Erdwissenschaftliche Sammlungen sind Archive der Geschichte der Erde. Sie erlauben Rückschlüsse auf die Entstehung der Erde, auf die Evolution des Lebens und den Einfluss des Menschen auf die Biosphäre. Zugleich sind die Sammlungen oft von hohem kulturellem und historischem Wert und sind zentrales Mittel für die Vermittlung von Wissen. Eine Pressemitteilung des Naturhistorischen Museums Wien (NHM).
Quelle: Naturhistorisches Museum Wien 11. September 2024.
11. September 2024 – Die International Union of Geological Sciences (IUGS) hat sich zum Ziel gesetzt, diese geologischen, paläontologischen und mineralogischen Sammlungen auf globalem Maßstab zu evaluieren, zu vernetzen und einem breiten Publikum bekannt zu machen. Für die weltweit wichtigsten Sammlungen wurde durch die International Commission on Geoheritage der Begriff der „IUGS Geocollection“ gleichsam als Goldstandard geprägt und definiert. Für die Definition dieses Standards und die Evaluierung der Sammlung wiederum ist die Subcommission on Geocollections zuständig, einer Gruppe aus 19 internationalen Fachleuten unter der Leitung von Univ.-Prof. Mathias Harzhauser, dem Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien.
Ziel der Initiative ist es, neben den globalen Playern auch viele Sammlungen des Globalen Südens in den Fokus zu rücken. Letztes Jahr begann die Einreichphase für den ersten Call. Jede der eingehenden Bewerbungen wurde von vier unabhängigen Juror*innen nach einem Punktesystem bewertet. In dieser ersten Runde schafften es elf Sammlungen, alle Kriterien zu erfüllen. Die Gewinner wurden beim diesjährigen 37. Internationalen Geologischen Kongress im südkoreanischen Busan ratifiziert und vorgestellt. Unter den Top-Rankings fand sich die Meteoriten-Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. „Die IUGS ist das wichtigste internationale Gremium der Erdwissenschaften. Die Anerkennung gerade durch diese Community ist für das NHM Wien eine besondere Bestätigung für die hohe Relevanz der Wiener Meteoriten-Sammlung,“ erklärt Mathias Harzhauser.
Wie kaum eine andere Sammlung vereint die Meteoriten-Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien historische Bedeutung mit aktueller wissenschaftlicher Relevanz. „Die Sammlung reicht bis ins Jahr 1778 zurück und umfasst derzeit 10.825 Objekte. Die Ausstellung von etwa 1.100 Meteoriten (Funde und beobachtete Fälle) im Saal 5 des NHM Wien ist die größte öffentlich zugängliche Meteoriten-Sammlung der Welt“, betont Dr. Uwe Kolitsch, Direktor der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des NHM Wien.
In Hraschina bei Zagreb (Kroatien) kam es zu einem der ersten wissenschaftlich untersuchten Meteoritenfälle. Im Jahr 1751 wurde dort der Einschlag eines Meteoriten beobachtet und kurze Zeit später der Eisenmeteorit „Hraschina“ (benannt nach dem Ort des Falls) geborgen. 1778 wurde dieser Eisenmeteorit von Kaiser Franz I. Stephan in die kaiserliche Naturaliensammlung überführt. Das Sammeln von Meteoriten wurde und wird bis heute intensiv weiterbetrieben. Kurator*innen der Wiener Meteoritensammlung, wie Dr. Ludovic Ferrière (er ist derzeit im NHM Wien karenziert, um am NHM in Abu Dhabi eine Meteoritensammlung aufzubauen) und aktuell Dr. Andrea Patzer, die im August von der Universität Göttingen an das Haus kam, erweitern und beforschen die Sammlung kontinuierlich. Derzeit stehen zwei Forschungsprojekte zur Zusammensetzung von Chondriten sowie zu der Zusammensetzung von Metall in Steinmeteoriten auf der Agenda. Für ein weiteres Projekt mit Chondriten ist die Anschaffung einer wichtigen Probe, die es noch nicht in der Sammlung gibt, geplant.
„Aufgrund der sammlungsgeschichtlichen Bedeutung des Gründungsstückes nimmt der Hraschina-Meteorit nicht nur im Meteoritensaal einen besonderen Platz ein, sondern ist auch im künstlerischen Programm des Museums verewigt“, so NHM Wien-Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin Dr. Katrin Vohland. „Er fand in das Ausstattungsprogramm des Hauses Eingang. Im Saal 4 (Edelsteinsaal) befindet sich eine Stuckfigur (Karyatide), ein Jüngling mit Sternenkrone. Er hält ein Modell des Hraschina-Meteoriten in Händen“, so die NHM-Wien Generaldirektorin, die die Schönheit des Museums und das Haus als Gesamtkunstwerk noch viel mehr zu betonen versucht und sich auch zum Ziel gesetzt hat, dies bei der laufenden Generalsanierung für die Besucherinnen und Besucher deutlich sichtbarer zu machen.
Weitere Informationen auf der Homepage der IUGS (in Englisch):
https://iugs-geoheritage.org/subcomission-on-geo-collections/
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