Der Marsrover Curiosity hat seinen zehntägigen Zwischenstopp zur Untersuchung einer Gesteinsformation beendet und befindet sich mittlerweile wieder auf dem Weg zu dem im Inneren des Gale-Kraters gelegenen Zentralberges Aeolis Mons.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL.
Nach dem Abschluss seiner Untersuchungen in der Region Shaler begann der von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Marsrover Curiosity seine Fahrt zu dem im Inneren des Gale-Kraters gelegenen Zentralberges Aeolis Mons (Raumfahrer.net berichtete). Auf der hierfür vorgesehenen, etwa 8,6 Kilometer langen Route zum Rand des etwa 5,5 Kilometer hohen Berges wurden von den an der Mission beteiligten Wissenschaftlern insgesamt fünf Punkte – die sogenannten „Waypoints“ – ausgewählt, an denen der Rover jeweils mehrtägige Stopps für ausführlichere wissenschaftliche Untersuchungen einlegen soll.
Das wissenschaftliche Ziel dieser Analysen besteht darin, Informationen über die Geologie des Geländes zu sammeln, welches sich zwischen der Region Shaler und dem Aeolis Mons befindet. Diese Daten sollen den Wissenschaftlern dabei helfen, die bisher gewonnenen Informationen in einen Kontext zu den Erkenntnissen zu setzen, welche zukünftig bei den geschichteten Gesteinsablagerungen des Zentralberges erlangt werden. Ein spezielles Augenmerk soll dabei auf geologische Strukturen gerichtet werden, welche offensichtlich durch fließendes Wasser erzeugt beziehungsweise verändert wurden.
„Wir wollen die Geschichte des Wassers im Gale-Krater verstehen“, so Dawn Sumner von der University of California, Mitglied des wissenschaftlichen Teams der Curiosity-Mission und in leitender Funktion für die Planung dieses ersten Zwischenstopps verantwortlich.
„Ist das Wasser, welches für die Ablagerung des Sandsteins beim Waypoint 1 verantwortlich war in etwa zur selben Zeit aufgetreten wie das Wasser, welches bei Yellowknife Bay [einer Oberflächenformation in der Region Shaler] aufgetreten ist?“ Sollte dies der Fall sein, so sollte die Oberfläche in beiden Bereichen im Großen und Ganzen eigentlich über die gleiche Zusammensetzung verfügen. Sollte dies allerdings nicht der Fall sein, so dürfte sich die „Geschichte des Wassers“ komplizierter gestalten. Die Planetologen wollen anhand ihrer Beobachtungsergebnisse die langfristige Geschichte dieser Region entschlüsseln.
Darwin
Bereits am 10. September und somit mehrere Tage früher als ursprünglich geplant gelangte Curiosity durch eine Fahrt über rund 78 in die unmittelbare Nähe von „Darwin“, dem ersten der ausgewählten Waypoints (Raumfahrer.net berichtete). Zwei Tage später platzierte sich der Rover nach einer kurzen Fahrt über lediglich 2,23 Meter unmittelbar vor der zur Untersuchung ausgewählten Gesteinsformation.
Dieser spezielle Bereich von Darwin wurde bereits mehrere Tage zuvor für eingehende Untersuchungen ausgewählt, da die wissenschaftliche Hauptkamera des Rovers, die MastCam hier aus einer Entfernung von rund 100 Metern Strukturen ausmachen konnte, welche die Mitarbeiter der Mission als Klasten und Konglomerate interpretierten. Nach dem Erreichen des ausgewählten Bereiches wurde dieser zunächst eingehend mit zwei der am Instrumentenarm des Rovers befestigten Kontakt-Messinstrumente, dem APX-Spektrometer und der MAHLI-Kamera, untersucht.
Kurz vor dem Erreichen von Darwin wurden allerdings an einer mehrere Meter neben dem ausgewählten Punkt gelegenen Stelle zusätzlich venenartige Strukturen entdeckt, welche offenbar aus einem anderen Material als der restliche Untergrund bestehen. Vergleichbare Formationen wurden zuvor bereits in der Region Glenelg beobachtet.
