Die Überraschung ist ihm gelungen: Anders als jahrhundertelang bekannte Kometen wie Halley wurde McNaught erst letzten Sommer entdeckt. Und er wurde auch noch so hell, dass ihn außer SOHO und STEREO selbst irdische Beobachter bei Tageslicht sehen konnten.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: SOHO/Space.com.
Das Weltraum-Sonnenobservatorium SOHO hat schon über 1.200 Kometen gesichtet, die innerhalb der Erdbahn an der Sonne vorbei schossen (oder von einer Protuberanz in ihre Bestandteile zerlegt wurden). SOHOs hoch empfindliches Teleskop LASCO C3 wurde entwickelt, um die Sonnenkorona zu untersuchen und dabei auch kleine, lichtschwache Objekte noch erkennen zu können.
In den letzten Tagen schoss nun ein Objekt durch LASCOs Sichtfeld, das für das Instrument bei Weitem zu hell war: Der Komet C/2006 P1, besser bekannt als „McNaught“. Zuvor war er schon monatelang von der Erde aus beobachtet worden und hatte sich seit Anfang des Jahres zu einem Objekt von beeindruckender Helligkeit entwickelt, das zuletzt sogar bei Tageslicht am Himmel sichtbar war. Tausende von Hobbyastronomen auf der nördlichen Erdhalbkugel freuten sich darüber, waren gleichzeitig aber auch frustriert, dass der Komet so nahe bei der Sonne stand – in die man ja tunlichst nicht hinein sehen sollte. Also blieben nur die etwa 45 Minuten Beobachtungszeit zwischen Sonnenuntergang und McNaught-Untergang. Oder man musste sich einen Berg, ein hohes Gebäude oder einen Baum suchen, der das Sonnenlicht abschirmte.
Dann war McNaught von der nördlichen Halbkugel aus nicht mehr zu sehen. Dafür schlug nun SOHOs Stunde. Und auch das erst im Oktober gestartete neue Weltraum-Sonnenobservatorium STEREO, genauer gesagt STEREO-B (B wie Behind) öffnete sein Teleskopauge erstmals vor ein paar Tagen und damit gerade rechtzeitig, um ein Bild von McNaught zu machen. Auch die Optik von STEREO-B war mit McNaughts Helligkeit überfordert.
Anders als zum Beispiel Halley und Tempel-1 ist McNaught kein altbekannter Komet, dessen Entdecker längst verstorben und dessen Wiederkunft schon zur Routine geworden ist. McNaught wurde erst am 7. August 2006 von dem britisch-australischen Astronomen Robert H. McNaught vom Siding Spring Observatory in New South Wales (Australien) entdeckt. Damals war der Komet noch ein sehr schwaches Objekt der Magnitude 17,3 und damit 25.000-mal schwächer als ein Objekt, das ein Mensch am nächtlichen Himmel gerade noch sehen kann. Robert McNaught ist zwar ein leidenschaftlicher Kometenjäger – dieser Komet ist bereits der 31. Himmelskörper, der seinen Namen trägt – sieht seine Entdeckung aber dennoch recht gelassen. Er sagt: „Es ist weitgehend Zufall, wer einen Kometen als Erster sieht“ und verweist statt dessen auf Programmierer der Universität von Arizona, die die Bildauswertungssoftware geschrieben haben, mit der er den Kometen letztlich entdeckt hat. Die Entdeckung geschah im Rahmen eines Programms zur Suche nach Objekten, die der Erde in Zukunft gefährlich nahe kommen könnten.
Dass McNaught sich zu einem Objekt von solcher Helligkeit entwickeln würde, war nicht von Anfang an zu erwarten. Erst als wiederholte Beobachtungen und Berechnungen zeigten, dass er sich noch innerhalb der Merkurbahn an der Sonne vorbei bewegen und diese ihm somit kräftig „einheizen“ würde, konnten die Wissenschaftler sich denken, dass die Show wohl ziemlich spektakulär werden würde.
Die Magnituden-Skala, mit der Astronomen die Helligkeit von Himmelskörpern beschreiben, hat eine logarithmische Aufteilung. Objekte mit Magnituden von großen positiven Zahlen sind sehr dunkel und mit bloßem Auge am Nachthimmel nicht zu erkennen. Dies ist erst ab Magnituden um Null herum der Fall. Sirius, der hellste Stern am Himmel, hat eine Magnitude von -1,4. Wirklich helle Objekte, die noch bei Tageslicht zu erkennen sind, haben negative Magnituden mit hohen Beträgen, wie etwa der Mond (-12,7) oder die Sonne (-26,7). McNaught hat bisher eine maximale Helligkeit von ca. -5 erreicht und war damit das hellste Objekt, dass SOHO überhaupt jemals beobachtet hat. Man muss in der Geschichte der Kometenbeobachtung weit zurück gehen, um einen noch helleren Kometen zu finden: Das war Ikeya-Seki, der 1965 eine Magnitude von -7 erreichte – und wohl auch nur deshalb, weil er während der Sonnenumrundung in drei Teile zerbrach, was die Helligkeit von Kometen gewöhnlich vorübergehend start erhöht.
Mittlerweile kann McNaught von der südlichen Erdhalbkugel aus beobachtet werden, wie er wieder in den fernen Weltraum entschwindet. Allerdings wird erwartet, dass seine Helligkeit nun rasch nachlässt, da er sich von der Sonne entfernt und deren Einfluss somit wieder schwindet.
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