Wissenschaftler glauben, dass die biologische Uhr der Astronauten den Erfolg bemannter Weltraumreisen enorm gefährden und daher sogar verhindern könnte.
Ein Beitrag von Andreas Tramposch. Quelle: BBC News.
Professer Russell Foster und sein Forscherteam vom Imperial College in London studieren, wie Astronauten während Raumfahrtmissionen im Weltall zurechtkommen. In Verbindung mit dem US National Space Biomedical Research Institute (NSBRI) untersucht das Imperial College den Einfluss des bemannten Raumfluges auf das menschliche Schlafverhalten. Den NSBRI drückt es auf ihrer Homepage folgendermaßen aus: „Der Erfolg der bemannten Raumfahrt hängt hauptsächlich von der konstanten Wachsamkeit der Astronauten bei der Bedienung der extrem komplizierten Ausstattung ab. Der entscheidender Faktor dafür, ob eine Mission erfolgreich wird, ist genug Schlaf zu bekommen.“
Das erste Problem besteht darin, dass im Weltall die Astronauten einer extremen Schichtarbeit ausgeliefert sind. Bei Raumfahrtmissionen schlafen die Crewmitglieder daher sehr dürftig. Mit durchschnittlich nur zwei Stunden pro Nacht liegen sie damit weit unter der Schlafdauer, der sie normalerweise auf der Erde gewohnt sind. Vorhergehende Studien bei Nachtschichtarbeitern in verschiedenen Betrieben auf der Erde haben gezeigt, dass ein gestörtes Schlafmuster zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen und zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führt. Zum Beispiel liegt bei diesen Arbeitern das Risiko eines Autounfalls nach nur vier Tagen Arbeit in der Nachtschicht um 50 Prozent höher.
Ein weiteres Problem liegt in der Abweichung des menschlichen Rhythmus. Wissenschaftler haben durch mehrere Studien gezeigt, dass der biologische Zyklus durchschnittlich 24 Stunden und 11 Minuten besitzt. Diese geringfügige Abweichung von der tatsächlichen Zeit wird durch die Morgen- und Abenddämmerung täglich ausgebessert. Da es bei Raumfahrtmissionen im Weltall aber keine Sonnenaufgänge wie auf der Erde gibt, kann die menschliche Uhr der Astronauten auch nicht zurückgestellt werden. Während Raumfahrtmissionen könnte es daher schwierig werden, diesen gewohnten Rhythmus für die Astronauten zu regulieren. Eine Kombination beider Faktoren kann zu einer Überforderung in kniffligen Situationen führen, die dann fatal enden könnten.
Wissenschaftler gehen sogar soweit, dass sie behaupten, bemannte Weltraumerforschungen oder Reisen zum Mars wären aus diesem Grund momentan sogar unmöglich. Während aber bei technischen Schwierigkeiten eine Reihe von Dokumentationen und Untersuchungen stattfinden, wird das Problem der Schlafstörung der Astronauten nicht so ernst genommen, wie es tatsächlich ist. Professor Foster kommentiert das Problem des Schlafentzuges bei Astronauten so: „Technische Schwierigkeiten werden ausführlich dokumentiert. Es gibt jedoch nur wenig Untersuchungen bezüglich der medizinischen Gesundheitsprobleme, die bei den Astronauten auftreten könnten und ebenso wenige Verbesserungsvorschläge.“