Vor etwa einer Stunde, um 13:28 Uhr Ortszeit an der amerikanischen Ostküste, startete die aktuellste Mission der NASA zur weiteren Erforschung des Mars erfolgreich vom Stützpunkt der Air Force auf Cape Canaveral, Florida.
Ein Beitrag von Michael Clormann. Quelle: NASA, lasp.colorado.edu, universetoday.com.
Als Träger fungierte eine Atlas V-Rakete des US-amerikanischen Betreibers United Launch Alliance. Mit einer Startmasse von 2550 Kilogramm und einem Durchmesser des Sonden-Bus von nur rund zweieinhalb Metern, fand MAVEN problemlos Platz in der kleinsten verfügbaren Konfiguration der Launcher-Familie, der Atlas V-401. Im Betriebszustand werden die ausgeklappten Solarpanele dem Mars-Orbiter eine Spannweite von gut elf Metern verleihen, während seine Masse bis zum vollständigen Verbrauch des mitgeführten Treibstoffs auf gerade einmal 717 Kilogramm sinken wird.
Sollte der Flug von Mars Atmosphere and Volatile Evolution (MAVEN) ohne Komplikationen verlaufen, wird die Sonde am 22. September 2014, nach gut elf Monaten interplanetarer Reise, in einen hochelliptischen Orbit eintreten. Dessen Perigäum wird sich in einer Höhe von 150 Kilometern und das Apogäum von 6000 Kilometer über der Marsoberfläche befinden. Laut Missionsplan soll die Distanz zum Boden bei einigen Umrundungen sogar auf knapp 125 Kilometer abgesenkt werden, um auch tiefere Schichten der Atmosphäre durchfliegen und damit zusätzlich sensorisch erfassen zu können. Nach einem Jahr in der Umlaufbahn wird die reguläre Missionszeit abgelaufen sein. Man darf allerdings aus Erfahrungen mit ähnlichen Forschungssonden annehmen, dass ein effektiver Weiterbetrieb von MAVEN auch über diese zeitliche Minimalanforderung hinaus technisch möglich sein wird.
MAVEN repräsentiert, nach der spektakulären und viel beachteten Mission Mars Science Laboratory/Curiosity, welche im November 2011 von gleicher Stelle startete, ein ganz anderes Konzept der wissenschaftlichen Untersuchung unseres Nachbarplaneten. Die Raumsonde soll sich erstmals ausschließlich mit der Analyse der (oberen) Atmosphäre des vierten Planeten unseres Sonnensystems befassen, während früheres Interesse sich hauptsächlich der Oberfläche und dem Untergrund des Himmelskörpers zuwandte.
Da zumindest eine der ursprünglichen Fragestellungen an den Mars – ob Wasser als Grundlage für Leben dort existiert oder existiert hat – inzwischen beantwortet ist, wollen sich die Forscher dabei nun einem neuen Rätsel zuwenden: Wie und in welchem Umfang büßte der Planet seine womöglich früher vorhandenen, großen Vorräte an flüssigem Wasser, Stickstoff und Kohlenstoffdioxid ein? Wie haben sich die Bedingungen auf seiner Oberfläche und in der Atmosphäre so stark verändern können, dass der Rote Planet zu dem heute bekannten, unwirtlichen Himmelskörper geworden ist? Dem Konzept von MAVEN liegt die Hoffnung zugrunde, dass der genannte Fokus auf die Analyse der Restatmosphäre des Planeten eines der noch fehlenden Puzzlestücke zum Verständnis seiner offenbar bewegten Vergangenheit darstellt. Zusätzlich wird auch die Gelegenheit wahrgenommen, die gegenwärtige Rate des Masseverlusts der planetaren Atmosphäre zu bestimmen, um deren aktuellen Zustand in die Entwicklungsgeschichte des Mars einordnen zu können.
MAVEN verfügt zur Durchführung seiner Mission über eine große Bandbreite an Instrumenten. Die überwiegende Anzahl der Sensoren wird die Partikel des Sonnenwinds, ihre Wechselwirkung mit der Hochatmosphäre und die lokalen Magnetosphäre vermessen. Außerdem sind das Imaging Ultraviolet Spectrometer (IUVS) zur makroskopischen Erfassung der Atmosphäre und ein Massenspektrometer zur Bestimmung von Gas- und Ionenisotopen mit an Bord.
MAVEN ist die zweite und vorläufig letzte Mission des Mars Scout Program, das mit dem Start des Marslanders Phoenix im Jahr 2007 in die operationelle Phase eintrat. Ziel des Programms war die Durchführung kostengünstiger Forschungsmissionen auf dem Roten Planeten.
In den letzten Wochen schien die planmäßige Durchführung der Mission kurze Zeit nicht mehr vollständig gesichert, da die finanziellen und personellen Mittel der NASA im Zuge des „Shutdown“ der US-Behörden kurzfristig nicht zur Verfügung standen. Da MAVEN aber, nach Angabe der Projektbeteiligten, ohnehin vor dem Zeitplan lag, und zusätzlich eine Sonderfinanzierung für die Startvorbereitung erreicht wurde, konnte das Zeitfenster für den Flug letztendlich ohne größere Probleme eingehalten werden.
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