Da man sich durch das vorzeitige Erreichen von Darwin ein gewisses Zeitpolster geschaffen hatte entschlossen sich die für den Betrieb des Rovers Verantwortlichen dazu, auch diesen Bereich im Rahmen einer dreitägigen Untersuchung genauer zu begutachten. Auch hierbei kamen das APX-Spektrometer sowie die MAHLI-Kamera zum Einsatz, wobei verschiedene in der Reichweite dieser Instrumente gelegene Teilbereiche der Marsoberfläche untersucht wurden. Zusätzlich wurde mehrfach die ChemCam eingesetzt und mit allen zur Verfügung stehenden Kamerasystemen mehrere hundert Fotoaufnahmen angefertigt.
Erste Auswertungen gehen dahin, dass die Oberfläche im Bereich von Darwin in erster Linie aus Sandstein besteht. Dieses Gestein ist von diversen Brüchen durchzogen, welche nach ihrer Bildung von einem gegenüber der Erosion wiederstandsfähigerem Material ausgefüllt wurden. Während dieses erosionsresistente Material erhalten blieb, wurde der umgebende Sandstein im Laufe der Zeit durch erosive Prozesse teilweise abgetragen.
Die genaue Zusammensetzung der an diesem Prozess beteiligten Materialien wurde unter anderem durch das APX-Spektrometer ermittelt. Die dabei gewonnenen Daten müssen allerdings erst noch ausgewertet werden.
Weiterfahrt zum Aeolis Mons
Nach dem Abschluss der Untersuchungen verließ Curiosity den „Waypoint 1“ bereits am 22. September 2013 im Rahmen einer über eine Distanz von 22,8 Meter in die westliche Richtung führenden Fahrt obwohl sich im Bereich von Darwin noch mehrere interessante Gesteinsformationen befanden, welche allerdings aus Zeitgründen nicht untersucht werden konnten. Die Strecke zu dem zweiten, etwa 1.100 Meter entfernt gelegenen „Waypoint 2“ soll laut den Planungen der an der Mission beteiligten Wissenschaftler und Ingenieure möglichst schnell überbrückt werden.
„Wir müssen genau abwägen zwischen dem Wunsch, den Zentralberg so schnell wie möglich zu erreichen und dem Wunsch auf dem Weg dorthin möglichst viele Gesteine zu untersuchen“, so Kenneth Williford, einer der an der Mission beteiligten Wissenschaftler. „Unser aus über 450 an dieser Mission beteiligten Wissenschaftlern bestehendes Team hat sich dafür entschieden, dass unsere Priorität beim Erreichen des Berges liegt – abgesehen von diesen wenigen Zwischenstopps an den Waypoints.“
Wissenschaftliche Analysen werden sich bis dahin im Wesentlichen auf routinemäßig erfolgende Messungen und Fotoaufnahmen beschränken, welche den Fahrbetrieb des Rovers nicht nennenswert beeinträchtigen und entweder vor oder nach einer durchzuführenden Fahrt erfolgen. Im Rahmen weiter Fahrten, welche am 24., am 25. und am 27. September erfolgten, wurden insgesamt weitere rund 200 Meter überbrückt.
Der Komet C/2012 S1 (ISON)
Unabhängig von der Weiterfahrt des Rovers bereiten sich die an der Mission beteiligten Mitarbeiter derzeit darauf vor den Kometen C/2012 S1 (ISON) mit Curiositys Kamerasystemen abzubilden. Der Komet C/2012 S1 (ISON) wird den Mars in den Morgenstunden des 2. Oktober 2013 in einer Entfernung von lediglich 10,8 Millionen Kilometern passieren. Neben dem Rover Curiosity sollen auch die Kamerasysteme von Opportunity – dem zweiten derzeit aktiven Marsrover – sowie der beiden Marsorbiter Mars Reconnaissance Orbiter und Mars Express versuchen, den Kometen bei dieser dichten Passage abzubilden.
Bis zum heutigen Tag, dem „Sol“ 408 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity eine Distanz von rund 3.000 Metern auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zurückgelegt. Seit dem Erreichen des Mars haben die Kamerasysteme von Curiosity 86.590 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar. Die im Rahmen der Untersuchung der Gesteinsformation Darwin angefertigten Aufnahmen finden Sie dort zwischen den Sols 392 und 402.
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