Die Zeit ist offenbar gut für die Ankündigung großer Projekte in der Raumfahrt. Eine Vision zur stufenweisen Besiedlung des Roten Planeten reiht sich hier ein. (Newsimage: SpaceX)
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Mars One, NASA, Welt Online, SpaceX.
Allerdings stehen hier im Gegensatz zu Stratolaunch oder Planetary Resources noch keine gesicherten Gelder hinter dem Projekt, sondern nur Absichtsbekundungen. Ein Team weitgehend unbekannter niederländischer Raumfahrtenthusiasten unter Leitung von Bas Lansdrop ist um die (westliche) Welt gereist und hat nach Unterstützung für eine Idee gesucht, die verschiedene frühere Konzepte in sich vereint und rein privat, z.T. über Medienkonzerne finanziert werden soll.
Immerhin hat man auf der Reise eine Reihe von raumfahrterfahrenen Firmen gefunden, welche die Idee mit Rat und Tat unterstützen wollen und können. Diese präsentiert man nun unmittelbar nach einem großen und weltweit beachteten Erfolg eines dieser Unterstützer. Trägerrakete, Raumschiff, Lander und Habitatgrundlage könnten nämlich von SpaceX (USA) entwickelt und gebaut werden. ILC Dover (USA) hat Erfahrungen mit Landesystemen sowie entfaltbaren Strukturen. Auch diese werden, vor allem für den Lebensraum der Marsfahrer benötigt. Die MDA Corporation (USA) ist Spezialist auf den Gebieten Kommunikation und Robotik im Weltraum und auf fremden Himmelskörpern. Paragon Space Development (USA) verfügt über umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Lebenserhaltungssysteme. Surrey Satellite Technology (GB) ist weltweit führend bei der Entwicklung von Kleinsatelliten. Den Reigen komplettiert Thales Alenia Space (Fr/It), die sich bestens auf die Fertigung großer Druckmodule für den Weltraum verstehen. Die Hüllen mehrerer Module der Internationalen Raumstation stammen von TAS, ebenso die der ESA-Versorgungsraumschiffe vom Typ ATV und der in Zukunft eingesetzten Cygnus-Frachter der Orbital Sciences Corporation.
Insgesamt hat man für jeden wichtigen Bereich der Mission einen erfahrenen und kompetenten Partner für Entwicklung, Fertigung und Betrieb gewinnen können. Ungesichert ist hingegen die Finanzierung, da die erwähnten Firmen diese Mission nicht bezahlen wollen und können. Vor allem in den USA gibt es aber eine Reihe schwerreicher Enthusiasten, die immense Miittel in derartige Projekte stecken. Ob man mit Mars One zur rechten Zeit angetreten ist, wird sich zeigen.
Die Planung sieht vor, dass 2016 zunächst ein Kommunikationssatellit zum Mars aufbricht. Er soll als Mittler zwischen den beiden Planeten dienen. Wenn alles funktioniert, soll ihm 2018 ein unbemanntes Erkundungsfahrzeug folgen, mit dem eine geeignete Stelle für die künftige Besiedlung ausfindig gemacht würde. Noch einmal 2 Jahre später, also 2020 sollen dann die ersten Komponenten der Siedlung zum Mars starten. Monate später landen sie in kurzen Abständen im gleichen Gebiet und werden zu einem Versorgungskomplex verbunden. Grundlage für jedes Modul ist eine SpaceX-Kapsel a la Red Dragon. Einige Module sollen der Versorgung dienen, andere beherbergen Lebenserhaltungssysteme. Um die Module herum wird von Rovern eine Infrastrastruktur aus Energiegewinnungs- und Kommunikationsanlagen aufgebaut.
Im September 2022 könnte dann die erste vierköpfige Besatzung zum Roten Planeten aufbrechen und im April 2023 im Siedlungsgebiet landen. Nach dem Transport des Wohnmoduls zum Komplex und dem Anschluss an dessen Versorgung sollen entfaltbare Strukturen den Lebens- und Arbeitsraum stückweise erweitern. Im Abstand von jeweils reichlich 2 Jahren, wenn also Erde und Mars für einen Überflug günstig zueinander stehen, sollen weitere Raumschiffe mit 4 Manschen an Bord folgen. Auf diese Weise ließe sich eine langfristige menschliche Siedlung auf dem Mars aufbauen, die sich später auch selbst versorgen können soll. Eine Rückkehr der Raumfahrer auf die Erde ist dabei (zunächst) nicht vorgesehen.
Damit folgt der Plan verschiedenen bereits in den letzten Jahrzehnten entwickelten Ideen. Den direkten Weg zum Mars hat man von Mars Direct (Robert Zubrin und Richard Wagner), ebenso die vorbereitenden unbemannten Missionen, die eine Infrastruktur schaffen, noch bevor sich Menschen auf den Weg zum Mars machen. Auch der Flug ohne Wiederkehr, One Way Mars (Dirk Schulze-Makuch und Paul Davies) wird seit einiger Zeit in verschiedenen Kreisen diskutiert. Dafür hatten sich 2010/11 bereits mehrere Hundert US-Amerikaner nach einer Veröffentlichung in der Zeitschrift „Journal of Cosmology“ gemeldet.
Angesichts der Tatsache, dass in den zurückliegenden Monaten eine Vielzahl privat finanzierter oder unterstützter Raumfahrtprojekte angekündigt oder in die Wege geleitet worden sind, bleibt abzuwarten, ob der „Commercial Space“-Hype auch kommerzielle Erfolge verbuchen kann und nicht wie die IT-Blase der 1990er zerplatzt. Interessant für den begeisterten Laien sind sie aber allemal. Wir bleiben weiter dran und halten Sie auf dem Laufenden.
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