Die NASA-Raumsonde MESSENGER hob heute früh erfolgreich vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab. Sie soll ab 2011 den Merkur umkreisen.
Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: NASA / SpaceflightNow.
Der Sturm über Florida hatte sich weitesgehend gelegt und die Wolken waren zum größten Teil verschwunden: Passable Voraussetzungen für den Start der Sonde MESSENGER, der gestern wegen schlechten Wetters um 24 Stunden verschoben werden musste.
Um 8:15 Uhr und 56 Sekunden (MESZ) war es soweit: Die Delta II-Rakete hob ab. MESSENGER soll nach sieben Jahren Flugzeit im August 2011 und mehreren Swing-by-Manövern an Erde und Venus in eine Umlaufbahn um den ersten Planeten unseres Sonnensystems eintreten. Das Manöver ist schwierig: Denn bisher gelang es nur 1974 und 75 Merkur mit der Sonde Mariner 10 zu besuchen. Diese flog aber nur mit relativ hoher Geschwindigkeit dreimal an dem kleinen Planeten vorbei und konnte dabei lediglich knapp die Hälfte seiner Oberfläche fotografieren und erforschen.
Merkur ist deshalb so interessant für die Wissenschaftler, weil er in vielerlei Hinsicht ein Außenseiter unter den Planeten des Sonnensystems darstellt. Äußerlich mit kraterübersähter Oberfläche eher dem Mond ähnelnd besitzt Merkur eine ungewöhnlich hohe Dichte, die für seine Größe eigentlich viel zu hoch ist. – Immerhin ist Merkur nach Pluto der zweitkleinste Planet des Sonnensystems. Außerdem existieren an den Polen Merkurs wegen seiner stark geneigten Rotationsachse einige Stellen, die sehr kalt sind, da dort nie die Sonne hinfällt. Die Überraschung war daher bei den Forschern groß, als man mit Radaruntersuchungen von der Erde aus an diesen Stellen große Reflexionen ausmachen konnte. Dieser Rückschein ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Anzeichen für Wassereis, was so tief im inneren Sonnensystem aber eine große Besonderheit ist.
Außerdem ist aber Merkur vor allem ein Schlüssel für die Entstehung des Sonnensystems. Seine Oberflächenzusammensetzung und -strukturen können Auskunft über das junge Sonnensystem geben. Desweiteren lässt sich mit diesen Beobachtungen vielleicht klären, warum Merkur einen (im Vergleich zur Erde) sehr großen flüssigen Kern besitzt, der für ein schwaches Magnetfeld des Planeten sorgt.
All diese Fragen können nun beantwortet werden, wenn während der komplizierten Flugstrecke alles glatt verläuft. Die nächste Gelegenheit für eine Erforschung des Merkur besteht aber erst viel später: Im Jahr 2011, wenn MESSENGER den kleinen Planeten erreicht, soll die europäische Raumsonde BepiColombo ebenfalls in seine Richtung starten.
Mehr zum Projekt von MESSENGER und seiner Mission finden Sie in der kommenden Ausgabe des InSpace Magazins, das am kommenden Wochenende erscheint.