MEOSAR-Station in Neuseeland fertiggestellt

Anfang November 2015 wurde bekannt, dass der Anbieter von Anlagen, Systemen und Geräten für Rettungssysteme McMurdo in Neuseeland eine Bodenstation für das neue MEOSAR genannte Segment des internationalen Such- und Rettungssystems COSPAS-SARSAT fertiggestellt hat.

Autor: Thomas Weyrauch. Quelle: AMSA, McMurdo, MNZ.

Luftaufnahme der MEOSAR-Station bei Reporoa in Neuseeland (Bild: McMurdo)

COSPAS ist ein russisches Akronym, es steht für „Cosmitscheskaja Sistema Poiska Awarinitsch Sudow“ und bedeutet sinngemäß „weltraumgestütztes System für die Suche von Schiffen in Not“; SARSAT steht für „Search and Rescue Satellite-Aided Tracking“, auf Deutsch „Satellitenortungssystem für den Such- und Rettungsdienst“.

Mit COSPAS-SARSAT-Transpondern zum Betrieb auf einer mittleren Erdumlaufbahn (Medium Earth Orbit, MEO) ausgerüstete Satelliten können UHF-Signale erfassen, die im Notfall von zum Beispiel an Bord von Schiffen und Flugzeugen installierten oder von Individuen mitgeführten Sendern ausgestrahlt werden. Der Teil von COSPAS-SARSAT, der mit entsprechender Technik ausgerüstet ist, wird als MEOSAR bezeichnet.

COSPAS-SARSAT geht auf gemeinsame Anstrengungen von Frankreich, Kanada, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika zurück. COSPAS-SARSAT erlaubte seit 1982 die Rettung von bislang über 37.000 Menschenleben.

Man begann mit Transpondern auf Satelliten, die auf niedrigen Bahnen (Low Earth Orbit, LEO) um die Erde kreisen. Deren in Bezug auf die Erdoberfläche hohe Bewegungsgeschwindigkeit ermöglicht es, den Dopplereffekt zur örtlichen Bestimmung der Quelle eines Notrufs zu nutzen.

Allerdings wird beim Empfangen und Senden aus einem niedrigen Erdorbit pro Zeitfenster immer nur ein kleines Stück der Erdoberfläche abgedeckt, was Verzögerungen bei der Weiterleitung von Notrufsignalen zur Folge hat – und mindestens zwei Überflüge der Notrufquelle erfordert, um die Position der Quelle zu ermitteln.

Seit 1990 gibt es zusätzliche COSPAS-SARSAT-Nutzlasten auf Satelliten im Geostationären Orbit (GEO). Dort können Notrufe schnell erfasst und ohne Verzögerung an eine Bodenstation weitergeleitet werden. Eine dopplerbasierte Ortsbestimmung hinsichtlich des Absenders des Notrufs ist jedoch nicht möglich, da ein Satellit im Geostationären Orbit mit genau der Geschwindigkeit um die Erde kreist, mit der die Erde sich selbst dreht, und daher immer über derselben Stelle am Erdboden steht.

Die Vorteile von MEOSAR im Vergleich mit LEOSAR (Bild: McMurdo)

Für COSPAS-SARSAT sind auf MEOs um die Erde kreisende Satelliten deshalb eine interessante Ergänzung. Die Satelliten der Weltraumsegmente moderner Satellitennavigationssysteme sind auf entsprechenden Umlaufbahnen unterwegs.

Die Konstellation eines Satellitennavigationssystems ist hinsichtlich einer weltweiten Abdeckung optimiert, und erlaubt es, aus einem einzigen Notrufimpuls auf den Sendestandort zu schließen. Innerhalb des MEOSAR-Segments will man künftig etwa 72 Satelliten für die Bedürfnisse von COSPAS-SARSAT nutzen.

Die jetzt fertig gestellte Bodenstation in Neuseeland wird es zusammen mit einer weiteren noch fertigzustellenden im Westen Australiens und mit den Satelliten in MEOs, also MEOSAR-Raumfahrzeugen, erlauben, Such- und Rettungsdienste in einem Bereich vom Norden Australiens über den Äquator sowie Teile des indischen Ozeans und des Pazifiks bis zum Südpol zu alarmieren und zu informieren.

MEOSAR-Prinzipdarstellung (Bild: COSPAS-SARSAT)

Sechs Antennenanlagen besitzt die Station in Neuseeland. Die Antennen mit den sie vor Wettereinwirkung schützenden Kuppeln, sogenannten Radomen, sind in einem Sechseck angeordnet und in der von Schafweiden und Pinien bedeckten Landschaft nicht zu übersehen, nähert man sich dem rund 20 Kilometer östlich von Reporoa etwa auf halbem Weg zwischen Taupo und Rotorua gelegenen Standort.

Neuseelands Regierung finanzierte den Bau der Station. Umgerechnet rund 7,2 Millionen US-Dollar wurden für die Installation aufgewendet. Bei der Einführung von MEOSAR in der Region arbeiten Behörden aus Neuseeland und Australien zusammen.

In Neuseeland organisiert eine Institution namens Maritime New Zealand (MNZ) das Rettungs-Koordinationszentrum des Landes mit der Bezeichnung Rescue Coordination Centre New Zealand (RCCNZ). In Australien kümmert sich die dortige Behörde für maritime Sicherheit (Australian Maritime Safety Authority, AMSA) um die Arbeit des Rescue Coordination Centre (RCC), welches ein zusammen mit Neuseeland betriebenes COSPAS-SARSAT Mission Control Centre (MCC) in Canberra nutzt.

Man hofft, die neuen Stationen in Neuseeland und Australien in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 in den Regelbetrieb überführen zu können. Vorher sind umfangreiche Tests der neu aufgebauten Einrichtungen und Systeme vorgesehen. Lassen sich die Pläne wie vorgesehen umsetzen, wird man damit zur ersten Implementierung von MEOSAR im asiatisch-pazifischen Raum kommen.

Für die erforderlichen Arbeiten in Neuseeland und Australien wurde von McMurdo bei einem Arbeitsbeginn im September 2014 ein Zeitraum von 15 Monaten angesetzt. Neben der Installation von Systemen wurde McMurdo auch mit Betreuungsaufgaben beauftragt. Laufen die Systeme, sollen sie für die nächsten zehn Jahre von McMurdo gewartet werden.

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