Nicht ohne Schwierigkeiten, doch letztendlich erfolgreich konnte die erste Antenne des Radarexperiments MARSIS an Bord der Raumsonde Mars Express entfaltet werden.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
Das italienisch-amerikanische Radarexperiment MARSIS ist ein wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Beobachtungsinstrumente an Bord des ersten europäischen Mars-Orbiters. Durch Analyse langwelliger Radiostrahlung, die von MARSIS ausgesendet und nach Teilreflektion durch die oberen Schichten des Marsbodens wieder aufgefangen werden soll, erhoffen sich die Missionswissenschaftler unter anderem Hinweise auf Wasservorkommen unter der Marsoberfläche bis zu einer Tiefe von wenigen Kilometern. Abgesehen von der wissenschaftlichen Bedeutung eines solchen Nachweises hätten derartige Wasservorkommen auch eine große Relevanz für die Planung zukünftiger bemannter Marsmissionen.
MARSIS ist mit zwei je 20 Meter langen Hauptantennen und einer weiteren, sieben Meter langen Antenne ausgestattet, die sich beim Start der Raumsonde im gefalteten Zustand befanden und ursprünglich bereits im letzten Frühjahr nach Einschwenken von Mars Express in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten hätten entfaltet werden sollen. Wie von Raumfahrer.net bereits berichtet wurde die Antennenentfaltung immer wieder verschoben, da erst durch aufwendige Simulationen jedes Risiko für den Orbiter durch einen bei diesem Vorgang eventuell zurückschwingenden Antennenmast ausgeschlossen werden sollte. Am 4. Mai begann dann endlich die Entfaltung des ersten 20 Meter langen Antennenmastes, der sich aus 13 einzelnen Segmenten zusammensetzt. Dabei rastete eines dieser Segmente jedoch nicht wie geplant ein, so dass die Entfaltung der übrigen Antennen zunächst verschoben wurde.
Da als Ursache für dieses Problem die extreme Kälte des Weltalls vermutet wurde, der die aus Kevlar und Fieberglas bestehenden Segmente des Antennenmastes seit dem Start von Mars Express im Sommer 2003 ausgesetzt waren, entschieden sich die Missionsspezialisten für eine Verlagerung der Ausrichtung des Orbiters im Raum. Dadurch sollte die kalte Seite des Antennenmastes der Sonneneinstrahlung ausgesetzt und erwärmt werden – durch die damit verbundene Ausdehnung des Materials, so die Hoffnung, würde das betreffende Antennensegment endlich einrasten.
Das entsprechende Manöver wurde am Dienstag dieser Woche um 21:20 Uhr (MESZ) durchgeführt, nach einer Stunde nahm die Raumsonde dann wieder ihre vorherige Ausrichtung ein. Einer Analyse der anschließend zur Erde gesandten Daten zufolge führte diese Aktion zum gewünschten Erfolg, alle Segmente des ersten MARSIS-Antennenmastes sind nunmehr in der vorgesehenen Position eingerastet.
Die beiden anderen Antennenmaste werden in den kommenden Wochen folgen, nachdem die Erfahrungen bei der Entfaltung des ersten Mastes ausgewertet worden sind – MARSIS befindet sich endlich auf gutem Wege zur vollen Einsatzbereitschaft.