Marsrover Opportunity überbrückt die Marathondistanz

Mit einer Fahrt über 46,5 Meter erreichte der Kilometerzähler des Marsrovers Opportunity am 24. März 2015 einen Stand von 42.195 Metern, welche seit der am 25. Januar 2004 erfolgten Landung auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zurückgelegt wurden. Obwohl diese ‚Marathondistanz‘ lediglich einen symbolischen Charakter hat zeigt sich dadurch trotzdem sowohl die Robustheit dieses Rovers als auch das Können der für den Betrieb von Opportunity verantwortlichen Techniker und Ingenieure.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL.

NASA, JPL-Caltech
Hinter dem Berggrat im Vordergrund befindet sich das Marathon Valley, welches der Rover Opportunity in den nächsten Wochen eingehend erforschen wird. Auf dem Weg zu diesem Ziel wurde am 24. März 2015 die ‚Marathondistanz’ von 42,195 Kilometern überbrückt. Das hier gezeigte Panorama beruht auf Aufnahmen, welche die Navigationskamera des Marsrovers bereits am 3. und 4. März 2015 anfertigte.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelten Wissenschaftler der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA den Plan, eine aus zwei Rovern bestehende Robotermission zu unserem äußeren Nachbarplaneten zu entsenden. Das primäre Ziel dieser aus zwei baugleichen Rovern bestehenden Robotermission, so die gestellte Zielsetzung der NASA, sollte die Suche nach Anzeichen für ein früheres Vorhandensein von flüssigem Wasser auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten sein. Insbesondere sollten dazu die Zusammensetzung und Verteilung von Mineralien und Gesteinen in der unmittelbaren Umgebung der Landestellen der beiden Rover untersucht werden. In Anlehnung an ihre instrumentarischen Ausstattung mit verschiedenen Spektrometern und diversen Kamerasystemen sowie einer Mikroskopkamera und einem Gesteinsbohrer zur direkten Untersuchung der Marsoberfläche werden die beiden Rover Spirit, dessen Mission allerdings bereits im Mai 2011 beendet wurde (Raumfahrer.net berichtete), und Opportunity auch als „Robotergeologen“ bezeichnet.

NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems, New Mexico Museum of Natural History & Science
Die gelbe Linie markiert die Strecke, welche Opportunity seit seiner Landung auf dem Mars zurückgelegt hat. Am 24. März 2015 wurde dabei die symbolträchtige Marathondistanz von 42,195 Kilometern bewältigt.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems, New Mexico Museum of Natural History & Science)

Was von der NASA anfangs als eine Mission von lediglich 90 Tagen Dauer geplant war, in denen jeder der beiden Rover eine Strecke von optimistisch veranschlagten etwa 700 bis bestenfalls 1.000 Metern zurücklegen sollte, entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahre zu einer nahezu unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Sowohl aus technischer als auch aus wissenschaftlicher Sicht übertrafen die beiden Rover selbst die am höchsten angesetzten Erwartungen bei Weitem. Neben einer Vielzahl an wissenschaftlichen Erkenntnissen – unter anderem auch aufgrund der während dieser Untersuchungen gesammelten Daten der beiden Rover gilt es mittlerweile zum Beispiel als gesichert, dass auf der Oberfläche des Mars vor Jahrmilliarden Wasser geflossen ist, welches dabei lange genug auftrat, um die auf der Marsoberfläche befindlichen Gesteine auch chemisch zu verändern – wurde der Rover Opportunity bereits im Juli 2014 zu dem ‚Rekordhalter‘ für jenseits der Erde zurückgelegte Fahrten und die dabei überbrückten Distanzen (Raumfahrer.net berichtete).

Die Marathondistanz – ein letztendlich allerdings lediglich symbolischer Wert
Mit einer Fahrt über 46,5 Meter erreichte der Kilometerzähler des Marsrovers Opportunity nach fast genau elf Jahren und zwei Monaten schließlich am 24. März 2015 einen Stand von 42.195 auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zurückgelegten Metern, was der bei einem Marathonlauf zurückzulegenden Entfernung entspricht.

„Natürlich geht es uns bei dieser Mission nicht um das Aufstellen von Entfernungsrekorden. Es geht vielmehr um wissenschaftliche Entdeckungen auf dem Mars, die späteren Missionen noch bedeutendere Funde ermöglichen sollen“, verdeutlicht Dr. Steve Squyres von der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York, der für diese Mission verantwortliche wissenschaftliche Projektleiter, den letztendlich lediglich symbolischen Wert dieses weiteren Meilensteins der Opportunity-Mission. „Aber es fühlt sich schon ziemlich cool an, auf dem Mars einen Marathon gelaufen zu haben.“

