdauer bei nur fünf Jahren.
Am 2. September 1997 war Meteosat 7 – Startmasse 696 Kilogramm – auf der Ariane-4-Rakete mit der Flugnummer V99 ins All transportiert worden. Ihm kam im Rahmen eines Meteosat Transition Programme (MTP) genannten Übergangsprogramms der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und des Betreibers der europäischen Wettersatelliten EUMETSAT die wichtige Rolle zu, die Lücke zwischen den Satelliten des Meteosat Operational Programme (MOP) mit Meteosat 4 (MOP 1) bis Meteosat 6 (MOP 3) und dem ersten Satelliten der zweiten Meteosat-Generation, Meteosat 8, zu überbrücken. Meteosat 8 alias MSG 1 für Meteosat Second Generation 1 wurde schließlich am 29. August 2002 gestartet.
Positioniert bei 0 Grad im GEO hat Meteosat 7 vom 3. Juni 1998 an regelmäßig Bilder der von seiner Postion aus sichtbaren „Erdscheibe“ geliefert. In dieser Funktion wurde er am 16. Mai 2006 von Meteosat 8 abgelöst.
Am 11. Juli 2006 begannen Bahnmanöver, um Meteosat 7 umzupositionieren. Am 10. Oktober 2006 hatte der Satellit seine neue Einsatzposition über dem Indischen Ozean erreicht. Bei 57,5 Grad Ost im GEO war Meteosat 7 vom 5. Dezember 2006 bis zum 1. Februar 2017 primärer Lieferant von Wetterbildern im Rahmen des Indian Ocean Data Coverage (IODC) genannten Dienstes. Auch an dieser Position übernahm dann Meteosat 8 als Nachfolger.
Um Meteosat 7 nicht als unmittelbare Gefahr für andere Satelliten im GEO als unbeaufsichtigtes unnützes Überbleibsel zurück zu lassen, will man den Satelliten auf eine 500 bis 600 Kilometer über dem GEO liegende Umlaufbahn schicken.
Meteosat 7 auf eine so niedrige Umlaufbahn zu bringen, dass Restatmosphäre und Gravitation für eine baldige Zerstörung bei einem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre sorgen könnten, ist nicht möglich, da dafür die Treibstoffreserven an Bord nicht ausreichen. Satelliten für einen Einsatz im GEO werden bis dato regelmäßig nicht mit entsprechenden Treibstoffreserven ausgestattet – die Raumfahrzeuge müssten viel größer und schwerer sein.
Für eine Anhebung der Bahn des ausgedienten Satelliten wurde eine gewisse Treibstoffreserve vorgesehen. Mit ihrer Hilfe soll sich Meteosat 7 auf eine Bahn bringen lassen, die auf jeden Fall den Anforderungen der Internationalen Organisation für Normung (International Organisation for Standardisation, ISO) entspricht, nach der eine Friedhofs-Bahn mindestens 200 Kilometer über dem GEO erreicht werden muss. Mit drei Brennphasen in räumlich je einer halben Erdumrundung Abstand kann Meteosat 7 den derart geschützten Bereich des GEO verlassen.
Die erste der geplanten Brennphasen wurde am 3. April 2017 um 21:26 Uhr MESZ gestartet, berichtete EUMETSAT. Weitere Brennphasen der Triebwerke von Meteosat 7 können etwaige Fehler korrigieren oder eine weitere Bahnanhebung bewirken. Maximal neun Brennphasen sind vorgesehen.
Metosat 7 ist ein spinnstabilisiertes Raumfahrzeug. Damit der Satellit mit einem Durchmesser von rund 2,1 Metern bei fortschreitender Alterung wegen der Zentrifugalkräfte nicht irgendwann beginnt, Teile – auch in Richtung des geschützten Bereichs des GEO – fortzuschleudern, will man die Rotation um seine Hochachse von üblicherweise rund 100 Umdrehungen pro Minute deutlich herabsetzen. Ein entsprechendes Vorgehen konnte schon bei den Außerdienststellungen von Meteosat 5 im Jahr 2007 und Meteosat 6 im Jahr 2011 demonstriert werden. Dabei war laut EUMETSAT in beiden Fällen kein maßgeblicher zusätzlicher Treibstoffverbrauch aufgetreten.
Befindet sich Meteosat 7 erst einmal auf seiner Friedhofsbahn, soll er laut Plan in einigen letzten Arbeitsschritten passiviert werden. Dies bedeutet, dass vor allem sämtlicher in Tanks und Leitungen verbliebener Treibstoff (Hydrazin) und Druckgase abgelassen werden, Akkumulatoren von ihrer Stromversorgung getrennt und entladen werden, sowie vorher nicht benutzte redundante pyrotechnische Komponenten – das können zum Beispiel Ventile sein – ausgelöst werden.
Meteosat 7 alias MTP ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 24.932 und als COSPAR-Objekt 1997-049B.
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