Messenger beendet die erste Missionsverlängerung

Am 17. März 2013 endete die ein Jahr andauernde erste Missionsverlängerung des Merkurorbiters Messenger. Über das weitere Schicksal der Raumsonde wurde bisher jedoch noch kein endgültiger Beschluss gefasst.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JHUAPL.

NASA, JHU/APL, Carnegie Institution of Washington
Mittlerweile konnte Messenger die Merkuroberfläche vollständig abbilden.
(Bild: NASA, JHU/APL, Carnegie Institution of Washington)

Am 18. März 2011 trat die von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Raumsonde Messenger nach einem fast sieben Jahre dauernden Flug durch das innere Sonnensystem in eine Umlaufbahn um den Merkur ein und untersuchte diesen innersten Planeten unseres Sonnensystems in den folgenden Monaten mit den sieben an Bord der Raumsonde befindlichen wissenschaftlichen Instrumenten eingehend. Aufgrund des guten technischen Zustandes der Raumsonde und der hohen wissenschaftlichen Ausbeute wurde die ursprünglich auf 12 Monate ausgelegte Messenger-Mission schließlich um ein weiteres Jahr verlängert.
Während dieser am 17. März 2013 abgelaufenen verlängerten Missionsphase konnte die Raumsonde nicht nur die vollständige Kartierung der Oberfläche des Merkur in einer hohen Auflösung abschließen (Raumfahrer.net berichtete), sondern unter anderem auch Wassereisablagerungen in der Nordpolregion dieses Planeten nachweisen (Raumfahrer.net berichtete). Weitere Erkenntnisse bezogen sich auf die früheren vulkanischen und tektonischen Aktivitäten des Merkur und auf die langfristige Entwicklung der dortigen Topographie, auf die Entstehung, Entwicklung und Zusammensetzung der Exosphäre des Merkur und auf die Interaktion der Planetenoberfläche und der Exosphäre mit der Sonne.

Quo vadis?
Trotz dieser immens hohen wissenschaftlichen Ausbeute, durch welche unschätzbare Details über die Entwicklungsgeschichte des Merkur gewonnen wurden, konnte sich die NASA bis zum heutigen Tag allerdings immer noch nicht dazu durchringen, eine endgültige Entscheidung über das weitere Schicksal dieses immer noch voll einsatzfähigen Merkurorbiters zu treffen. Soll die Mission jetzt zeitnah beendet werden, wobei der Orbiter kontrolliert auf der Planetenoberfläche abstürzen würde, oder wird eine weitere Verlängerung dieser überaus erfolgreichen Mission beschlossen?

„Die NASA erwägt momentan eine zweite Verlängerung der Mission. Wir wurden deshalb gebeten, die Mission bis zu der offiziellen Bekanntgabe einer endgültigen Entscheidung fortzuführen“, so die Messenger-Projektmanagerin Helene Winters vom Applied Physics Laboratory (APL) der Johns Hopkins University (JHU) in Laurel, Maryland/USA.
Sollte sich die NASA dazu entschließen, die Mission erneut zu verlängern, so könnten die an der Mission beteiligten Wissenschaftler sich dabei auf verschiedene bisher noch nicht ausreichend beantwortete Fragestellungen konzentrieren:

  • Welche einstmaligen oder derzeit noch aktiven Prozesse haben die Merkuroberfläche geformt?
  • Wie hat sich die Kruste des Planeten im Laufe der Zeit entwickelt?
  • In welchem Ausmaß variierte die Ablagerung von vulkanischem Material in der Vergangenheit?
  • Durch welche Prozesse wurden eigentlich flüchtige Stoffe anscheinend dauerhaft in der Nordpolregion abgelagert?
  • Wie verhalten sich die Ionen und Elektronen im Bereich der Planetenoberfläche und der Exosphäre im Detail?
  • In welcher Form reagieren Exosphäre und Magnetosphäre auf eine starke solare Aktivität während eines solaren Maximums?
  • Welche neuen Einsichten in die Entwicklungsgeschichte ergeben sich bei Untersuchungen aus einer niedrigeren Orbithöhe?
NASA, UCLA, Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory, Carnegie Institution of Washington
In dieser Karte, welche das Reflexionsverhalten der Merkuroberfläche darstellt, zeigen sich sowohl auffallend helle als auch dunkle Bereiche. Die hellen Bereiche zeigen Stellen mit offen zutage tretenden Wassereisablagerungen. In den dunklen Bereichen sind diese Ablagerungen mit einer Schicht aus Lockermaterial bedeckt.
(Bild: NASA, UCLA, Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory, Carnegie Institution of Washington)

Die sich bei einer zweiten Missionsverlängerung für die Messenger-Mission ergebenden Möglichkeiten für weiterführende Forschungen sollen am morgigen 20. März 2013 auf einer gegenwärtig in The Woodlands, Texas/USA stattfindenden Planetologen-Fachtagung, der Lunar and Planetary Science Conference, erörtert und diskutiert werden.

„Der Merkur hat uns [im bisherigen Missionsverlauf] viele seiner Geheimnisse offenbart. Aber jede Entdeckung hat dabei zu neuen Rätseln geführt“, so Sean Soloman vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University/USA, der für die wissenschaftliche Leitung der Messenger-Mission verantwortliche Principal Investigator (kurz „PI“).
„Wir verfügen derzeit über eine voll einsatzfähige Raumsonde in einen Orbit um einen Planeten, welcher erst in zehn Jahren wieder durch eine andere Raumsonde besucht werden wird. Unsere wissenschaftlichen Pläne für eine zweite Missionsverlängerung bauen auf vorher gewonnenen Erkenntnissen auf und können durch weitere orbitale Beobachtungen erfüllt werden. Diese Beobachtungen würden dann während einer beispiellosen Phase des Sonnenzyklusses stattfinden und beinhalten zudem Beobachtungskampagnen, welche aus außerordentlich niedrigen Umlaufbahnen heraus spektakuläre Ansichten der Merkuroberfläche und eine Erforschung der oberflächennahen Bereiche [der Exosphäre] ermöglichen. Wir hoffen, dass die NASA eine weitere Untersuchung des rätselhaftesten der inneren Planeten unterstützt.“

Die Gesamtkosten der Messenger-Mission betrugen einschließlich der Entwicklung und des Baus der Raumsonde und der mitgeführten wissenschaftlichen Instrumente, der Trägerrakete sowie der Missionsdurchführung und Datenanalyse bis zum Ende der Primärmission im März 2012 etwa 427 Millionen US-Dollar. Für den August 2015 ist der Start einer weiteren, diesmal aus gleich zwei Orbitern bestehenden Merkur-Mission vorgesehen. Die von der europäischen Weltraumagentur ESA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA betriebene Mission BepiColombo soll nach dem derzeitigen Planungsstand im Januar 2022 in einen Merkurorbit eintreten.

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