NASA, JPL-Caltech, University of Arizona
Am 24. März 2015 beendete der Rover Opportunity nach elf Jahren und zwei Monaten erfolgreich den ersten Marathon auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten. Welcher Rover – oder Astronaut – wird diesen Rekord im Rahmen der zukünftigen Erforschung des Mars brechen?
(Bild: NASA, JPL-Caltech, University of Arizona)

Nach dieser Fahrt vom vergangenen Dienstag befindet sich der Marsrover Opportunity jetzt am westlichen Rand des etwa 30 Meter durchmessenden Kraters „Spirit of St. Louis“. Hierbei handelt es sich um einen bereits älteren und dementsprechend stark erodierten Krater, der in den kommenden Tagen untersucht werden soll. Im Anschluss an diese Analysen soll dann die intensive Erkundung des benachbarten „Marathon Valley“ beginnen. Hierbei handelt es sich um ein zwar flaches, dafür aber auch sehr breites Tal, in dessen Inneren in den vergangenen Jahren durch das CRISM-Spektrometer des Mars Reconnaissance Orbiter (kurz MRO) der NASA erhöhte Konzentrationen von verschiedenen Tonmineralen und Schichtsilikaten registriert wurden, welche sich dort anscheinend auf engen Raum konzentrieren.

Durch die eingehende Untersuchung dieser Minerale, welche sich nur unter dem langfristigen Einfluss von Wasser mit einem nahezu neutralen pH-Wert gebildet haben können, und der Erforschung der allgemeinen geologischen Bedingungen in dieser Region erhoffen sich die an der Opportunity-Mission beteiligten Wissenschaftler weitere Erkenntnisse über die Vorgänge, welche einstmals zu der Bildung dieser Tonminerale führten und über die Umweltbedingungen, die dabei vor Jahrmilliarden in diesem Bereich der Marsoberfläche vorherrschten. Bei diesen Arbeiten kann Opportunity in Zukunft auch wieder auf seinen Flash-Speicher zurückgreifen.

Der Flash-Speicher steht wieder zur Verfügung
Im Jahr 2014 traten mehrfach Probleme mit dem Flash-Speicher des Bordcomputers von Opportunity auf. Diese Probleme waren letztendlich so gravierend, dass der Rover seit dem Dezember 2014 auf diesen nichtflüchtigen Speicher verzichten musste (Raumfahrer.net berichtete). Dies hatte zur Folge, dass der Rover alle an einem ‚Arbeitstag‘ gesammelten Daten noch vor dem Einbruch der Marsnacht und dem dann beginnenden ‚Schlafmodus‘ an sein Kontrollzentrum übermitteln musste. Daten, welche nicht vor dem routinemäßig erfolgenden Wechsel in den nächtlichen Ruhemodus übertragen werden konnten, gingen dagegen beim Neustart des Computersystems am nächsten Tag unwiderruflich verloren.

NASA, JPL-Caltech, Cornell University, USGS, Arizona State University
Auf seinem Weg über die Marsoberfläche passierte Opportunity in den vergangenen elf Jahren mehrere ‚Meilensteine‘. Einige davon sind in dieser Grafik erwähnt. Weitere Berichte zu der Mission der Rover Spirit und Opportunity finden Sie in unserem Newsarchiv auf der entsprechenden Sonderseite von Raumfahrer.net.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Cornell University, USGS, Arizona State University)

Als für die Flashspeicher-Probleme verantwortliche Fehlerquelle wurde eine der insgesamt sieben Speicherbänke des Flash-Speichers identifiziert. Am 24. Februar 2015 wurde schließlich eine neue Softwareversion an den Rover überspielt, durch deren Einsatz diese Speicherbank in Zukunft dauerhaft außer Betrieb gesetzt werden soll (Raumfahrer.net berichtete). Die von Opportunity bereits am 20. März an sein Kontrollzentrum am JPL übermittelte Telemetriewerte zeigten, dass die Übertragung des Softwareupgrades und der anschließend am 19. März erfolgte Reboot des Systems erfolgreich verlaufen ist. Seitdem steht dem Rover somit auch wieder der Flash-Speicher zur Verfügung.

„Wie wir in den vergangenen drei Monaten gesehen haben kann Opportunity auch ohne seinen Flash-Speicher produktiv arbeiten“, so John Callas, der Projektmanager der Opportunity-Mission am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien. „Aber mit diesem Speicher sind wir flexibler. Der Rover kann mehr Daten sammeln, als an einem einzigen Tag zur Erde geschickt werden können. Größere, im Rahmen von intensiven Untersuchungen gesammelte Datenmengen können dagegen zunächst im Flash-Speicher abgelegt und anschließend über mehrere Tage hinweg zur Erde geschickt werden.“
Bis zum heutigen Tag – dem gerade beginnenden Sol 3971 seiner Mission – hat der Marsrover Opportunity 201.794 Aufnahmen von der Oberfläche und der Atmosphäre des „Roten Planeten“ aufgenommen und an sein Kontrollzentrum übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.

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