Auch der Marsrover Curiosity hat die erst kürzlich beendete Sonnenkonjunktion gut überstanden und konnte seine Arbeiten mittlerweile wieder aufnehmen. In den nächsten Tagen soll der Rover dabei eine zweite Bohrung auf der Marsoberfläche durchführen und die so gewonnenen Materialproben anschließend ausführlich untersuchen.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, USGS. Vertont von Peter Rittinger.
Aufgrund der erst kürzlich beendeten Konjunktionsstellung des Mars – hierbei handelt es sich um eine etwa alle 26 Monate auftretenden Planetenstellung, bei der sich der Mars von der Erde aus gesehen direkt neben der Sonne befindet – war im Zeitraum zwischen dem 4. April und dem 1. Mai 2013 keine direkte Kommunikation mit dem auf der Marsoberfläche operierenden Rover Curiosity möglich (Raumfahrer.net berichtete über diese Konjunktion).
Allerdings war Curiosity während der vierwöchigen Kommunikationsunterbrechung nicht untätig. Vielmehr nutzte der Rover mehrere seiner insgesamt zehn wissenschaftlichen Instrumente, um die Untersuchungen des Mars autonom fortzusetzen. Die dabei gesammelten Messwerte der Instrumente RAD, REMS und DAN wurden zunächst im Bordcomputer des Rovers abgelegt beziehungsweise an die beiden im Marsorbit befindlichen NASA-Orbiter Mars Odyssey und Mars Reconnaissance Orbiter übermittelt und erst nach dem Ende der Konjunktion von dort aus an die Stationen des Deep Space Network (DSN) der NASA übertragen.
Bei der Auswertung der ebenfalls übermittelten Telemetriewerte des Rovers zeigte sich, dass Curiosity sich in einem guten Zustand befindet und die vierwöchige Phase der Sonnenkonjunktion ohne zwischenzeitlich aufgetretene Probleme überstanden hat. Bereits am 2. Mai konnte der Rover – mit neuen Kommandos von seinem Kontrollzentrum versehen – den wissenschaftlichen Betrieb fortsetzen, wobei unter anderem auch der Laser der ChemCam zum Einsatz kam.
Neue Software
In den folgenden Tagen wurde dem Rover eine neue, für den Einsatz und die Aktivitäten auf der Marsoberfläche optimierte Version seiner „Flugsoftware“ überspielt. Während der letzten beiden Tage wurde die Funktionalität der Software überprüft, wobei ein besonderes Augenmerk auf die präzise Ausrichtung der verschiedenen Kameras gelegt wurde. Obwohl dabei bisher keine Probleme auftraten sind zunächst noch weitere Analysen und Tests vorgesehen, bevor der Rover seine ihm zur Verfügung stehenden Kapazitäten wieder voll ausschöpfen wird.
Eine weitere Bohrung ist geplant
Zeitgleich wählten die an der Mission beteiligten Wissenschaftler ein neues Bodenziel aus, welches in den kommenden Tagen mit dem am Kopfstück des Instrumentenarms montierten Gesteinsbohrer angebohrt werden soll.
Die für diese Bohrung ausgewählte Gesteinsformation „Cumberland“ befindet sich lediglich 2,75 Meter westlich von der Formation „John Klein“, an der Curiosity bereits am 2. Februar 2013 erstmals seinen Bohrer einsetzte (Raumfahrer.net berichtete) und die in den folgenden Monaten ausführlich untersucht wurde. Die entsprechenden Analysen führten zu dem Ergebnis, dass der Mars in diesem Bereich seiner Oberfläche in der Vergangenheit Bedingungen aufwies, welche die Existenz von primitiven Lebensformen prinzipiell begünstigt haben könnten (Raumfahrer.net berichtete).
Durch die jetzt geplante Untersuchung einer zweiten Bohrprobe, welche nur wenige Meter entfernt genommen wird, sollen die Ergebnisse der ersten Bohrung bestätigt werden. Sehr wahrscheinlich auftretende Kreuzkontaminationen durch das zuvor durch den Bohrer bei „John Klein“ entnommene Material dürften unwesentlich sein, da beide Gesteinsformationen über eine vergleichbare Zusammensetzung verfügen.
Wesentliche Unterschiede scheinen darin zu liegen, dass die jetzt gewählte Formation „Cumberland“ über eine körnigere Oberfläche verfügt, welche dem Gestein ein unebenes Aussehen verleihen. Bei diesen auch bei „John Klein“ beobachteten Körnern handelt es sich um erosionsbeständige Mineral-Konktretionen, welche sich vor langer Zeit unter dem Einfluss von Wasser gebildet haben. Die Analyse einer Probe, welche mehr Material von diesen Konkretionen enthält, könnte laut den beteiligten Wissenschaftlern Informationen über die Variabilität innerhalb der Gesteinsschicht liefern, in der sich sowohl „John Klein“ als auch „Cumberland“ befinden.
Die weitere Vorgehensweise
Bereits in wenigen Tagen soll sich Curiosity in Bewegung setzen und die wenigen Meter bis zur Cumberland-Formation überbrücken. Nach der dortigen Entnahme der Bohrprobe, einer eingehenden Untersuchung dieser Probe durch die Analyseinstrumente CheMin und SAM und begleitenden Kameraaufnahmen soll der Rover noch verschiedene weitere Messungen im Bereich seines aktuellen Standortes durchführen. Derzeit wurde noch nicht entschieden, wie lange diese Untersuchungen im Detail andauern werden.
Nach dem Abschluss dieser Analysen soll Curiosity seine Fahrt durch den Gale-Krater jedoch fortsetzen und sich dabei in die Richtung des im Zentrum des 154 Kilometer durchmessenden Gale-Kraters gelegenen Zentralberges begeben. Mit dieser Fahrt zum Aeolis Mons, so der Name dieses Berges, wird der Rover dann den Rest dieses Jahres beschäftigt sein. Die Fahrt soll dabei lediglich für einige wenige Untersuchungen, durch welche das überbrückte Gelände weiter analysiert werden soll, kurz unterbrochen werden.
Bis zum heutigen Tag, dem „Sol“ 270 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity eine Distanz von etwa 746 Metern auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zurückgelegt. In diesem Zeitraum haben die Kamerasysteme des Rovers bisher 51.896 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.
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